Werders Sechser-Diskussion geht weiter
„Es gibt kein Alter, in dem man nicht mehr lernt“: Warum Groß auch nach frühen Gelben Karten bei Werder weiterspielen darf
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Werder Bremens Christian Groß hatte zuletzt zwei Mal in Folge früh die Gelbe Karte gesehen - und wurde trotzdem nicht ausgewechselt.
Bremen – Christian Groß muss vorsichtig sein. Aber das kennt der defensive Mittelfeldspieler des SV Werder Bremen ja schon. Auf vier Gelbe Karten hat es der 34-Jährige mittlerweile gebracht, da droht also eine Sperre beim nächsten ernsthaften Vergehen. In den vergangenen beiden Partien gegen den FSV Mainz 05 (2:2) und SC Freiburg (1:2) wurde er sogar jeweils innerhalb der ersten halben Stunde (28. sowie 11. Minute) vom Schiedsrichter verwarnt. Ausgewechselt wurde Groß trotzdem beide Male erst viel später. Trainer Ole Werner hat jetzt erklärt, warum er das Risiko eingegangen ist, obwohl theoretisch eine Ampelkarte den kompletten Matchplan frühzeitig hätte stören können.
Werder Bremens Ole Werner bricht Lanze für Christian Groß: „Hat die Erfahrung“
„Die Frage ist, wie das Spiel läuft. Es gibt häufig bei taktischen Fouls Gelb. Sprich, wenn ich einen Angriff stoppen muss, weil das Spiel so offen ist. Das passiert aber in der Regel gegen Ende des Spiels“, erläutert Werder Bremens Chefcoach und sagt mit Blick auf einen personellen Tausch: „Dann macht das schon Sinn. Aber es ist ja nicht so, dass ich, wenn jemand die Gelbe Karte gesehen hat, sofort unbedingt wechseln muss.“ Werner hat folglich erst im zweiten Durchgang gehandelt. In Mainz kam Ilia Gruev für Christian Groß nach etwas mehr als einer Stunde, gegen Freiburg dann für die letzten 15 Minuten. „Es ist wichtig, dass man guckt, in welcher Situation sich der Spieler befindet. Und ,Grosso‘ hat die Erfahrung, dass er über seine Gelbe Karte Bescheid weiß und einschätzen kann, wann er vielleicht auch mal wegbleibt.“
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Vor einiger Zeit war das mitunter noch etwas anders. Während Werder Bremens Abstiegssaison hatte es deshalb auf der Zielgeraden einige Nebengeräusche gegeben. Als die Bremer kurz vor Saisonende mit 0:2 dem FC Augsburg unterlagen und Christian Groß dabei mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, zürnte der damalige Trainer Florian Kohfeldt, der auf eine Auswechslung verzichtet hatte: „Ich will da nicht den Stab über ,Grosso‘ brechen, aber das war die dümmste Gelbe Karte der Saison.“ In der folgenden Zweitliga-Spielzeit handelte sich der Routinier dann im Nordderby gegen den Hamburger SV einen völlig überflüssigen Feldverweis ein, als er nach einer halben Stunde vorbelastet den gegnerischen Keeper an der Torauslinie umgrätschte. Szenen, die Werder nachhaltig schadeten – aber an denen Groß gewachsen ist. „Es gibt kein Alter, in dem man nicht mehr lernt. Jeder Tag gibt mir neuen Input“, hatte der 34-Jährige erst kürzlich erklärt. „Nach den beiden Gelb-Roten Karten, die ich in meiner Zeit hier bekommen habe, denke ich da natürlich mehr drüber nach und weiß, dass ich im Spiel auch mal einem Zweikampf aus dem Weg gehen muss.“ (mbü)