Werder-Coach Florian Kohfeldt mit einer Ansprache an seine Mannschaft.
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Werder-Coach Florian Kohfeldt mit einer Ansprache an seine Mannschaft.

Daten vom Institut für Spielanalyse

Die Kirche am Deich lassen: Darum sollten Werder-Fans entspannt bleiben

Bremen – Europa als Ziel, fünf Punkte aus drei Spielen, Platz sieben – und dennoch sind die Fans mitunter nicht ganz glücklich mit dem Bundesligastart des SV Werder. Und auch Max Kruse war nach dem 1:1 gegen den 1.FC Nürnberg not amused: „Die Lücke zwischen Anspruch und Realität ist viel zu groß“, sagte der Kapitän.

Aber ist die Lage wirklich so kritisch zu betrachten? Die Experten vom Institut für Spielanalyse raten, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Zunächst der genauere Blick auf die Tabelle.

Bundesliga-Tabelle nach dem 3. Spieltag.

Nur die Bayern haben keine Federn gelassen

Nach drei Spieltagen gibt es nur ein Team, das nach Punkten „perfekt” gestartet ist: der amtierende Meister FC Bayern München. Borussia Dortmund liegt mit sieben Punkten auf Platz zwei. Punktgleich dahinter folgen Wolfsburg, Gladbach, Hertha BSC und Mainz 05. Die Europapokal-Teilnehmer Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen stehen derweil mit komplett leeren Händen am Tabellenende.

Der Vergleich mit Dortmund ist deshalb interessant, weil sie ebenfalls bereits gegen Hannover 96 und Eintracht Frankfurt spielten. Gegen die Niedersachsen biss sich Dortmunds brillant besetzte Offensive die Zähne aus (0:0). Gegen den Pokalsieger mühte sich der BVB ebenfalls und entschied die Partie ähnlich wie Werder erst spät zu seinen Gunsten (3:1).

Dieser finale Punch zum Sieg wollte den Grün-Weißen am ersten und dritten Spieltag nicht gelingen. Nur einen Treffer mehr gegen Hannover oder Nürnberg und Werder Bremen stünde gleichauf mit den oben genannten Verfolgerteams der Bayern.

Fazit: Hätte, hätte Fahrradkette, aber Bremen hinkt im Kampf um Europa nicht meilenweit hinterher, sondern steckt mittendrin.

Der Blick zurück: Werder Bremen vor einem Jahr

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr holte Werder am dritten Spieltag seinen ersten Saisonpunkt mit einem 1:1 gegen Hertha BSC. Zudem erzielte Werder Bremen seinen ersten Saisontreffer, kassierte zugleich aber auch bereits das vierte Gegentor. Machte unter dem Strich: Platz 16. Der Trainer hieß damals noch Alexander Nouri.

Kam Werder unter Nouri an den ersten drei Spieltagen auf 23 eigene Torschüsse und eben jenen einen Treffer gegen Hertha BSC, kommt die Kohfeldt-Elf jetzt auf insgesamt 41 Torschüsse und vier Treffer. Der amtierende Werder-Coach lässt aber nicht nur angreifen, sondern auch besser verteidigen.

In der vergangenen Saison haben die Bremer bereits 41 Torschüsse zugelassen, acht weitere wurden geblockt. In der Saison 2018/19 sind es nur 27 Torschüsse, elf wurden abgeblockt.

Fazit: Werder Bremen spielt offensiver, erarbeitet sich mehr Chancen, lässt aber auch weniger für den Gegner zu. Die wenigen Möglichkeiten der Gegner wurden bisher eiskalt ausgenutzt.

Geduld: Werders Offensive muss sich finden

Yuya Osako und Martin Harnik kamen in Werders Offensivabteilung neu hinzu. Zusammen mit Max Kruse bilden sie ein überaus erfolgsversprechende Abteilung Attacke, aber auch diese muss sich zunächst finden. Auch im Hinblick auf das Zusammenspiel mit den Neueinkäufen im Mittelfeld Davy Klaassen und Nuri Sahin sowie den Stammkräften Maximilian Eggestein und Philipp Bargfrede.

Insofern darf es als positiver Zwischenschritt gesehen werden, dass das Team bereits viele Torschüsse produziert. Osako traf zudem bereits, um Haaresbreite wäre ihm gegen Frankfurt ein Doppelpack gelungen. Dazu passt, dass Osako und Kruse zuletzt MIP (Most Involved Player) der Bremer waren. Der Japaner führt das Ranking sogar spieltagsübergreifend bei Werder Bremen an:

Fazit: Ein neues Team braucht Zeit. Spieler und das Trainerteam müssen nun an den Feinheiten arbeiten. Vor allem Kruse dürfte zunehmend realisieren, dass es für ihn vor allem um das Spiel im Strafraum geht, da das Mittelfeld hinter ihm im Vergleich zum Vorjahr noch mal deutlich spielstärker besetzt ist und ihm zuarbeitet.

Zudem muss das Trainerteam lernen mit der neuen Luxussituation im Kader umzugehen. Für alle Mannschaftssteile hat man nun schmerzhafte Entscheidungen zu fällen. Wer spielt von Beginn, wer kommt wann noch rein in die Partie?

Gegen Hannover und Frankfurt überwogen die offensiven Wechsel. Gegen Nürnberg kamen Sahin und Friedl, um den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Womöglich ist es aber nicht mehr Werders Sache, den Stand der Dinge zu verteidigen, sondern anzugreifen und das kann der Coach auch mit Spielerwechseln unterstreichen.

Ein alles nach vorne werfendes Nürnberg musste zwangsläufig Räume für Konter bieten - in diese hätten Spieler wie Florian Kainz, Johannes Eggestein und auch Altmeister Claudio Pizarro stoßen können.

(tst)

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