Was wird aus Werders Sportchef?
Frank Baumann soll bei Werder Bremen nicht überredet werden: Was Weggefährten über einen vorzeitigen Abschied des Sportchefs denken
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Was wird aus Frank Baumann? Werder Bremens Geschäftsführer Sport vermied kürzlich ein Bekenntnis, seinen Vertrag bis 2024 zu erfüllen. Langjährige Weggefährten haben jetzt eine Prognose zur Zukunft des Sportchefs abgegeben.
Bremen – Es gibt da einen Auftrag zu erfüllen: den Klassenerhalt. Zumindest gilt das für die Bundesliga-Profis des SV Werder Bremen. Sportchef Frank Baumann hat sich selbst noch ein paar Ziele mehr auferlegt. Natürlich möchte auch er den Verein sportlich in sicherem Fahrwasser wissen – wofür der Nichtabstieg eine ganz zentrale Rolle einnimmt. Aber auch in puncto Finanzen und Infrastruktur soll es gut um den Club stehen. Aufgaben, die unmittelbar miteinander verwoben sind, sich deshalb aber auch nicht im Vorbeigehen regeln lassen. Stattdessen sind sie stets Teil eines langwierigen Prozesses. Doch seit geraumer Zeit stellt sich die Frage, wie lange Baumann noch Teil dieses Weges sein wird. Bleibt der 47-Jährige tatsächlich im Amt, bis er die 50 Lebensjahre vollmacht, ehe er sich die angekündigte Auszeit gönnt? Oder gibt es vorher einen Abschied? Womöglich im Sommer 2024, wenn sein aktueller Vertrag endet? Oder vielleicht sogar schon nach dieser Saison beziehungsweise im Anschluss an die nächste richtungsweisende Transferperiode im Herbst? Alles keine unwahrscheinlichen Szenarien, doch nicht überall wird an eine baldige Trennung geglaubt.
Torsten Frings über Werder Bremens Frank Baumann: „Deswegen glaube ich auch nicht, dass er im Herbst aufhört“
„,Baumi‘ ist alles, aber kein Schnacker“, verdeutlichte etwa Torsten Frings. Der 46-Jährige war kürzlich beim DeichTalk der DeichStube zu Gast und schätzt die Treue seines früheren Teamkollegen. „Wann immer er von etwas überzeugt war, hat er es auch zu 100 Prozent durchgezogen. Deswegen glaube ich auch nicht, dass er im Herbst aufhört.“ Anders sieht es mit der angekündigten Pause im Nachgang des 50. Geburtstags aus. „Wenn er sagt, dass er dann aufhört, dann macht er auch keine Sekunde länger“, ist sich Frings sicher. „Dafür ist er zu gerade. Und das macht ihn auch aus.“
Von einer Amtsmüdigkeit ist auch nach Meinung von Dirk Wintermann nichts zu sehen. Genau deshalb betonte das Mitglied des Aufsichtsrates von Werder Bremen, das ebenso wie Frings zur erwähnten Gesprächsrunde gehörte: „Frank Baumann ist noch immer genau der Frank Baumann, den ich in meinen ersten Tagen hier kennengelernt habe: Er ist sehr fokussiert und sehr konzentriert.“ Und der Unternehmer ergänzte: „Frank macht auf mich überhaupt nicht den Eindruck, als wenn er kurz davor wäre, zu sagen, dass er hier seine Arbeit erledigt hat. Das nehme ich in keiner Weise wahr.“
„Grundsätzlich traue ich mir zu, eines Tages als Geschäftsführer zu arbeiten“, sagt Werder Bremens Clemens Fritz
Überhaupt genießt Baumanns Arbeit intern eine hohe Wertschätzung, sein Handeln im Nachgang des Abstiegs wird als äußerst positiv angesehen. Eine Vertragsverlängerung bei Werder Bremen ist aktuell dennoch nicht geplant, auch weil Frank Baumann intern signalisiert hat, derzeit keine Gespräche zu diesem Thema führen zu wollen. Mit Blick auf die Zukunft des Sportchefs erklärte Dirk Wintermann deshalb: „Entscheiden tut es am Ende Frank, wie lange er diesen Job machen will, denn er ist eine Führungskraft – und die muss man nicht überreden müssen. Die muss diese Aufgabe in sich tragen, sonst wäre das der falsche Weg.“
Ein potenzieller Nachfolger wird intern mit Clemens Fritz längst aufgebaut. „Mir macht mein aktueller Job sehr viel Spaß“, betont Werder Bremens derzeitiger Leiter Profifußball und Scouting im Gespräch mit der DeichStube. „Ich weiß die Zusammenarbeit mit Frank sehr zu schätzen. Über seine Zukunft entscheidet am Ende nur er. Grundsätzlich traue ich mir zu, eines Tages als Geschäftsführer zu arbeiten.“ Ein Baustein dieser möglichen Entwicklung ist die Verpflichtung des neuen Kaderplaners Johannes Jahns. Der gebürtige Bremer, der zuletzt beim FC Red Bull Salzburg arbeitete, wird bald Aufgaben von Fritz übernehmen, der sich dann wiederum um Elemente kümmert, die bisher zu Baumanns Tagesgeschäft gehören.
Frank Baumann kann die Länge seiner Amtszeit bei Werder Bremen selbst bestimmen
„Clemens hat in den letzten Jahren schon immer eine wichtige Rolle gespielt“, erklärte der Sportchef des SV Werder Bremen jüngst in einem Radio-Bremen-Interview. „Seine Bereiche sind in sehr guten Händen und er ist mit Sicherheit jemand, der irgendwann auch mal den nächsten Schritt gehen kann. Aber das ist nicht meine Entscheidung.“ Das stimmt, solange es um die formelle Neubesetzung des Postens geht. Aber diesen muss ja vorher auch jemand freimachen. Und da kann auch Frank Baumann fraglos selbst die Länge der eigenen Amtszeit mitbestimmen. Zuletzt vermied es der Ex-Profi, einen Verbleib bis 2024 zu garantieren. Stattdessen gab es den süffisanten Hinweis, dass er stets seine Verträge in allen Lebenslagen erfülle. „Das habe ich mal so platt gesagt. Zumindest, was die beruflichen Verträge betrifft, ist das so gewesen. Im Privaten habe ich vielleicht mal einen Telefonvertrag gekündigt“, wiederholte er auch jetzt pointiert.
Bislang hat Frank Baumann seine Aufgabe mit viel Ehrgeiz und Energie ausgefüllt. Doch die siebenjährige Amtszeit hat eben viel Kraft gekostet. Auch deshalb gibt es die ominöse 50er-Marke. „Ich glaube, nach einer gewissen Zeit ist für einen persönlich, für die Gesundheit, für die Familie, aber vielleicht auch für den Verein wichtig, dass jemand anders die Position ausübt“, sagte Baumann. „Mein Anspruch ist immer gewesen, dass ich Werder Bremen sportlich, wirtschaftlich und infrastrukturell in einer guten Situation an meinen Nachfolger übergeben will. Da sind wir auf einem guten Weg, aber haben noch einiges zu tun.“ (mbü)