Bremens Innensenator Ulrich Mäurer will ein umfassendes Verbot von Werbung für Anbieter von Sportwetten. Was bedeutet das künftig für Werder Bremen?
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Bremens Innensenator Ulrich Mäurer will ein umfassendes Verbot von Werbung für Anbieter von Sportwetten. Was bedeutet das künftig für Werder Bremen?

Innensenator will umfassendes Verbot

Keine Wettanbieter-Werbung mehr bei Werder? Mäurer lobt englischen Weg

Die englische Premier League will künftig Werbung für Wettanbieter auf der Trikot-Brust verbieten. Bremens Innensenator wünscht sich derweil ein generelles Verbot für Sportwetten-Werbung. Was bedeutet das für Werder Bremen?

Bremen – Wettanbieter und ihre Werbeslogans sind schon lange fester Bestandteil der Bilder, die die Bundesliga Woche für Woche produziert. Auf Werbebanden in den Stadien ist die nicht unumstrittene Branche beispielsweise sehr präsent. Auch der SV Werder Bremen bildet da keine Ausnahme. Bereits seit 2017 arbeitet der Verein mit dem Unternehmen Betway zusammen, führt es in seiner Sponsorenübersicht für die laufende Saison in der dritthöchsten Kategorie „Top-Partner“. Ginge es nur nach dem Willen von Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), müsste Werder das Betway-Logo aber schon bald aus der Grafik entfernen. „Mein Ziel ist weiterhin, die Werbung für Sportwetten generell zu verbieten“, teilt der 71-Jährige mit, nachdem er eine Nachricht aus der Premier League mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen hat.

Am Donnerstag hatte die höchste englische Spielklasse offiziell bekannt gegeben, nach der Saison 2025/26 keine Werbung von Wettanbietern mehr auf der Vorderseite der Trikots zu erlauben. Das sei das Ergebnis eines intensiven Austauschs mit den Vereinen sowie mit dem Referat für Kultur, Medien und Sport gewesen. Die Entscheidung der Clubs sei dabei freiwillig, hob die Liga hervor.

Vom Land Bremen über Portas bis Wiesenhof: Das waren alle Trikotsponsoren von Werder Bremen

