Nach den Krawallen im Steintor im Anschluss an das Werder-Spiel gegen Mainz wehrt sich die Polizei gegen Kritik. Im Viertel waren Ultras und Hooligans aufeinander losgegangen. - Foto: Gumzmedia/Oliver Soller
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Nach den Krawallen im Steintor im Anschluss an das Werder-Spiel gegen Mainz wehrt sich die Polizei gegen Kritik. Im Viertel waren Ultras und Hooligans aufeinander losgegangen.

Ermittler suchen nach Zeugen

Krawalle: Polizei wehrt sich gegen Kritik - kein Fan-Marsch durchs Viertel

Bremen - Von Thomas Kuzaj. Kein Fan-Marsch durchs Viertel vor und nach Werders Pokalspiel gegen Freiburg am Mittwoch – nach den Krawallen im Anschluss an das Bundesligaspiel gegen Mainz am Sonnabend ändert die Polizei ihre Strategie.

Außerdem wehrt sie sich gegen Kritik. Polizeipräsident Lutz Müller fragte am Dienstag, warum nicht die Gewalt stigmatisiert werde, sondern stattdessen die Arbeit der Polizei.

Die „Gewalteskalation“ sei „durch nichts zu legitimieren“, sagte Müller. Ermittelt werde nun gegen alle Beteiligten. „Wir konzentrieren uns nicht auf Ultras oder jene, die eventuell Hooligans sind.“ Eins aber stört Müller gewaltig: „Es ist immer wieder das Problem, dass nach solchen Ereignissen viel geredet wird. Es haben sich viele zu Wort gemeldet, auch über Twitter und Facebook. 

Bei der Polizei aber sind die Menschen nicht bereit, Aussagen zu machen.“ Auch Mitarbeiter des Fan-Projekts – zu je einem Drittel von der Deutschen Fußball-Liga, Werder und der Stadt finanziert, wie Müller ausdrücklich erwähnte – „äußern sich gerne hinter vorgehaltener Hand, aber nicht bei der Polizei.“ Müller: „Das hilft uns nicht weiter.“

Ermittler verteilen Flugblätter

Zeugen aber brauchen die Ermittler. Am Dienstag verteilte die Polizei rund um die „Steintor-Schänke“, wo es am Sonnabend zu den Ausschreitungen zwischen linksgerichteten Ultras und teilweise rechtsgerichteten Hooligans gekommen war, Flugblätter mit der Bitte, sich als Zeuge zu melden.

Der Vorfall am Sonnabend „war nicht zu verhindern“, sagte Rainer Zottmann, Leiter der Direktion Einsatz – wie es bei der Polizei offiziell heißt. Da es vor dem Spiel keine Hinweise auf eine mögliche Eskalation gab, habe man am Konzept der „langen Leine“ gegenüber den Ultras festgehalten. Mit „schwacher Begleitung“ gab es einen Marsch der Ultras durchs Viertel, so Zottmann – im Grunde wie bei jedem Werder-Heimspiel.

Im Stadion waren – wie „bei jedem Bundesligaspiel“ – auch Hooligans gewesen. Es gab auch verbale Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern. Nach dem Spiel verschwanden die Hooligans, die teils in Begleitung von Frau und Kindern beim Spiel waren, „unauffällig“ in der Menschenmenge. „Wir haben sie aus den Augen verloren.“ Aber: „Es gab in diesem Moment keinen Grund, diesen wenigen Leuten weiter hinterherzugehen.“

Polizei von Entwicklungen im Viertel überrascht

So wurde die Polizei von der Entwicklung überrascht, als aus dem Kreis der Ultras in Höhe Ziegenmarkt im Steintor plötzlich Hooligans in der „Schänke“ entdeckt wurden. Das Lokal ist kein Hooligan-Treffpunkt – und es ist auch unklar, ob die Hooligans aus der „Schänke“ zuvor überhaupt im Stadion gewesen waren. 

Klar ist nur, dass es blitzschnell ging. Zottmann: „In Höhe des Rewe-Markts vermummten sich Männer, Frauen ließen sich zurückfallen.“ Die Männer stürmten los. Zottmann: „Es ist ein Angriff auf Hooligans gewesen.“

Die Polizei habe praktisch nichts mehr tun können. Zottmann: „Wenn wir gewusst hätten, dass in der Gaststätte Hooligans sind, hätten wir darauf reagiert. Für uns völlig unvorhersehbar ist diese Kneipe gestürmt worden. Zwischen der Kneipe und den Ultras standen nur noch zwei Fan-Kontaktbeamte.“ Am Ende gab es Verletzte – sechs sind bekannt – und etliche verschreckte Unbeteiligte wie Passanten.

Die Polizei steht nun vor der Aufgabe, das Knäuel zu entwirren. Aber, so Zottmann: „Weder Hooligans noch Ultras machen belastbare Aussagen bei uns.“ Es gelte: „Täter, die identifiziert werden, kriegen auch Stadionverbote.“ Denkbar sei es zudem, potenzielle Täter zu verpflichten, sich vor dem Spiel bei der Polizei zu melden.

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