Die Idee mit dem freien Eintritt hatte Willi Lemke schon 1989. Damals verkaufte er als Manager von Werder Bremen ein Bundesliga-Spiel an einen Sponsor.
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Die Idee mit dem freien Eintritt hatte Willi Lemke schon 1989. Damals verkaufte er als Manager von Werder Bremen ein Bundesliga-Spiel an einen Sponsor.

Freikarten-Initiative bei Fortuna Düsseldorf

Umsonst ins Stadion: Lemke hat es bei Werder erfunden

Fortuna Düsseldorf will die Zuschauer künftig kostenlos ins Stadion lassen - der Plan mit dem freien Eintritt sorgt aktuell bundesweit für Aufsehen. Willi Lemke hat das schon mal 1989 bei Werder Bremen umgesetzt. So war das damals.

Bremen – Als Willi Lemke von der Freikarten-Aktion bei Fortuna Düsseldorf erfuhr, schickte er Klaus Allofs, seinem alten Kumpel aus gemeinsamen Zeiten beim SV Werder Bremen, gleich eine Nachricht. „Ich habe ihn beglückwünscht zum Mut, diese Maßnahme anzugehen“, berichtet der frühere Werder-Manager. Er ist quasi der Erfinder dieser Marketing-Kampagne bei der Fortuna, für die Allofs inzwischen als Sportvorstand arbeitet.

Die Düsseldorfer wollen ihren Zuschauern künftig freien Eintritt ermöglichen – dank mehrerer Sponsoren. So hatte es schon Willi Lemke im März 1989 gemacht. Der damalige Manager des SV Werder Bremen verkaufte ein Meisterschaftsspiel an den Automobilhersteller Citroën aus Frankreich, weil er gegen den Tabellenletzten Waldhof Mannheim nur wenig Zuschauer erwartete. Citroën erhielt für 120.000 Mark die exklusiven Werberechte für diese Partie. Die 30.000 Tageskarten gingen sehr stark vergünstigt und zum Teil auch kostenlos über den Tisch. „Das war damals eine Bombe“, schmunzelt Lemke noch heute. „Super erfolgreich war das Ganze. An jenem Abend habe ich nur in zufriedene Gesichter geblickt.“ Dank Lemkes Geistesblitz war die Arena an der Weser ausverkauft. Ein buntes Familienfest rund um den Sportpark rundete alles ab.

Vor Freikarten-Initiative von Fortuna Düsseldorf: Willi Lemke verkaufte 1989 ein Werder Bremen-Spiel an einen Sponsor

Nach der gelungenen Premiere plante Lemke sofort eine Wiederholung. „Leider hat kein weiterer Sponsor angebissen“, berichtet er im Gespräch mit der DeichStube. Möglicherweise sei er nicht intensiv und aggressiv genug vorgegangen, merkt der 76-Jährige selbstkritisch an. Die Marketingspezialisten hätten ihm aber auch zu verstehen gegeben, die Aktion sei wahrlich ein Kracher gewesen, doch ein zweites Mal sei dieser Werbeeffekt nicht zu generieren.

Ein Jahr später war der einfallsreiche Macher wieder am Werk. Kurz nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze veranstaltete Werder Bremen eine Freundschaftsbegegnung bei Hansa Rostock, die unter dem Motto „Lila Pause“ für Aufsehen sorgte. Lemke hatte die Schokoladenfirma Milka als Geldgeber gewonnen, zudem weitere Firmen, die das innerdeutsche Duell finanzierten und niedrige Eintrittspreise möglich machten. Der Schiedsrichter, damals war der Begriff Schwarzkittel noch angebracht, trug ein lila Jersey. Und über allem schwebte in der Stadt die gleichermaßen in der auffälligen Farbe designte Kuh, das markante Werbe- und Wahrzeichen des Süßwarenproduzenten. Die Einnahmen dieser Partie gingen komplett an den DDR-Oberligisten, mit dem die Bremer sogleich einen Kooperationsvertrag schlossen und somit einen netten Nebeneffekt erzielten.

Willi Lemke führte als Manager bei Werder Bremen viele Werbeideen mit Sponsoren ein

Der ebenso erfindungsreiche wie umtriebige „Werder-Willi“ war ständig auf der Suche nach neuen Werbeideen. Problemlos liefen dabei nicht alle Neuerungen ab. „Eine Katastrophe“, urteilt er heute über die Zusammenarbeit mit Vitakraft, der Marke für Tiernahrung, die ein Vogelfutter namens Trill vertreibt. Der Sponsor kam auf den glorreichen Einfall, eine Unmenge Trillerpfeifen an die Fans auszugeben, damit diese die Mannschaft anfeuern und unterstützen sollten. Der Pfiff ging nach hinten los. Die Bremer Zuschauer machten von dem Instrument vehement Gebrauch, so dass sich der Mann an der richtigen Pfeife massiv gestört fühlte und mit Abbruch drohte. „Ich hatte das nicht bedacht, war geschockt über die Folgen, stand in der Verantwortung. Und dachte schon, dass ich gefeuert werde“, erinnert sich Willi Lemke, der aber bei Werder Bremen bleiben durfte und noch die Logen im Weserstadion, die Schiffssirene als Tormusik sowie die Präsentation der Einlaufkinder, „die ich in Brasilien gesehen und nach Europa importiert habe“, erfand. (hgk)

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