1971 - 1974 Land Bremen: Der erste Trikotsponsor von Werder Bremen wurde 1971 das Land Bremen. Geworben wurde noch ohne Aufschrift, sondern mit Bremer Schlüssel auf der Brust. Das Trikot in Speckflaggen-Optik hatte die Bremer Farben Rot und Weiß.
1971 - 1974 Land Bremen: Der erste Trikotsponsor von Werder Bremen wurde 1971 das Land Bremen. Geworben wurde noch ohne Aufschrift, sondern mit Bremer Schlüssel auf der Brust. Das Trikot in Speckflaggen-Optik hatte die Bremer Farben Rot und Weiß. © IMAGO / Sven Simon
1974 - 1976: Werder Bremen trug zwei Saisons lang keinen Trikotsponsor auf den Hemden.
1974 - 1976: Werder Bremen trug zwei Saisons lang keinen Trikotsponsor auf den Hemden. © IMAGO / Horstmüller
1976 - 1978 Norda: Der Fischkonserven-Fabrikant Norda warb zwei Saisons auf den Jerseys des SV Werder Bremen. Von Grün-Weiß war keine Spur: Das Heimtrikot war blau, das Auswärtstrikot rot.
1976 - 1978 Norda: Der Fischkonserven-Fabrikant Norda warb zwei Saisons auf den Jerseys des SV Werder Bremen. Von Grün-Weiß war keine Spur: Das Heimtrikot war blau, das Auswärtstrikot rot. © IMAGO / Schumann
1978 - 1981 Pentax: Werder Bremen wird wieder Grün und Weiß. Pentax, der Hersteller von Fotoapparaten, war drei Saisons lang Trikotsponsor.
1978 - 1981 Pentax: Werder Bremen wird wieder Grün und Weiß. Pentax, der Hersteller von Fotoapparaten, war drei Saisons lang Trikotsponsor. © IMAGO / Werner Otto
1981 - 1984 Olympia: Büromaschinen-Hersteller Olympia warb in der ersten Hälfte der 80er drei Jahre bei Werder Bremen.
1981 - 1984 Olympia: Büromaschinen-Hersteller Olympia warb in der ersten Hälfte der 80er drei Jahre bei Werder Bremen. © IMAGO / Werner Otto
1984 - 1986 Trigema: Zwei Jahre zierte Trigema, eine Firma für Sportbekleidung, das Trikot von Werder Bremen.
1984 - 1986 Trigema: Zwei Jahre zierte Trigema, eine Firma für Sportbekleidung, das Trikot von Werder Bremen. © IMAGO / Pressefoto Baumann
1986 - 1992 Portas: Einer der bekanntesten Trikotsponsoren des SV Werder Bremen ist Küchen- und Türen-Renovierer Portas, der sechs Jahre auf den Shirts Werbung machte. In dieser Zeit wurde Werder Meister 1988 und DFB-Pokalsieger 1991. Beim Europapokalsieg 1992 stand kein Sponsor auf der Brust.
1986 - 1992 Portas: Einer der bekanntesten Trikotsponsoren des SV Werder Bremen ist Küchen- und Türen-Renovierer Portas, der sechs Jahre auf den Shirts Werbung machte. In dieser Zeit wurde Werder Meister 1988 und DFB-Pokalsieger 1991. Beim Europapokalsieg 1992 stand kein Sponsor auf der Brust. © IMAGO / Rust
1992 - 1997 dbv-Winterthur: Fünf Jahre war dbv-Winterthur (Versicherungen) auf den Trikots von Werder Bremen zu sehen – in einer Zeit, als es wieder viel zu feiern gab (Meister 1993, DFB-Pokalsieg 1994).
1992 - 1997 dbv-Winterthur: Fünf Jahre war dbv-Winterthur (Versicherungen) auf den Trikots von Werder Bremen zu sehen – in einer Zeit, als es wieder viel zu feiern gab (Meister 1993, DFB-Pokalsieg 1994). © IMAGO / Schumann
1997 - 2000 o.tel.o: Mit dem Telekommunikations-Anbieter o.tel.o (gesprochen: Otelo) auf den Trikots ging Werder Bremen aus den 90ern ins neue Jahrtausend.
1997 - 2000 o.tel.o: Mit dem Telekommunikations-Anbieter o.tel.o (gesprochen: Otelo) auf den Trikots ging Werder Bremen aus den 90ern ins neue Jahrtausend. © IMAGO / HJS, IMAGO / Kulich/DKA
2000 - 2001 QSC: QSC, ebenfalls aus der Telekommunikations-Branche, trugen die Spieler von Werder Bremen nur ein Jahr auf den Trikots. Kurios: Es gab auch ein rotes Ausweichtrikot.
2000 - 2001 QSC: QSC, ebenfalls aus der Telekommunikations-Branche, trugen die Spieler von Werder Bremen nur ein Jahr auf den Trikots. Kurios: Es gab auch ein rotes Ausweichtrikot. © IMAGO / Team 2
2001 - 2002: Werder Bremen war eine Saison lang ohne Trikotsponsor. Die Heimtrikots waren grün, die Auswärtstrikots weiß.
2001 - 2002: Werder Bremen war eine Saison lang ohne Trikotsponsor. Die Heimtrikots waren grün, die Auswärtstrikots weiß. © IMAGO / Team 2
2002 - 2004 Young Spirit: Die Handelskette Reno warb mit ihrer Schuh- und Bekleidungsmarke Young Spirit auf den Shirts von Werder Bremen, die 2004 zur Legende wurden: Mit dem grün-orangenen „Papageientrikot“ gewannen die Hanseaten das Double aus Meisterschaft und Pokal.
2002 - 2004 Young Spirit: Die Handelskette Reno warb mit ihrer Schuh- und Bekleidungsmarke Young Spirit auf den Shirts von Werder Bremen, die 2004 zur Legende wurden: Mit dem grün-orangenen „Papageientrikot“ gewannen die Hanseaten das Double aus Meisterschaft und Pokal. © IMAGO / Schumann
2004 - 2006 Kik: Textil-Discounter Kik begleitete Werder Bremen zwei Jahre lang auf den Trikots – auch durch Champions-League-Zeiten.
2004 - 2006 Kik: Textil-Discounter Kik begleitete Werder Bremen zwei Jahre lang auf den Trikots – auch durch Champions-League-Zeiten. © IMAGO / Garcia
2006 - 2007 bwin: Nur in einer Saison war bwin Hauptsponsor des SV Werder Bremen. Problematisch: Der Wettanbieter hatte zwischenzeitlich mit einem Werbeverbot zu kämpfen (daher stand „We win“ auf den Shirts), die Zusammenarbeit wurde dann vorzeitig beendet.
2006 - 2007 bwin: Nur in einer Saison war bwin Hauptsponsor des SV Werder Bremen. Problematisch: Der Wettanbieter hatte zwischenzeitlich mit einem Werbeverbot zu kämpfen (daher stand „We win“ auf den Shirts), die Zusammenarbeit wurde dann vorzeitig beendet. © IMAGO / Oliver Hardt, IMAGO / MIS
2007 - 2012 Citibank / Targobank: Zunächst als Citibank, ab 2010 als Targobank machte ein Kreditinstitut Werbung bei Werder Bremen. Zeitweise stand nicht der Firmenname auf der Brust, sondern der Slogan „So geht Bank heute“.
2007 - 2012 Citibank / Targobank: Zunächst als Citibank, ab 2010 als Targobank machte ein Kreditinstitut Werbung bei Werder Bremen. Zeitweise stand nicht der Firmenname auf der Brust, sondern der Slogan „So geht Bank heute“. © IMAGO / Laci Perenyi, IMAGO / Team 2
2012 - 2023 Wiesenhof: Mit Abstand die längste Trikot-Werbe-Ära bei Werder Bremen prägte die PHW-Gruppe. Der von Fans vielkritisierte Geflügelproduzent warb mit Wiesenhof und später mit Green Legend insgesamt elf Jahre lang auf den Werder-Trikots.
2012 - 2023 Wiesenhof: Mit Abstand die längste Trikot-Werbe-Ära bei Werder Bremen prägte die PHW-Gruppe. Der von Fans vielkritisierte Geflügelproduzent warb mit Wiesenhof und später mit Green Legend insgesamt elf Jahre lang auf den Werder-Trikots. © IMAGO / Sven Simon

