Werder Bremen-Legende Ailton (mi.) wird in einem Spiel für den TSV Bassum III aus der 3. Kreisklasse Diepholz seine Fußballschuhe schnüren. Links steht Bassums Fußballabteilungsleiter Dennis Hammer, rechts Spieler Oliver Launer.
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Werder Bremen-Legende Ailton (mi.) wird in einem Spiel für den TSV Bassum III aus der 3. Kreisklasse Diepholz seine Fußballschuhe schnüren. Links steht Bassums Fußballabteilungsleiter Dennis Hammer, rechts Spieler Oliver Launer.

Werder-Legende tritt in der 3. Kreisklasse an

Ein Brasilianer für Bassum: Werder-Legende Ailton vor ganz besonderem Comeback

Ailton gibt sein Comeback in der 3. Kreisklasse! Die Legende des SV Werder Bremen wird in einem Spiel für den TSV Bassum III auflaufen - wie Bassums Spieler Oliver Launer den Kugelblitz von der Idee überzeugte.

Bremen/Bassum – 0:9 gegen die TSG Seckenhausen-Fahrenhorst VII. 0:7 gegen den SC Twistringen III. Und 1:6 gegen die Sportfreunde Rathlosen. Das sind nur drei der äußerst unerfreulichen Ergebnisse, die die Spieler des TSV Bassum III in der vergangenen Saison hinnehmen mussten. In der 3. Kreisklasse Diepholz Mitte belegte das Team nach zwölf Partien abgeschlagen den siebten und damit letzten Tabellenplatz, Torverhältnis 9:55. Der Abstieg konnte nur deshalb vermieden werden, weil es schlicht keine noch tiefere Klasse gibt, in die man absteigen könnte. Auch in der laufenden Saison sieht es nicht viel besser aus, Bassums Dritte steht wieder ganz unten, weshalb sich Spieler Oliver Launer nun eine ganz besondere Motivationshilfe einfallen ließ – und kurzerhand Werder Bremens Legende Ailton verpflichtet hat.

Werder Bremens Legende Ailton: „Ich freue mich darauf, noch einmal ein richtiges Punktspiel zu bestreiten“

Um den fragenden Blicken an dieser Stelle des Textes direkt zu begegnen: Ja, den Ailton! Werder Bremens Double-Helden von 2004, den ehemaligen Torschützenkönig der Bundesliga, den Kugelblitz, die Kultfigur. Am Sonntag, 30. April, so der Plan, soll der Brasilianer ab 15 Uhr einmalig im Trikot des TSV Bassum III auflaufen und gegen dessen Erzrivalen SC Twistringen IV möglichst für den Derbysieg sorgen. „Ich liebe den Fußball immer noch über alles und freue mich darauf, noch einmal ein richtiges Punktspiel zu bestreiten“, sagt Ailton im Gespräch mit der DeichStube, weist jedoch auch darauf hin, dass noch nicht alle Details vor seinem besonderen Comeback geklärt seien: „In ein paar Tagen wissen wir mehr.“ Generell hält der 49-Jährige, der in seiner Karriere 106 Bundesliga-Tore für Werder, Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg geschossen hat, die 3. Kreisklasse aber für eine geeignete Spielwiese: „Da stehen viele ältere Spieler auf dem Platz. Das passt ganz gut zu mir.“

Von Völler bis Füllkrug: Diese Werder-Profis wurden Bundesliga-Torschützenkönig

Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig.
Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig. © IMAGO / Schumann
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister.
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister. © IMAGO / Schumann
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig.
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig. © IMAGO / MIS
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken!
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken! © IMAGO / Uwe Kraft
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg…
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg… © IMAGO / Contrast
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete.
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete. © IMAGO / Kolvenbach
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig.
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig. © IMAGO / ExSpo
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister.
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister. © IMAGO / Sven Simon
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone.
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone. © gumzmedia

Dachte sich offenbar auch Oliver Launer, der Ailton seit einigen Jahren aus dem gemeinsamen Stammcafé in der Bremer Innenstadt kennt. Irgendwann kamen die beiden Männer ins Gespräch, freundeten sich nach und nach an, sodass Launers Idee vom Kurz-Comeback des Kugelblitzes, vorgetragen über zwei dampfende Espressotassen hinweg, gar nicht mehr so ungewöhnlich klang. „Toni hat gesagt, dass es ihm egal ist, ob in der Bundesliga oder 3. Kreisklasse – Hauptsache, er kann noch einmal ein echtes Pflichtspiel absolvieren“, berichtet Launer gegenüber der DeichStube – und betont: „Ich habe mich dann sofort an die Planung gemacht.“

Oliver Launer über den Auftritt von Werder Bremen-Legende Ailton beim TSV Bassum III: „Glauben wollte das zunächst niemand“

Denn auch wenn wir hier von den absoluten Niederungen des niedersächsischen Amateurfußballs reden – Ordnung muss auch dort sein. Launer beantragte beim Niedersächsischen Fußballverband (NFV) eine offizielle Spielerlaubnis für Ailton Goncalves da Silva. Der Rückruf, ob es sich bei der Sache um einen Scherz handele, ließ nicht lange auf sich warten. „Glauben wollte das zunächst niemand“, sagt der Fußballer des TSV Bassum III, der vom NFV grundsätzlich zwar ziemlich schnell Grünes Licht, dann allerdings auch einen kleinen Dämpfer bekam. „Es gab da ein Problem“, berichtet Launer.

Ailton wurde nämlich in der Datenbank noch immer offiziell als Spieler des rheinland-pfälzischen Oberligisten Hassia Bingen geführt, für den er vor rund zehn Jahren kurz vor seinem Karriereende einige Spiele bestritten hatte. Abgemeldet hatte ihn der Club danach nie. Launer griff also wieder zum Telefon, rief in Bingen an „und eine halbe Stunde später war die Sache geregelt“. Seitdem ist der Ex-Profi von Werder Bremen höchstoffiziell beim NFV als Aktiver des TSV Bassum III registriert.

Werder Bremen-Legende Ailton will 90 Minuten für den TSV Bassum III in der 3. Kreisklasse auflaufen

„Für uns als Mannschaft und als Verein ist das eine ganz besondere Geschichte“, schwärmt Launer, der beim Ausrüster schon ein neues Trikot in Auftrag gegeben hat: Ailton soll draufstehen, klar. Darunter die legendäre Rückennummer 32, die früher das Markenzeichen des ehemaligen Stürmers von Werder Bremen war. „Toni hat angekündigt, dass er 90 Minuten auf dem Platz stehen will“, sagt Launer. Vorher soll es mindestens eine Trainingseinheit mit den neuen Teamkollegen geben, damit am 30. April auch alles klappt.

Mit rund 500 Besuchern rechnet Launer auf dem Sportplatz Am Petermoor, wenn es zum Gastspiel des früheren Torjägers des SV Werder Bremen kommt. Auch darauf will er sich mit seiner Mannschaft vorbereiten, denn: „Normalerweise schauen bei unseren Spielen zehn Leute zu. Höchstens“. (dco)

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