„Die bitterste Niederlage meiner Karriere“: Im März 2006 schied Frank Fahrenhorst (r. im Zweikampf Zlatan Ibrahimovic) mit Werder Bremen gegen Juventus Turin aus der Champions League aus. Heute ist der Ex-Profi Trainer beim VfB Stuttgart II.
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„Die bitterste Niederlage meiner Karriere“: Im März 2006 schied Frank Fahrenhorst (r. im Zweikampf Zlatan Ibrahimovic) mit Werder Bremen gegen Juventus Turin aus der Champions League aus. Heute ist der Ex-Profi Trainer beim VfB Stuttgart II.

Werder-Erinnerungen

Dem Puma ganz nahe: Ex-Werder-Profi Frank Fahrenhorst blickt auf seine Zeit in Bremen und Bochum zurück

Vor dem Bundesliga-Spiel des SV Werder Bremen gegen den VfL Bochum erinnert sich Ex-Profi Frank Fahrenhorst an seine Zeit bei den beiden Clubs und spricht über seine besondere Verbindung zu Werder-Co-Trainer Tom Cichon.

Bremen – Seine Planungen für das anstehende Wochenende hat Frank Fahrenhorst lange abgeschlossen. Sie werden ihn am Samstag ins Saarland, genauer: in die Kreisstadt Homburg führen. FC 08 Homburg gegen die TSG Hoffenheim II – wenn dieses Nachholspiel in der Regionalliga Südwest um 14 Uhr beginnt, wird Fahrenhorst auf der Tribüne des altehrwürdigen Waldstadions sitzen und sich vermutlich Notizen machen. Arbeitsalltag. Schließlich ist Hoffenheims Reserve der nächste Gegner des VfB Stuttgart II, für den Fahrenhorst seit Juli 2020 als Cheftrainer verantwortlich ist. „Die Arbeit macht mir großen Spaß“, sagt der 45-Jährige, dessen Gedanken nach dem Abpfiff in Homburg aber ziemlich schnell knapp 600 Kilometer gen Norden schweifen dürften. Denn auch im Bremer Weserstadion kommt es am Samstag zu einem Spiel, das Fahrenhorst sehr interessiert: Werder Bremen gegen den VfL Bochum – zwei Vereine, für die der Ex-Profi während seiner aktiven Karriere im Einsatz war und mit denen er bewegte Erinnerungen verbindet.

Frank Fahrenhorst wechselte 2004 vom VfL Bochum zu Werder Bremen - und „auf ein anderes Level“

„Ich habe mit beiden Clubs schöne Zeiten erlebt“, sagt Frank Fahrenhorst, ehe er während des Telefonats mit der DeichStube zur Reise in die Vergangenheit ansetzt – beginnend mit seiner persönlichen Schnittstelle zwischen VfL Bochum und SV Werder Bremen, nämlich mit dem Wechsel im Sommer 2004 vom Revierclub an den Osterdeich. Mladen Krstajic, der heutige Nationaltrainer Bulgariens, hatte sich nach Werders Double-Gewinn in Richtung Schalke 04 verabschiedet, Fahrenhorst füllte die Lücke in der Innenverteidigung auf. Der damals 26-Jährige kam nach einer überragenden Spielzeit vom Tabellenfünften aus Bochum, hatte die Empfehlung von sieben Saisontoren im Gepäck und bewegte sich zudem im Dunstkreis der Nationalmannschaft, für die er im August und September 2004 zwei Testspiele bestritt.

„In Bremen wurde ich fußballerisch auf ein anderes Level gehoben“, sagt Frank Fahrenhorst, der damals plötzlich mit schillernden Namen wie Johan Micoud, Miroslav Klose und Tim Borowski gemeinsam auf dem Platz stand – zumindest vorerst. Denn am siebten Spieltag brach nach einem Zweikampf mit Bayerns Michael Ballack nicht nur das Nasenbein des Bremer Neuzugangs, sondern im Grunde auch seine Saison entzwei. „Von da an war es ein Auf und Ab“, blickt Fahrenhorst zurück.

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Frank Fahrenhorst schoss sein erstes Bundesliga-Tor für den VfL Bochum gegen Werder Bremen

Zunächst sieben Wochen Verletzungspause, im Januar 2005 dann die Rückkehr in die Startelf, dann wieder verletzt. Ein kompliziertes erstes Jahr also bei Werder Bremen, einem Verein, an den der gebürtige Kamener („Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets“) zuvor schon eine ganz besondere Erinnerung hatte. Sein erstes Bundesligator überhaupt schoss Frank Fahrenhorst im September 1998 gegen Werder, zu einer Zeit, als Marco Bode und Dieter Eilts noch zentrale Figuren im Bremer Mittelfeld waren. Am Ende der Saison 98/99 stieg Fahrenhorst mit dem VfL Bochum ab.