Vorbild Premier League? Bremens Innensenator Ulrich Mäurer will ein Werbeverbot für Anbieter von Sportwetten

„Diese Maßnahme könnten sich die deutschen Fußballclubs zum Vorbild nehmen, übrigens auch die Vereine im Amateursport“, fordert Ulrich Mäurer, der den Schritt der Engländer aber lediglich als Anfang sieht: „Konsequenter wäre es hingegen, einen Schritt weiter zu gehen und die Logos der Sportwettanbieter nicht nur von der Brust zu streichen, sondern auch von Trikotärmeln und den Werbebanden in den Stadien.“

Dass das Werbeverbot in der Premier League nicht sofort umgesetzt wird, hängt damit zusammen, dass viele Vereine laufende Verträge haben, aus denen sie nicht ohne Weiteres aussteigen können. Derzeit tragen acht englische Erstligisten das Logo eines Wettanbieters auf der Brust. Mit der dreijährigen Übergangszeit bis zum Verbot wurde ihnen das Vorhaben der Liga schmackhaft gemacht.

Werder Bremen hatte schon mal Wettanbieter-Werbung auf dem Trikot - Ulrich Mäurer fordert umfassendes Verbot

Zum Vergleich: In der Bundesliga wirbt aktuell kein Verein auf der Trikotbrust für einen Wettanbieter, was in der Vergangenheit ganz anders aussah. Auch Werders prominentester Werbeplatz war einst an ein Unternehmen aus der Branche vergeben. Zur Erinnerung: In der Saison 2006/07 prangte das Logo von bwin auf den Trikots des Vereins, zumindest kurzzeitig, ehe es Ärger mit dem Land Bremen gab. Die Behörden untersagten dem Club, für Sportwetten oder Glücksspiele zu werben, die ohne Genehmigung des Bundeslandes veranstaltet werden. Die Folge: bwin kündigte im Oktober 2006 den ursprünglich bis zur Saison 2008/09 abgeschlossenen Vertrag mit Werder Bremen. Da Verein und Unternehmen aber vereinbart hatten, dass die Zahlungspflicht auch dann Bestand hat, wenn die Werbung aufgrund behördlicher oder gerichtlicher Maßnahmen nicht möglich sein sollte, musste bwin bis zum Abschluss des Vertrags mit einem neuen Hauptsponsor weiterzahlen. Rund 4,9 Millionen Euro pro Jahr plus Erfolgsprämien. Zum 1. Juli 2007 stieg dann Citibank als neuer Sponsor ein. Jahre später entschied das Oberlandesgericht, dass das Verbot der Stadt rechtswidrig war.

Ulrich Mäurer, der seit 2008 Bremer Innensenator ist, setzt sich trotzdem bis heute für ein Verbot ein. In der Vergangenheit hatte es bereits Vorstöße von ihm in diese Richtung gegeben – bisher ohne Erfolg. „Sportwettenwerbung und Sponsoring sind allgegenwärtig und tragen dazu bei, dass insbesondere bei jungen Menschen Begehrlichkeiten geweckt werden, die es ohne Werbung gar nicht gibt“, sagt er. Und hält fest: „Dabei gibt es schon jetzt rund 1,3 Millionen spielsüchtige Menschen und über drei Millionen Spielende, die auf der Kippe stehen bzw. riskantes Glücksspielverhalten zeigen. Die sozialen Auswirkungen davon sind erheblich.“ (dco)

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