Im DeichStube-Interview spricht Anton Stach über das Duell zwischen Werder Bremen und Mainz 05, seine persönliche Entwicklung und den VAR.
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Im DeichStube-Interview spricht Anton Stach über das Duell zwischen Werder Bremen und Mainz 05, seine persönliche Entwicklung und den VAR.

DeichStube-Interview

„Ich war körperlich ein wenig hintendran“: Mainz-Profi Anton Stach über seine Zeit als Werder-Talent und das jetzige Wiedersehen

Der SV Werder Bremen trifft am Samstagnachmittag auf den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr, im DeichStube-Liveticker). Im Vorfeld der Partie hat die DeichStube mit dem Wahl-Mainzer Anton Stach gesprochen, der einst in der Jugend der Grün-Weißen unter Florian Kohfeldt aktiv gewesen ist.

Bremen/Mainz - „Bei Florian Kohfeldt war ich Kapitän, später saß ich nur auf der Bank“, erinnert sich Anton Stach an seine Zeit im Leistungszentrum des SV Werder Bremen. Daher verließ das in der Nordheide geborene damalige Talent den Bundesligisten und legte einen Umweg ein, um Profi zu werden. Eine richtige Entscheidung, wie der heutige Nationalspieler des FSV Mainz 05 sagt. Im Interview mit der DeichStube erzählt der 24-Jährige von seinem Werdegang, spricht über die Lage bei den Rheinhessen und den kommenden Gegner Werder.

Sie sind in Buchholz in der Nordheide geboren, wo die Fußballfreunde entweder Fans des HSV oder von Werder Bremen sind. Zu welcher Gruppe gehören Sie, Anton Stach?

Eigentlich zu keiner. Ich habe allerdings mehr Berührungspunkte zu Bremen, weil ich dort in der Jugend gespielt habe. Werder finde daher sympathischer, doch es ist nicht so, dass ich den HSV nicht mag. Beide Clubs haben tolle Fans, sie gehören für mich beide in die 1. Liga.

In Werders Leistungszentrum sind Sie ausgebildet worden. Warum ist Ihnen dort nicht der Sprung zum Profi geglückt?

Da müssen Sie die damals verantwortlichen Trainer fragen. Ich denke, dass ich für mein Alter körperlich ein wenig hintendran gewesen bin, auch wenn das heute keiner glaubt. Ich hatte auch gute Spiele, doch es wurde irgendwann nicht mehr mit mir geplant. Da musste ich ein paar Umwege nehmen, was gut für mich war.

Einer Ihrer Ausbilder war der spätere Erstligacoach Florian Kohfeldt. Er hat Ihnen in der U16 zwei Dinge bescheinigt: strategische Fähigkeiten, aber auch den Makel, physisch nicht auf der Höhe zu sein. Lag er richtig?

Es ist nun mal so, dass einige im Jugendalter richtige Brecher, andere kleiner sind und in der körperlichen Entwicklung etwas hinterherhinken. Manche brauchen somit schon eine gewisse Zeit, weil es doch ein Riesenschritt in den Herrenfußball ist. So war es auch bei mir. Unter Florian Kohfeldt habe ich anfangs immer gespielt und es hat super geklappt….

…er hat Sie sogar zum Kapitän gemacht.

Richtig, im ersten Jahr war ich Kapitän, doch im Jahr darauf bei einem neuen Trainer saß ich nur auf der Bank.

Anton Stach vor Werder Bremen gegen Mainz 05: „Ich würde alles noch mal so machen“

Daher haben Sie Bremen verlassen und sind den Umweg über die Regionalliga gegangen. Die richtige Entscheidung?

Ich denke schon. Denn es stand immer im Vordergrund, dass ich genügend Spielpraxis bekomme. Das war in Jeddeloh in der Regionalliga der Fall. Ich habe regelmäßig gespielt und konnte mich an die Härte und das Niveau gewöhnen. Ich würde alles noch mal so machen.

Das Gegenbeispiel ist in Werder Bremens Profikader Manuel Mbom, damals Ihr Mannschaftskamerad, der noch auf den Durchbruch wartet.

Leider war er lange verletzt. Wir waren gemeinsam in Internat. Für sein Alter war Manuel sehr weit. Aus meiner Sicht besitzt er weiterhin eine große Qualität.

In Fürth, wo sie Mitglied der Aufstiegself waren, haben Sie im Profibereich auf sich aufmerksam gemacht. Zu jener Zeit hat Sie Stefan Kuntz für die deutsche U21 nominiert. War das Ihr Durchbruch?

