Claudio Pizarro (l.) und Frank Baumann standen geschätzt 100 Mal gemeinsam für Werder auf dem Platz. Heute spielt „Pizza“ immer noch, Baumann ist Sportchef der Bremer.
Bremen - Es könnte ein Tag großer Tragik und großer Traurigkeit werden am Montag. Denn es ist der Tag, an dem Claudio Pizarro zum vermutlich letzten Mal als Fußball-Profi im Weserstadion auftritt.
Und es könnte der Tag werden, an dem sein Ex- und Herzensclub Werder Bremen dafür sorgt, dass er am Spätabend seiner Karriere noch einen Bundesliga-Abstieg erleben muss. Wenn die Bremer den 1. FC Köln bezwingen sollten, wären Pizarro und der Bundesliga-Letzte wohl nicht mehr zu retten. Der hätte in diesem Fall einen zusätzlichen Grund, das Weserstadion mit Tränen zu verlassen.
Pizarro hat so lange und so erfolgreich für Werder gespielt, dass man die Konstellation, so wie sie sich am Montag ergeben könnte, am liebsten verscheuchen möchte. Der Bremer Held ein Absteiger? Da blutet das Werder-Herz, das möchte man eigentlich nicht erleben. Und doch sollte es aus pragmatischen grün-weißen Gründen unbedingt so kommen. Werder braucht schließlich selbst dringend die Punkte, um die Klasse zu sichern. Dass das für Pizarro den bitteren Abschied bedeuten könnte, wird deshalb eher zweitrangig.
Muss Pizarro wegen Werder absteigen?
Wenn Pizarro verlieren und Werder so zum Henker seiner sportlichen Makellosigkeit würde, hätte Frank Baumann nichts dagegen. Erstens, weil so zu denken und zu fühlen für den Bremer Sportdirektor Pflicht ist. Zweitens, weil er noch nicht daran glaubt, dass diese Saison und der eventuelle Abstieg den Endpunkt der Pizarro-Karriere markieren werden.
Obwohl der ehemalige Teamkollege – gemeinsam standen Baumann und Pizarro geschätzt 100 Mal für Werder auf dem Platz, gewannen 2009 den DFB-Pokal – im Herbst 40 Jahre alt wird, traut Baumann ihm zu, dass er auch in der kommenden Saison nochmal im Weserstadion aufkreuzt. „Noch hat Claudio sein Karriereende nicht verkündet, oder?“, fragt Baumann und schaut in die Pizarro-Glaskugel: „Ich sehe da noch ein Fragezeichen, dass er tatsächlich aufhört. Claudio ist jemand, der viel zu gerne Fußball spielt.“
In 271 Spielen hat Pizarro das Werder-Trikot getragen, dabei erzielte er 144 Tore. Dreimal heuerte er in Bremen an, ehe sein Vertrag im vergangenen Sommer nicht mehr verlängert wurde. Die Gründe lagen auf der Hand. Er war zu selten fit, als dass mit ihm verlässlich zu planen gewesen wäre. Das bestätigt sich auch beim 1. FC Köln, wo der 39-Jährige bislang nur zu acht Einsätzen kam, lediglich zwei davon bestritt er als Teil der Startelf. Allerdings zuletzt am Sonntag, als er gegen den VfB Stuttgart sein erstes Tor für die Geißbock-Elf erzielte und eine fantastische Serie fortsetzte.
Pizarro hat jetzt in 20 Kalenderjahren seit 1999 mindestens ein Bundesliga-Tor erzielt. „Faszinierend“ nennt Frank Baumann diese Zahl: „Claudio hört einfach nicht auf, Rekorde aufzustellen.“ Dass Pizarro ausgerechnet vor dem Spiel in Bremen wieder zum Tor-Glück zurückfindet, hätte aus Werder-Sicht aber nicht unbedingt sein müssen. „Ich freue mich für ihn“, sagt Baumann zwar, „und meinetwegen kann er auch am Montagabend treffen. Solange wir am Ende gewinnen, ist alles gut.“
Baumann zweifelt noch, ob Pizarro die Karriere beendet
Sicher nicht für Pizarro. Vor dem Spiel darf er aber mit einem warmen Empfang durch die Werder-Fans rechnen. Viele Jahre war er ihr Freund gewesen. Zwischendurch, als er für die Bayern spielte, aber auch mal nicht. Dass er nun als Kölner kommt, ist ungewohnt. Aber irgendwie könnte der Abend auch einen Vorgeschmack auf das liefern, was zwischen Pizarro und dem SV Werder längst fest versprochen und verabredet ist: das Abschiedsspiel im Weserstadion, das ganz große Goodbye für einen der größten Werder-Spieler überhaupt.
Nur wann es so weit sein wird, ist noch offen. Dieses Jahr? Nächstes Jahr? Übernächstes Jahr? Frank Baumann kann sich alles vorstellen. Pizarro dagegen hat schon angedeutet, dass für ihn Schluss sein wird, wenn sich sein Traum erfüllt, einen Platz im peruanischen WM-Kader zu ergattern. „Die WM wäre ein perfekter Abschluss“, hatte er gesagt. Baumann scherzt jedoch: „Aber welche WM er meint, hat er nicht gesagt...“