Werder seit sechs Spielen sieglos
Genervt von altbekannten Fehlern: Werder bringt sich gegen Freiburg mal wieder unnötig um wichtige Punkte
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Die nächste Niederlage, der nächste Rückschlag: Werder Bremen ist gegen den SC Freiburg erneut die bessere Mannschaft, verliert am Ende aber vollkommen unnötig mit 1:2 (0:0).
Bremen – Niclas Füllkrug hatte es sich gemütlich gemacht. Auf Höhe der Mittellinie saß der verletzte Stürmer des SV Werder Bremen und lächelte. Dort, in einer Kabine, in der sonst Radiokommentatoren ihre Live-Schalten sprechen. Seine Mannschaft war gerade in Führung gegangen. Genau in einer Phase, in der die Bremer sonst selbst gern Tore kassieren: direkt nach der Pause nämlich. Maximilian Philipp hatte nach einem schönen Konter das 1:0 markiert und Fans sowie den verletzten Torjäger Füllkrug lächeln lassen. Doch die Mundwinkel wanderten im weiteren Verlauf wieder nach unten, denn Werder ließ sich die Führung gegen den SC Freiburg tatsächlich nehmen. Mal wieder völlig unnötig. Am Ende hieß es 1:2 (0:0) und die Grün-Weißen hatten die nächste riesige Möglichkeit verpasst, einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu unternehmen. Und das nervte. Gehörig sogar.
„Wir hätten heute als Sieger vom Platz gehen können. Wir haben das Spiel weitestgehend dominiert“, urteilte Verteidiger Niklas Stark. „Das zieht sich durch die Wochen. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass das Glück auf unsere Seite fällt.“ Was diese Niederlage am Sonntagnachmittag so bitter machte, war auch die Tatsache, dass der gegnerische Champions-League-Anwärter aus dem Breisgau alles andere als übermächtig agiert hatte. Vielmehr offenbarte das Team um den Ex-Bremer Maximilian Eggestein allerlei Probleme im Spielaufbau, übte kaum einmal ernsthaften Druck auf die Heimelf aus. Folgerichtig gehörte Werder Bremen die erste Chance der Partie, Füllkrug-Ersatz Maximilian Philipp hätte nach schöner Vorarbeit von Mitchell Weiser fast schon nach zwei Minuten getroffen.
Werder Bremen hadert mit Pleite gegen den SC Freiburg: „Was uns gefehlt hat, war der finale Pass im letzten Drittel“
Das blieb allerdings lange Zeit der einzige Höhepunkt, der SC Freiburg wurden allenfalls durch einen Freistoß von Vincenzo Grifo gefährlich (26.). Ansonsten ging es zwar intensiv, aber relativ ereignisarm bis zum Pausenpfiff weiter. „Wir haben gut ins Spiel gefunden, es kontrolliert und nicht zu wild werden lassen. Das war genau das, was wir uns vorgenommen haben“, erklärte Werder Bremens Cheftrainer Ole Werner später. „Was uns gefehlt hat, war der finale Pass im letzten Drittel.“
Der klappte dann unmittelbar nach dem Seitenwechsel umso besser. Als die Freiburger nach einem vermeintlichen Handspiel von Niklas Stark Elfmeter forderten, schalteten die Bremer schnell um, über Marvin Ducksch landete der Ball bei Leonardo Bittencourt, der erst Richtung Tor zog, dann aber clever auf den völlig allein gelassenen Maximilian Philipp ablegte. Und die Winter-Leihgabe aus Wolfsburg krönte ihr Startelfdebüt mit dem Führungstreffer. Der Boden schien bereitet, das Geschehen in die richtige Richtung zu kippen. Zumal Werder Bremen dran blieb und nach etwas mehr als einer Stunde fast ein traumhaft schönes 2:0 erzielt hätte. Wieder stand Maximilian Philipp im Mittelpunkt – oder besser gesagt: er flog. Nach einer erneuten Weiser-Hereingabe setzte der 29-Jährige zu einem spektakulären Fallrückzieher an, scheiterte am aber nicht weniger überragend reagierenden SCF-Keeper Mark Flekken (61.).
Werder Bremens Marco Friedl zum SC Freiburg-Spiel: „Wie so oft in den letzten Wochen waren wir die bessere Mannschaft“
Vermutlich wären die Freiburger danach ziemlich erledigt und Werder Bremens ersehnter Heimsieg perfekt gewesen. So aber folgte der große Frust – und die nun schon neunte Niederlage vor eigenem Publikum. Das ist nicht nur ligaweiter Höchstwert, sondern auch einer der Gründe, warum sich der Aufsteiger noch immer Sorgen um den Verbleib im deutschen Fußball-Oberhaus machen muss. Weil wieder zwei Patzer genügten, um das Spiel kippen zu lassen. Erst durfte Roland Sallai erschreckend freistehend ausgleichen (67.) und das 1000. Bundesligator des SC Freiburg erzielen, dann köpfte Lucas Höler unbedrängt ein (71.). Füllkrugs Laune auf der Pressetribüne war endgültig verhagelt. Und nicht nur seine. „Es gibt zwei Gegentore, die in der Art und Weise, wie sie fallen, total einfach zu verteidigen sind“, ärgerte sich Ole Werner später. „Wir sind jeweils in den Situationen, dass die Leute zugeteilt sind, wir sie aber dann doch verlieren. Beim zweiten Gegentor sind wir eigentlich sogar zu zweit am Mann, machen aber den letzten Schritt nicht.“
Werder Bremen probierte zwar die Aufholjagd, doch gelingen wollte sie nicht mehr. Die ganz große Chance tauchte einfach nicht mehr auf. Stattdessen grüßte schon wieder das Murmeltier. „Wir lassen insgesamt wenig zu, schenken das Spiel dann in wenigen Minuten her“, kritisierte Kapitän Marco Friedl. „Wie so oft in den letzten Wochen waren wir die bessere Mannschaft, aber Freiburg macht es clever und gewinnt.“ Entsprechend gut gelaunt schritten die Gäste-Profis nach dem Schlusspfiff Richtung Kabine. Die Bremer Spieler müssen sich dagegen nach dem nächsten Nackenschlag wieder einmal aufrappeln und nicht allzu negative Stimmungen zulassen. „Frustrierend ist das falsche Wort, denn das hat für mich immer etwas damit zu tun, dass man den Kopf in den Sand steckt“, meinte Ole Werner. „Aber es ist einfach enttäuschend, dass man eine Leistung zeigt, die mannschaftlich wirklich auf einem richtig guten Niveau ist, am Ende aber durch zwei individuelle Fehler verliert.“ (mbü)