Beim Revierclub reifte der Abwehrspieler in den Folgejahren nach und nach zur festen Größe, ehe er mit dem Verein nach einer unglaublichen Aufholjagd im Aufstiegsrennen am letzten Spieltag der Saison 2001/02 die Rückkehr ins Oberhaus feierte. „Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Das werde ich nie vergessen“, betont er. Und jemandem wie Frank Fahrenhorst darf man das getrost glauben – zumindest blicken nicht viele Fußballer derart ergebnissicher und detailgetreu auf die Eckpunkte ihrer Karriere zurück. Einsätze? Tabellenstände? Torschützen? Hat der Ex-Profi des SV Werder Bremen während des Gesprächs alles sofort parat. So auch die Szenen vom 7. März 2006, die bei ihm Spuren hinterlassen haben – Spuren, die bis heute nachwirken.

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Frank Fahrenhorst erinnert sich an bitteres Werder Bremen-Aus gegen Juventus Turin und den Wechsel zu Hannover 96

„Es war für alle unfassbar, einfach brutal“, sagt Frank Fahrenhorst, der seit jenem Tag beim Wort „Puma“ nicht mehr zuerst an ein Tier denkt, sondern an: Emerson. An den brasilianischen Superstar, damals in Diensten von Juventus Turin, der Werder Bremen mit seinem späten Tor zum 2:1 im Achtelfinalrückspiel aus der Champions League schoss. Vorausgegangen waren dem Treffer eine verhängnisvolle und längst legendäre Rolle von Werder-Torhüter Tim Wiese sowie der aufgeregte Ruf von Juve-Spieler Fabio Cannavaro: „Puma, Puma!“ Emersons Spitzname, mit dem er auf den freien Ball direkt neben sich aufmerksam gemacht wurde – und ihn ins leere Tor schob. Fahrenhorst hatte beste Sicht auf die Szene, stand direkt neben Wiese und Emerson und sagt heute: „Es war die bitterste Niederlage meiner Karriere.“ Insgesamt würden aber die positiven Erinnerungen an die Saison überwiegen: „Wir haben tollen Fußball gespielt.“

Nachdem Frank Fahrenhorst zu Beginn seines zweiten Bremer Jahres Startschwierigkeiten gehabt hatte, stand er ab dem 13. Spieltag (mit einer Ausnahme) immer auf dem Platz und verpasste dort keine Minute. Gehen musste er im Sommer 2006 trotzdem. Werder Bremen verpflichtete Per Mertesacker von Hannover 96, wohin Fahrenhorst wiederum als eine Art Verhandlungsmasse transferiert wurde – obwohl ihm zuvor von Sportchef Klaus Allofs anderes zugesagt worden sei. „Wir hatten ein offenes Gespräch, und mir wurde gesagt, dass Werder trotzdem weiter mit mir plant.“ Das Angebot eines anderen Bundesligisten habe er deshalb abgelehnt. „In der Vorbereitung hatte ich nicht das Gefühl, dass man offen mit mir umgegangen ist. So kam es, dass ich nach Hannover gewechselt bin“, erinnert sich Fahrenhorst, der die Sache für sich aber längst abgehakt hat.

Frank Fahrenhorst teilte sich während Fußballlehrer-Ausbildung ein Zimmer mit Werder Bremens Tom Cichon

Nach der Zeit bei 96 ging es für den Verteidiger über den MSV Duisburg zur zweiten Mannschaft von Schalke 04, für die er als Führungsfigur geholt wurde mit der Option später als Co-Trainer einzusteigen. „Hätte ich in diesen zwei Jahren gemerkt, dass ich als Spieler keinen Zugang zu den Jungs finde, dann hätte ich den Trainerplan für mich verworfen“, sagt Frank Fahrenhorst, für den es anders kam. Bis zu seinem Wechsel zum VfB Stuttgart war er acht Jahre lang Schalker U17-Coach.

Mit dem VfB II belegt der Ex-Profi, der mit seiner Familie nach wie vor in Bochum lebt, aktuell Platz sieben in der Regionalliga Südwest. Eines Tages würde er gerne in der Bundesliga arbeiten. Die Grundvoraussetzung dafür, den Fußballlehrer-Schein, hat Frank Fahrenhorst seit 2015 in der Tasche. Während des Lehrgangs in der Sportschule Hennef hat er sich das Zimmer mit Tom Cichon geteilt, der heute dem Trainerstab des SV Werder Bremen angehört. „Er war so etwas wie mein Lebensabschnittsgefährte“, lacht Fahrenhorst. Bis heute stehen die beiden Männer in Kontakt, telefonieren regelmäßig. Vielleicht ja auch am Samstagabend, nach den Fußballspielen in Homburg und Bremen. (dco)

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