DeichStube-Reporter Marius Winkelmann (links mit Alexander Nouri und rechts im Duell mit Werder Bremen-Legende Ailton) mischte als Spieler beim Hallenturnier der Traditionsmannschaften in Oldenburg mit.
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DeichStube-Reporter Marius Winkelmann (links mit Alexander Nouri und rechts im Duell mit Werder Bremen-Legende Ailton) mischte als Spieler des VfB Oldenburg beim Hallenturnier der Traditionsmannschaften mit.

Hallenturnier hautnah: DeichStube-Reporter berichtet

Verblüffter Ailton, Werder-Schützenhilfe und ein schönes Tor

Bremen – Da staunte er nicht schlecht. „Ey, Cabeção, was machst du denn hier?“, rief mir ein sichtlich verblüffter Ailton mit großen Augen zu. Mit mir, dem DeichStube-Reporter Marius Winkelmann, hatte der Kugelblitz auf dem Feld in diesem Halbfinale des Hallenturniers um den „Cup der Öffentlichen“ zwischen Werder Bremen und dem VfB Oldenburg offenbar so gar nicht gerechnet, als er gerade anstoßen wollte.

„Cabeção“ ist portugiesisch und bedeutet großer Kopf. Das weiß ich deshalb, weil ich als Aktiver während der Saison 2010/11 ein halbes Jahr lang das große Vergnügen hatte, zusammen mit Ailton beim FC Oberneuland spielen zu dürfen. Seinerzeit hatte mir die Stürmer-Legende des SV Werder Bremen den ebenso klang- wie liebevollen Spitznamen verpasst. Der Grund: Toni war und ist offenbar nach wie vor der Ansicht, dass ich einen ziemlich großen Kopf habe. Ich verstehe bis heute nicht, wie er darauf kommt, aber das ist eine andere Geschichte…

Fünf Spiele haben wir damals zusammen in Liga vier bestritten und uns auf und abseits des Platzes super verstanden. Nun sollten wir uns also erstmals als Gegner gegenüberstehen – und das auch noch im direkten Duell. Mann gegen Mann. Bevor es ans Eingemachte ging, gab es noch eine herzliche Umarmung und ein paar nette Worte. Dann wurde es ernst – und unangenehm für uns. Mit 5:0 schickte uns die Traditionsmannschaft des SV Werder Bremen vom Kunstrasen. Da war es auch kein Trost, dass Ailton im direkten Duell mit mir torlos blieb. Ein Treffer sollte meinem inzwischen 49-jährigen brasilianischen Kumpel gegen Ende des Spiels aber dennoch gelingen: Er setzte den von ihm gewohnt frenetisch gefeierten Schlusspunkt. Zu diesem Zeitpunkt stand ich schon ordentlich pumpend und gefrustet als Wechselspieler hinterm Tor.

Unfreiwillige Schützenhilfe für Aaron Hunt - Traditionself von Werder Bremen topfit

Nun könnte man es sich natürlich leicht machen und sagen: Angesichts des starken Bremer Kaders (trotz der Absagen von Naldo und Zlatko Junuzovic) war die Niederlage doch kein Beinbruch oder zumindest keine große Überraschung. Geärgert habe ich mich aber trotzdem mächtig. Schließlich war es ausgerechnet mein Fehlpass in die Füße von Aaron Hunt, der das 0:2 einleitete und damit auch so ein wenig unseren Widerstand gebrochen hatte. Unter den Jubel der Werder-Fans mischten sich also ein paar lautstarke Flüche von mir. Denn in diesem Moment schlug das Pendel endgültig in Richtung des an diesem Abend zu starken SV Werder Bremen. Spätestens jetzt zündete Werder nämlich den Turbo und machte mit den immer noch topfitten Felix Wiedwald, Nelson Valdez, Philipp Bargfrede und Marko Marin kurzen Prozess mit uns.

Den Frust und die Enttäuschung über das Halbfinal-Aus schüttelten wir jedoch schnell ab. Mussten wir ja auch. Schließlich folgte keine zehn Minuten später das Spiel um Platz 3 gegen Bayer Leverkusen. Und wir wollten uns ja versöhnlich aus dem Turnier verabschieden. Genau das taten wir dann. Von der Werkself trennten wir uns leistungsgerecht mit 2:2 und behielten im Neunmeterschießen die Nerven. So stand am Ende immerhin der Gewinn der Bronzemedaille, und einen schicken Pokal gab es auch noch. Zudem wurde unser Keeper Christian Meyer hochverdient zum besten Torhüter des Turniers gewählt. Er hatte uns mit seinen Paraden ein ums andere Mal den Allerwertesten gerettet.

Werder Bremen triumphiert in Oldenburg, Bochums Dariusz Wosz brilliert, Marius Winkelmann trifft

Auch im ersten Gruppenspiel, in dem wir Borussia Mönchengladbach beim 6:1-Erfolg aber letztlich keine Chance gelassen hatten. Die Fohlen um den Brasilianer Chiquinho fegten wir dank unserer mit Abstand besten Leistung des Tages regelrecht vom künstlichen Rasen. Mein persönliches Highlight war mein zwischenzeitlicher Treffer zum 2:1. Mein einziges Turniertor und dazu noch ein ganz nett anzusehendes und nicht ganz unwichtiges. Im zweiten Gruppenspiel gab es für uns dann zurecht eine 1:4-Niederlage gegen clevere Bochumer um einen immer noch überragend aufspielenden Dariusz Wosz. Wahnsinn, wie fit man mit 53 Jahren noch sein kann!
 
An so viel ehemaligen Bundesliga-Glanz könnte man sich schnell gewöhnen. Nicht nur deshalb würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn ich auch im nächsten Jahr wieder mit dem VfB beim Budenzauber in Oldenburg dabei sein könnte – dann aber hoffentlich ohne Schützenhilfe für Ailton und Co… (mwi)
 
Zur Person: Marius Winkelmann (32) arbeitet seit Oktober 2018 für die DeichStube. Als Fußballer spielte er in der Regionalliga Nord unter anderem für den VfB Oldenburg, den VfB Lübeck, den BSV Rehden und die SV Drochtersen/Assel. Er gewann dreimal den Bremen-Pokal, zweimal den Niedersachsen-Pokal und einmal den Schleswig-Holstein-Pokal. Vier Mal spielte er in der ersten Runde des DFB-Pokals. Heute ist er für seinen Heimatverein, den TV Oyten, in der Bezirksliga Lüneburg aktiv.

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