Was die Bremer Parteien vor der Bürgerschaftswahl über das dringend benötigte Leistungszentrum des SV Werder Bremen und einen möglichen Umbau des Gästeblocks im Weserstadion denken.
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Was die Bremer Parteien vor der Bürgerschaftswahl über das dringend benötigte Leistungszentrum des SV Werder Bremen und einen möglichen Umbau des Gästeblocks im Weserstadion denken.

Werder-Themen vor der Wahl 2023

Vor der Bürgerschaftswahl: Das sagt die Bremer Politik über Werder-LZ und Gästeblock-Problem

Am 14. Mai 2023 steht im Land Bremen die Bürgerschaftswahl an. Auch rund um den SV Werder Bremen gibt es das eine oder andere Politikum. Wie die größten und aussichtsreichsten Parteien zum dringend benötigten Leistungszentrum und dem Ärger mit dem Gästeblock im Oberrang des Wohninvest Weserstadions* stehen.

Bremen – In Bremen dreht sich in diesen Tagen ganz viel um Politik – die Bürgerschaftswahl steht an. Und auch rund um den SV Werder Bremen gibt es das eine oder andere Politikum, darunter das dringend benötigte neue Leistungszentrum (LZ) sowie der anhaltende Ärger mit dem Gästeblock im Oberrang des Wohninvest Weserstadions. Vor der Wahl am Sonntag hat die DeichStube die sechs größten und chancenreichsten Partien nach ihren Standpunkten zu diesen Themen gefragt. Das sind die Antworten von SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP. „Bürger in Wut“ hat auf die Anfrage nicht reagiert.

Das Leistungszentrum des SV Werder Bremen: Standort Pauliner Marsch oder Umzug?

SPD: Wir stehen klar hinter der Idee eines neuen Leistungszentrums für Werder – und zwar innerhalb der Stadtgrenzen Bremens. Zum Standort laufen derzeit noch Workshops mit Blick auf die Pauliner Marsch und auch zu möglichen Alternativen, die Ergebnisse bleiben abzuwarten. Wir wollen jedenfalls, dass in der kommenden Legislaturperiode alsbald eine Entscheidung dazu fällt. In diesem Zusammenhang lässt sich dann auch über die Finanzierung reden.

CDU: Wir unterstützen Werder Bremen bei dem Vorhaben, ein Leistungszentrum in Bremen, möglichst in der Nähe des Weserstadions zu errichten. Aufgrund der Hochwasserschutzsituation und der komplizierten baurechtlichen Situation halten wir eine hochwasserbeständige Planung innerhalb der Grenzen des bestehenden Bebauungsplanes für eine mögliche und realisierbare Variante. Ein anderer Standort würde Synergieeffekte mit dem Weserstadion zunichtemachen und zusätzliche Fahrtzeiten erzeugen. Ein Standort außerhalb Bremens kommt für uns nicht in Frage. Bremen hat in den letzten Jahren unter rot-rot-grün schon zu viele Traditionsmarken verloren, Werder Bremen ist eine der bekanntesten Marken Bremens und gehört in die Stadt Bremen.

GRÜNE: Der Respekt vor Beteiligungsformaten gebietet es, zunächst das Ergebnis des noch laufenden Moderationsverfahrens abzuwarten und bei der Abwägung einfließen zu lassen. Klar ist, dass bei der Prüfung des Vorhabens viele Aspekte zu berücksichtigen sind. Denn das angedachte Leistungszentrum in der Pauliner Marsch birgt Risiken. Der Hochwasserschutz muss beachtet werden. Erreicht die Weser beispielsweise einen sehr hohen Pegelstand, wird die für das Leistungszentrum angedachte Fläche als Überflutungsgebiet benötigt. Nicht zuletzt ist die Frage, ob Anwohner*innen am Osterdeich den Bau aufgrund ihrer Grunddienstbarkeiten per Veto verhindern können. Der SV Werder Bremen und die Stadt Bremen gehören zusammen. Ein Umzug außerhalb der Stadtgrenzen ist daher aus Grüner Sicht zu vermeiden.

LINKE: Aus Sicht der Linken ist klar, dass Platz 11 und die vorhandenen Räumlichkeiten für den Nachwuchs nicht mehr ausreichen oder sogar im Falle der Gebäude von Platz 11 marode sind. Deshalb braucht Werder Bremen ein richtiges LZ und natürlich in Bremen. Klar ist aber auch, dass die im Grundbuch verankerten Klagerechte der Anwohner*innen am Osterdeich und die wasserrechtlichen Problematiken im Überschwemmungsgebiet Pauliner Marsch sauber abgewogen werden müssen, weil die Pläne sonst lange Zeit die Gerichte beschäftigen dürften. Aus unserer Sicht sind die Ertüchtigung und der moderate Neubau auf dem Gelände von Platz 11 am ehesten realisierbar.

FDP: Wir unterstützen Werder bei dem Bau eines neuen Leistungszentrums. Das ist gut für die Stadt und den Sportstandort Bremen. Auch der Standort in der Pauliner Marsch ist denkbar. Sie ist die traditionelle Heimat Werders. Allerdings muss Werder Bremen am Ende entscheiden, ob der Standort die höheren Kosten für den Hochwasserschutz rechtfertigt. Als Freie Demokraten „bevorzugen“ wir keinen Standort. Dies ist zunächst einmal eine Entscheidung, welche Werder Bremen selbst treffen muss. Sicherlich ließen sich in der Stadt auch andere Standorte finden. Ohne eine Präferenz abgeben zu wollen, kann man sich so ein Leistungszentrum auch auf dem Gelände der Galopprennbahn vorstellen, wenn eine andere zu priorisierende Nutzung für das Gelände gefunden wird. Ein Wegzug aus der Stadt würde dem Standort Bremen als Sportstadt nachhaltig schaden.

