Vor Werder gegen Wolfsburg
Wolfsburg-Stürmer Wimmer im Interview: „Ich traue Werder zu, bald wieder das alte Niveau zu erreichen“
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Bremen – Das Momentum spricht klar für den VfL Wolfsburg, doch Patrick Wimmer (21) bleibt vor dem Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr im DeichStube-Liveticker) demütig.
Im Interview mit der DeichStube tritt der Angreifer des VfL Wolfsburg trotz der beeindruckenden Siegesserie der Niedersachsen, die sechs Partien in Folge gewonnen und dabei eine Tordifferenz von 22:1 erzielt haben, auf die Euphoriebremse. Der österreichische Nationalspieler verrät, wie er Werder Bremens 1:7-Schlappe in Köln bewertet, spricht über seinen Coach Niko Kovac und ein Telefonat mit ÖFB-Nationaltrainer Ralf Rangnick.
Im Fußball ist immer häufiger vom Momentum die Rede. Was können Sie mit diesem Begriff anfangen, Patrick Wimmer?
Aktuell ist das Momentum auf jeden Fall auf unserer Seite.
Der VfL Wolfsburg gilt nach sechs Siegen in Folge als die Mannschaft der Stunde...
Bei aller Euphorie bin ich dafür, das Ganze immer noch mit Vorsicht zu betrachten. Die Erfolge sind schön und gut, doch wir müssen weiter hart arbeiten, müssen von Spiel zu Spiel schauen. Ich habe gelernt, dass in der Bundesliga nichts von allein funktioniert. Also müssen wir weiter voll fokussiert sein.
Haben Sie in Ihrer Karriere schon mal so eine Phase mit einer Mannschaft erlebt?
Nein, eine solche Siegesserie in dieser Dimension durfte ich noch nicht genießen. In Österreich, bei Austria Wien unter Peter Stöger, hatten wir eine vergleichbare Phase. Da konnte am Saisonende jeder Gegner kommen, wir haben sie alle geschlagen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Siege am Stück es genau waren. Ich vermute aber, es waren nicht ganz so viele wie jetzt in Wolfsburg.
Sechs Siege und dann die geradezu sagenhafte Tordifferenz von 22:1...
Das freut mich für unsere Defensive. Es ist ein Beleg dafür, dass nicht nur die Offensive stimmt, sondern auch die Abwehrarbeit sehr gut ist.
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Der VfL zählt nach diesem beeindruckenden Zwischenspurt nun zum Kreis der Verfolger des FC Bayern. Erheben Sie Einspruch?
Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass sich in diesem Bereich viele Mannschaften etabliert haben. Ich glaube nicht, dass wir uns als Bayern-Verfolger sehen sollten. Wir müssen weiter auf uns schauen, müssen weiter punkten. Dann sehen wir am Ende, was dabei herausspringt.
Die internationalen Plätze sind jetzt in Reichweite. Auch die Champions-League-Ränge. Ist die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb ein realistisches Saisonziel?
Jeder kann von Zielen sprechen. Jeder Bundesligaspieler, der gefragt wird, wird sagen, dass er europäisch spielen möchte. Doch, wie schon betont, ich bin zurückhaltend. Meine Devise lautet: Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen.
Nach einem schleppenden Saisonstart schießt die Mannschaft nun durch die Decke. Was ist passiert?
Wir hatten im Sommer viele Umstellungen. Viele neue Spieler, ein neues Trainerteam. Wir haben einfach mehr Zeit gebraucht, bis wir ein Team geworden sind, bis die Abläufe funktioniert haben. Nun ist der Zeitpunkt, wo wir perfekt umsetzen können, was der Trainer von uns verlangt. In der Vorbereitung lief es vor dem Start gar nicht schlecht, doch in der Meisterschaft tauchten doch Probleme auf. Punktspiele sind nun mal etwas anderes.
Sie haben den Trainer angesprochen. Wie groß ist der Anteil von Niko Kovac an dem derzeitigen Aufschwung?
Wenn eine Mannschaft so funktioniert, wie es gegenwärtig bei uns der Fall ist, dann hat der Trainer einen gewaltigen Anteil daran. Niko Kovac fordert uns jeden Tag im Training, sorgt für einen gesunden Konkurrenzkampf.
Beim 5:0 in Berlin imponierten auch zwei Spieler, die von der Bank gekommen sind: Mattias Svanberg und Maxence Lacroix. Ist die Breite des Kaders ein Erfolgsgeheimnis?
