Stärken und Schwächen
Agiler Angreifer mit Lufthoheit: Werder-Neuzugang Dawid Kownacki in der Daten-Analyse
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Der SV Werder Bremen hat mit Dawid Kownacki den ersten Sommer-Transfer eingetütet. Doch wo liegen eigentlich die Stärken und Schwächen des Angreifers - und passt er überhaupt ins Bremer System? Eine Analyse.
Bremen/Düsseldorf – Es sind beeindruckende Zahlen, die auf eine verheißungsvolle Zukunft beim SV Werder Bremen hoffen lassen: In der laufenden Zweitligasaison hat Dawid Kownacki für Fortuna Düsseldorf zwölf Tore erzielt und neun vorbereitet, was ihn zu einem der Topscorer der Liga macht. Aber wie gut ist der Stürmer aus Polen wirklich? Wo liegen seine Stärken und Schwächen? Die Experten von Createfootball* haben den 26-Jährigen im Auftrag der DeichStube anhand zahlreicher Daten ganz genau unter die Lupe genommen.
Dawid Kownacki: Spielstil, Stärken und Schwächen des Werder Bremen-Neuzugangs
31 Einsätze hat Werder Bremens Neuzugang in dieser Saison bisher für Düsseldorf in der 2. Liga bestritten, auch am letzten Spieltag in Kaiserslautern dürfte er am Sonntag wieder zur Startelf zählen. Unter Fortuna-Trainer Daniel Thioune kam Dawid Kownacki sowohl als alleiniger Neuner als auch in einer Doppelspitze zum Einsatz. Mit seinen 21 Scorerpunkten war er an über einem Drittel aller Düsseldorfer Saisontore (55) direkt beteiligt.
Kownacki ist dabei ein beweglicher Stürmer, und auch wenn er nicht mit dem schnellsten Antritt gesegnet ist, sorgt er mit seinen Läufen immer wieder für Torgefahr und ist für seine Teamkollegen konstant anspielbar. Dank seines cleveren Stellungsspiels gelangt der polnische Nationalspieler (sieben Einsätze, zuletzt im Juni 2021) regelmäßig in gute Schusspositionen im Strafraum (3,5 Mal pro 90 Minuten) und sucht dabei oft direkt den Abschluss (2,4 Mal pro 90 Minuten). Häufig wird Dawid Kownacki mit Flanken angespielt. In der Luft ist der 1,86-Meter-Mann äußerst durchsetzungsstark und dank seines robusten Körpers ein geeigneter Zielspieler. Kownacki gewinnt über 40 Prozent seiner Kopfballduelle. Seine Fähigkeit, dem Gegenspieler im Strafraum durch schnelle Richtungswechsel zu entwischen, ist ursächlich für seine Torgefahr.
Werder Bremen-Neuzugang Dawid Kownacki: Kombinationsstarker Stürmer mit Tempo-Defiziten
Und dennoch: Dawid Kownacki ist weit mehr als ein reiner Strafraumstürmer, denn er setzt seine Mitspieler regelmäßig in Szene, besonders auf mittlerer Distanz und im letzten Drittel ist sein Kombinationsspiel auffallend stark. Pro 60 Minuten Nettospielzeit legt der Angreifer knapp zwölf Kilometer Laufstrecke zurück. Häufig setzt er sich zwischen die Linien ab, um Angriffe einzuleiten. In Düsseldorf hängt das auch damit zusammen, dass die Mannschaft ihren Spielaufbau nicht mit langen Bällen aufzieht, sondern flach kombiniert. Als Fixpunkt der Fortuna-Offensive kommt Kownacki dann entweder kurz oder öffnet durch Klatschpässe Räume für seine Mitspieler. Auch im Spiel gegen den Ball weiß Werder Bremens erster Neuzugang für die kommende Saison durchaus zu gefallen. Im Gegenpressing verhält er sich intelligent und fängt pro 90 Minuten 2,7 Pässe in der gegnerischen Hälfte ab.
Gleichwohl weist der Rechtsfuß natürlich auch Schwächen auf. Gerade in Sachen Schussgenauigkeit hat Dawid Kownacki Schwächen: Nur 44 Prozent seiner Abschlüsse gehen aufs Tor, was selbst in der 2. Bundesliga nur leicht überdurchschnittlich ist. Dazu fehlt ihm das Tempo, um regelmäßig mit Läufen hinter die Abwehrkette zu gelangen und auch für vertikale Bälle im Umschaltspiel als Anspielstation infrage zu kommen.
Dawid Kownacki passt zu Werder Bremen und ähnelt Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch
In der Bremer Doppelspitze wird Dawid Kownacki seine Fähigkeiten als beweglicher, abschlussstarker Stürmer einsetzen können. Zumal er auch aus einer tieferen Positionierung Chancen kreieren und seinen Sturmpartner in Szene setzen kann, ähnlich wie es Marvin Ducksch aktuell bei Werder Bremen tut. In die Spielidee von Cheftrainer Ole Werner, der ziemlich hoch verteidigen lässt, kann Kownacki seine Qualitäten auch gegen den Ball einbringen. Er passt in dieser Hinsicht recht gut zu Niclas Füllkrugs kerniger Spielweise (auch wenn die Zukunft des deutschen Nationalspielers noch ungeklärt ist) und liegt bei den Statistiken zu gewonnenen Offensiv- und Luftzweikämpfen deutlich vor Ducksch. Kownacki muss jedoch erst noch nachweisen, dass er dieses Level auch in der Bundesliga halten kann.
Um für Werder Bremens Offensive womöglich einen ähnlichen Wert wie Niclas Füllkrug erreichen zu können, muss der Pole im Oberhaus besonders seine Abschlussqualität verbessern – in seinem bis dato letzten Bundesligajahr für Fortuna Düsseldorf (Saison 2019/20) gelang ihm kein einziger Treffer. Da Dawid Kownacki zu einem Drittel weniger Tiefenläufe ansetzt als Ducksch und sich im Vergleich zu Füllkrug deutlich seltener Bälle abholt, dürfte sich mit ihm die Dynamik des Bremer Offensivspiels verändern. Möglich, dass Werder künftig mehr auf Flanken setzt, da der neue Mann mit Läufen in den Strafraum viel Torgefahr ausstrahlt, und in Bremer Kader beispielsweise in Mitchell Weiser und Kapitän Marco Friedl (aus dem Halbfeld) Spieler stehen, die Bälle präzise vors Tor bringen können.
Insgesamt weist Dawid Kownacki statistisch einige Schnittmengen zu Füllkrug und Ducksch auf und passt deshalb gut zu Werder Bremen. Auch wenn Clemens Fritz als Leiter Profifußball unlängst betonte, den Neuzugang nicht als potenziellen Ersatz für einen der beiden Top-Stürmer verpflichtet zu haben, sind die Bremer dank Kownacki nun etwas besser auf einen möglichen Abgang eines oder gar beider „hässlichen Vögel“ vorbereitet. (dco)
*Die Createfootball GmbH ist eine Fußball-Consultancy, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.