Das Leistungszentrum des SV Werder Bremen: Finanzierung mit Hilfe der Stadt?

CDU: Die tatsächlichen Kosten können erst dann beziffert werden, wenn umsetzbare Pläne für ein Leitungszentrum vorliegen. Eine allgemeine finanzielle Unterstützung sehen wir dabei, vor dem Hintergrund der finanziellen Herausforderungen Bremens, nicht. Dies muss der Verein, zumindest zum allergrößten Teil, allein bewältigen. Möglicherweise ist aber eine spezifische Förderung aufgrund einer energieoptimierten Bauweise oder eine öffentliche Bürgschaft zur Verbesserung der Kreditoptionen denkbar.

GRÜNE: Werder Bremen ist ein wichtiges Aushängeschild für die Stadt. Die wirtschaftlichen Effekte für Bremen an Bundesliga-Spieltagen aber auch als Namensträger unserer Stadt in den nationalen und internationalen Medien ist von großem Wert. Deswegen sollte auch die Stadt Bremen ein hohes Interesse an einer wettbewerbsfähigen Ausbildung des Bundesliga-Nachwuchses haben. Eine direkte Finanzierung des Leistungszentrums aus Steuermitteln steht für uns derzeit nicht auf der Agenda.

LINKE: Diese Frage muss in einem zweiten Schritt betriebswirtschaftlich geklärt werden. Eine Vorfestlegung gibt es hierzu unsererseits bislang nicht, weil die baurechtlichen Rahmenbedingungen im Überschwemmungsgebiet noch offen sind. Bei den derzeit diskutierten Planungen ohne kommunale Nutzungsmöglichkeiten weist einiges darauf hin, dass eine staatliche Förderung großen beihilferechtlichen Hürden gegenübersteht, weshalb sich die Frage in dieser Form vermutlich nicht stellen wird.

FDP: Zunächst einmal ist das Leistungszentrum in erster Linie für den Profisport angedacht. Das heißt die Finanzierung ist ebenfalls zunächst einmal Aufgabe der Werder Bremen GmbH & Co KG aA. Insbesondere dann, wenn bewusste Mehrkosten aufgrund der Standortentscheidung in Kauf genommen werden (Hochwasserschutz). Der Sporthaushalt ist ohnehin schmal bemessen, wenn man die Summen herausrechnet, welche für die Bremer Bäder vorgesehen sind. Viele Sportstätten für den Breitensport haben zwingenden Sanierungsbedarf. Hierfür sollten die knappen öffentlichen Mittel Vorrang haben.

SPD: S.o.

Das Problem von Werder Bremen mit dem Gästeblock im Oberrang: Umbau und Finanzierung

SPD: Was eine mögliche Verlegung des Gästeblocks betrifft, so befinden wir uns erst am Anfang der Diskussion. Als erstes muss Werder Bremen dazu ein Konzept erarbeiten, bevor man überhaupt über Finanzierungsfragen sprechen kann.

CDU: Die seit Jahren bestehende Situation im Gästeblock des Weserstadions ist sowohl für Gästefans als auch für die Stadionbesucher, die unterhalb des Gästeblocks sitzen, schwer akzeptabel. Einer Verlegung des Gästeblocks stehen wir grundsätzlich offen gegenüber, dies ist aber eine Entscheidung, die Stadionnutzer und -eigentümer in Absprache mit den Bau- und Sicherheitsbehörden planen und treffen müssen. Hinsichtlich der Finanzierung sehen wir in erster Linie die Weserstadion GmbH und Werder Bremen als Nutzer in der Pflicht.

GRÜNE: Die Sicherheit im Stadion muss oberste Priorität haben. Dass verängstigte Familien mit Kindern vor Pyrotechnik in Sicherheit gebracht werden müssen, ist inakzeptabel. Wir vermissen hier klare Ansagen der BWS-Aufsichtsratsvorsitzenden Kristina Vogt. Aus Grüner Sicht muss die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) zeitnah detailliert verschiedene Lösungsansätze zusammen mit Werder Bremen, Polizei und Feuerwehr erarbeiten. Auch erwarten wir eine Einbindung von Fanvertretern.

LINKE: Als Linke waren wir schon immer für einen Gästeblock im Unterrang und unterstützen die Verlegung. Der Gästeblock im Oberrang ist nicht nur problematisch, wenn dort Pyrotechnik abgebrannt wird, auch die Aufgänge im Innenraum der Westkurve zum Gästeblock sind zu eng und aus unserer Sicht potenziell gefährlich. Über eine Finanzierung, die Fragen der Fantrennung und weiterer Sicherheitsaspekte müssen sich die Eigentümer der Weserstadion GmbH zeitnah verständigen.

FDP: Den Gästeblock in den Oberrang der Westtribüne zu verlegen war ein planerischer Fehler, welcher aufgrund der damals neuen Logen in der Westtribüne grundsätzlich nachvollziehbar war. Sollte aus Sicherheitsgründen ein Umbau notwendig werden, sehen wir die Stadt gemäß ihres Anteils an der Bremer Weserstadion GmbH in der Pflicht. Zugleich müsste aber vorher geprüft werden, ob andere Maßnahmen ergriffen werden könnten, um die Sicherheit zu erhöhen. Bei einem Umbau sollte geprüft werden, inwieweit eine sichere Zone zum kontrollierten Abbrennen von Pyrotechnik geschaffen werden kann. Vorbild kann hier der Chemnitzer Weg sein. (han)

*Hinweis: Das Wohninvest Weserstadion gehört der Bremer Weserstadion GmbH (BWS), die je zu 50 Prozent dem SV Werder Bremen und der Stadt Bremen gehört.

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