Im täglichen Training zeigt sich in der Tat die Qualität unseres Kaders. Jeder will spielen, jeder ist gefordert, niemand kann es schleifen lassen. Bei der Hertha hatten wir zwei Veränderungen in der Mannschaft. Doch wir haben das als Team aufgefangen. Wir haben keinen Qualitätsverlust erlitten. Das ist fraglos eine Stärke von uns.
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VfL Wolfsburg-Profi Patrick Wimmer im Interview: „Auswärtsspiel bei Werder Bremen keine leichte Aufgabe“
Mit zwei Toren und fünf Assists läuft es für sie persönlich prima. Sie zählen zu den Profis, die in den Top-5-Ligen Europas die beste Quote bei Torbeteiligungen haben. Der „kicker“ nennt Sie in einem Atemzug mit den Weltklassespielern Kevin de Bruyne und Lionel Messi. Überrascht Sie das?
Es kam für mich ein bisschen plötzlich, ich habe vorher davon noch nie gehört. Es freut mich natürlich, dass ich im Zusammenhang mit solchen Größen genannt werde.
Wie haben Ihre Mannschaftskollegen reagiert?
Vor dem Spiel in Berlin haben meine Mitspieler es kurz beim Essen angesprochen. Das Zahlenspiel ist schön für mich. Doch ich weiß, dass ich das ohne meine Mitspieler nicht hätte schaffen können. Ich bin froh, ein Teil dieser guten Mannschaft sein zu dürfen.
Hand aufs Herz: Wer kann Wolfsburg momentan überhaupt schlagen? Oder kann Wolfsburg sich nur selbst bezwingen?
Jedes Bundesligaspiel ist schwer.
Auch der Gang nach Bremen?
Sicherlich, ein Auswärtsspiel bei Werder ist wie immer keine leichte Aufgabe. Wir müssen demütig bleiben. Unser Ziel muss lauten, von Beginn an hellwach im Weserstadion zu sein, um unser Spiel durchzubekommen. Nur so können wir auch in Bremen Punkte mitnehmen.
Am letzten Wochenende haben die Bremer in Köln eine deftige Schlappe kassiert, am Mittwoch auch das Heimspiel gegen Union Berlin verloren. Wie stufen Sie diese Resultate ein?
Nach der zweimonatigen Spielpause ist es schwer, sofort wieder zurückzukommen und das alte Leistungslevel zu erreichen. Ich bewerte dieses 1:7 nicht über. Wir alle wissen um die Qualitäten der Bremer. Wir stellen uns darauf ein, dass sie am Samstag ein ganz anderes Gesicht präsentieren werden. So einen rabenschwarzen Tag wie in Köln wird die Mannschaft von Ole Werner nicht wieder erwischen.
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Patrick Wimmer vom VfL Wolfsburg traut Werder Bremen „bald wieder das alte Niveau“ zu
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Stärken des Aufsteigers?
Werder ist eingespielt, eine gut funktionierende Einheit. So konnten sie den Schwung aus dem Aufstiegsjahr mitnehmen. Auch wenn sie augenblicklich ein wenig ins Stolpern gekommen sind, traue ich den Bremern zu, dass sie bald wieder das alte Niveau erreichen.
Bei Werder spielen in Marco Friedl und Romano Schmid zwei Österreicher. Hatten Sie kürzlich Kontakt mit Ihren Landsleuten?
Nein, Romano ist ja verletzt. Auch mit Marco oder Amos Pieper, mit dem ich letztes Jahr in Bielefeld gespielt habe, habe ich nicht geschrieben oder telefoniert.
Erst die Reise nach Bremen, dann in der kommenden Woche das DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin. Die nächste große Chance, das Ticket nach Europa zu buchen?
Der Pokal ist und bleibt der kürzeste Weg, einen Titel zu holen. Doch klar ist auch: Auswärts bei Union ist eines der kompliziertesten Pokalspiele, das man haben kann.
Im letzten Jahr haben Sie Ihr Länderspiel-Debüt gegeben. Wie ist der Stand? Haben Sie Kontakt zu Nationaltrainer Ralf Rangnick?
Natürlich bin ich im Moment gut drauf, doch die nächsten Länderspiele sind erst im März. Ich muss weiter Leistung bringen, mich empfehlen. Zum Jahreswechsel habe ich mit Ralf Rangnick telefoniert. Wir haben kurz gesprochen, das tat mir schon gut.
Als Sie sich mit Ihrer Freundin verlobten, haben Sie sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die Zeremonie fand auf einem Pick-up-Truck statt. Wissen Sie schon, was Sie vor der Hochzeit arrangieren?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die Planung ist schwierig, vieles ist abhängig vom Terminkalender.