Zwei Werder-Niederlagen in Folge
Bloß keine Katerstimmung: Wie Werder Bremen die jüngsten Pleiten einordnet – und wieder in die Spur finden will
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Mit einem Punkteschnitt von 1,5 Zählern pro Spiel ist der SV Werder Bremen in die Rückrunde gestartet. Trotz dieser soliden Ausbeute ist die Unzufriedenheit an der Weser nach den jüngsten Niederlagen relativ groß. Gegen den VfL Bochum sollen und müssen die Grün-Weißen jetzt eine Leistungssteigerung zeigen.
Bremen – Werder Bremen – um diesen Text einmal streng nachrichtlich beginnen zu lassen – hat die vergangenen beiden Bundesligaspiele verloren. Dem ordentlichen Auftritt beim 0:2 im eigenen Stadion gegen Dortmund folgte am Wochenende ein ziemlich unordentlicher Auftritt beim 0:2 in Frankfurt. Oder anders formuliert: Vier Tore kassiert, aber kein eigenes geschossen, sportlich zunächst noch überzeugt, dann maßlos enttäuscht – und vor allem: zwei Mal keine Punkte geholt. Das ist die aktuelle Ausgangslage, in der sich der Aufsteiger Ende Februar 2023 wiederfindet – und über deren Lesart sich trefflich streiten lässt.
Denn einerseits relativiert die fußballerische Überlegenheit der vergangenen beiden Gegner – sowohl Dortmund als auch Frankfurt stehen im Achtelfinale der Champions League – natürlich die mauen Ergebnisse. Anlass zur Panik besteht also nicht, zumal Werder Bremen immer noch acht Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. Andererseits sollte das am Osterdeich – gerade nach dem besorgniserregenden Mutlos-Auftritt in Frankfurt – aber keine falsche Sicherheit verbreiten. Schließlich stehen nun gleich zwei wichtige Duelle gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt an.
Werder Bremens Clemens Fritz optimistisch: „Gezeigt, dass wir schwierige Situationen meistern können“
„Wir sind nicht blauäugig und wissen, dass wir nichts haben, auf dem wir uns ausruhen können“, sagt Werder Bremens Leiter Profifußball Clemens Fritz im Gespräch mit der DeichStube und betont direkt im nächsten Satz: „Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir in dieser Saison schon gezeigt haben, dass wir auch schwierige Situationen meistern können.“ Genau das will (und sollte) der Tabellenelfte von der Weser nun ein weiteres Mal tun. Zunächst zu Hause gegen den 16. Bochum (Samstag, 15.30 Uhr, im DeichStube-Liveticker), dann auswärts beim aktuell 13. Augsburg (4. März, 15.30 Uhr). Zwei Spiele, die je nach Ausgang für erleichternde Entspannung, aber auch für anstrengenden Alarmismus sorgen könnten.
Auch deshalb ist Clemens Fritz sehr daran gelegen, bei aller klar geäußerten Kritik („Wir haben in Frankfurt den Glauben an die eigene Stärke vermissen lassen und waren nicht mutig genug“) bloß keine Katerstimmung aufkommen zu lassen. „Wichtig ist, dass wir jetzt nicht alles infrage stellen“, sagt der Ex-Profi und erinnert: „Wir sind immer noch ein Aufsteiger und können die Situation vernünftig einordnen.“ Am Sonntag, einen Tag nach dem 0:2 vom Main, hat Cheftrainer Ole Werner das Spiel gemeinsam mit seiner Mannschaft aufgearbeitet. „Wir haben die Fehler analysiert und müssen aus ihnen lernen“, fordert Fritz, der vor dem Bochum-Spiel erwartet, dass sich der SV Werder Bremen zunächst wieder auf Grundlegendes fokussiert. „Die Bochumer haben sich sehr gut entwickelt, sie sind ein unangenehmer Gegner“, erklärt der 42-Jährige. „Physische Präsenz“ auf dem Platz sei da ganz wichtig: „Sich nur auf die spielerischen Elemente zu konzentrieren, wird nicht funktionieren.“
Die Sinne bei Werder Bremen sind geschärft - Verlauf der Abstiegssaison in den Köpfen
Ähnlich hatte sich ein hörbar genervter Niclas Füllkrug schon kurz nach dem Frankfurt-Spiel geäußert. Zunächst bescheinigte der Stürmer dem Gegner „einfach eine bessere Mannschaft als wir“ zu sein. Dann hielt er fest, die Eintracht habe mehr Mut und Durchsetzungsvermögen als Werder Bremen gehabt. Füllkrugs Fazit: „Es ärgert mich sehr, dass es auf solche Dinge ankommt und wir deswegen ein Spiel verlieren, weil es Dinge sind, die wir in der Hinrunde extrem verkörpert haben. Da muss wieder mehr kommen in den Bereichen.“
Clemens Fritz hat Füllkrugs deutliche Kritik am Auftritt der Mannschaft natürlich vernommen – und zwar durchaus mit Wohlwollen. Als einer der Führungsspieler im Team des SV Werder Bremen gehöre es zu den Aufgaben des 30-Jährigen, Missstände anzusprechen, nach innen und außen. „Fülle ist ein Spieler, der seine Meinung sagt. Das ist auch vollkommen in Ordnung“, sagt Fritz und bemüht zur Verdeutlichung den umgekehrten Fall: „Schlimmer wäre es gewesen, wenn für ihn alles in Ordnung gewesen wäre.“ War es nicht. Was vielleicht auch damit zu tun hat, dass Niclas Füllkrug in der Saison 2020/21 hautnah miterleben musste, wie schnell sich so ein vermeintlich komfortabler Vorsprung auf die Abstiegsränge in Luft auflösen kann.
Werder Bremens Kapitän Marco Friedl fordert gegen VfL Bochum „eine Leistungssteigerung“
Eine Erfahrung, die auch Werder Bremens Marco Friedl damals mitgemacht hat. Mit Blick auf die anstehenden Spiele meinte er: „Für uns geht es in den nächsten Wochen um sehr viel.“ Gegen Bochum forderte der Österreicher deshalb „eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Frankfurt-Spiel“, die es fraglos brauchen wird. Zum Abschluss dazu auch noch einmal Füllkrug: „Bochum spielt sehr schnörkellos. Die Mannschaft weiß, was sie kann und was nicht. Sie haben ihre Spur gefunden. Wir sollten als erstes nicht an die drei Punkte denken, sondern erst mal eine gute Leistung abliefern. Und dann werden wir sehen.“ Klingt nach einem ziemlich vernünftigen Ansatz. (dco)