Die Berufung in die Junioren-Nationalelf war eine Bestätigung für meine Entwicklung im Verein. Es war überragend, dass ich nominiert worden bin. Ein kleiner Fingerzeig, was möglich ist.

Es dauerte nicht lange, bis sie Hansi Flick zur A-Nationalelf eingeladen und eingesetzt hat. Hatten Sie damit gerechnet?

Nein, beide Einladungen des DFB kamen völlig aus heiterem Himmel. Ich wusste zwar, dass ich es nicht schlecht gemacht hatte – auch in Mainz. Doch damit hatte ich nicht gerechnet.

Anton Stach über das Spiel zwischen Werder Bremen und Mainz 05: „Ich erwarte eine schwere und umkämpfte Partie“

Unlängst hat der Bundestrainer einige etablierte Spieler nicht berücksichtigt und Talente getestet. Waren Sie enttäuscht, nicht dabei gewesen zu sein?

Damit hatte ich schon kalkuliert. Nach meiner Verletzungspause fehlten mir schon noch ein paar Spiele. Insofern ist es nachvollziehbar, dass Hansi Flick andere junge Spieler berücksichtigt hat, die es auch verdient haben.

Einen Schub hat Ihnen nochmal der Wechsel zum FSV Mainz 05 gebracht, wo sich Talente entwickeln können. Ist Mainz der perfekte Ausbildungsclub?

Was heißt Ausbildungsclub? Mainz spielt schon seit 14 Jahren durchgängig in der Liga, wir haben uns diese Saison zudem richtig stabilisiert. Es gab zwar ein paar schlechte Spielzeiten, aber in den letzten Jahren wurde hier wieder ein richtig guter Job gemacht.

Ist Ihr Team die Mannschaft der Stunde nach der Serie von sieben Partien ohne Niederlage?

Hoffentlich kommen noch ein paar Siege dazu.

Die ominöse 40-Punkte-Marke ist inzwischen erreicht. Der Klassenerhalt sei betoniert, hat Sportdirektor Martin Schmidt gesagt. Darf es nicht ein bisschen mehr sein? Mal ehrlich, schielen Sie nicht zu den internationalen Plätzen?

Vieles kann passieren, doch wir müssen vor allem regelmäßig unser Leistungsvermögen bestätigen. Es ist überragend, dass wir so nah an der Europa-League-Qualifikation sind. Wir setzen uns aber nicht unter Druck.

Nun geht es gegen Werder Bremen, das seit vier Spielen sieglos ist. Das Momentum spricht für Mainz.

Genau deshalb müssen wir extrem aufpassen. Werder will unter allen Umständen verhindern, noch weiter unten reinzurutschen. Ich erwarte eine schwere und umkämpfte Partie.

Rutscht Werder Bremen noch einmal ab? Anton Stach ist „zu weit weg, um eine begründete Prognose abgeben zu können“

Vor zwei Jahren gab es eine vergleichbare Lage für Werder Bremen, am Ende stiegen die Bremer doch noch ab. Was glauben Sie? Wiederholt sich die Geschichte?

Ich bin kein Wahrsager – und auch zu weit weg, um eine begründete Prognose abgeben zu können. Ein kleines Polster hat Werder noch. In dieser Saison hat die Mannschaft schon oft gezeigt, dass sie auch in kritischen Situationen punkten kann. Sie sollte es packen.

Zum Mainzer Trainer: Bo Svensson wird hochgehandelt, gilt neben Xabi Alonso als ein Fußballlehrer, der modernen Fußball spielen lässt. Was ist er für ein Coach?

Unsere Stabilität in den letzten beiden Spielzeiten spricht klar für ihn. Die Basis unserer Spielphilosophie bilden die Arbeit gegen den Ball und ein schnelles Umschaltspiel, wir legen viel Wert auf Pressing, hohe Ballgewinne. Gefordert ist viel Laufarbeit, viel Intensität. Dazu das wichtige Moment der Handlungsschnelligkeit.

Ihr Vater Matthias, ein bekannter TV-Journalist, ist populär wie Sie. War das für Ihren Werdegang eine Belastung?

Überhaupt nicht, er kannte und kennt sich gut im Sport aus. Ich bin damit aufgewachsen, habe zudem gelernt, gut mit Kritik umgehen zu können. Mein Vater hat mir immer aufgezeigt, wie und wo ich mich verbessern kann. Somit war es eher ein Vorteil.

Kürzlich haben Sie an einem Experiment teilgenommen und als Schiedsrichter ein Amateurspiel geleitet. Wie war das?

Ein kompletter Perspektivwechsel, eine interessante Erfahrung und die Erkenntnis, wie schwer der Job als Schiedsrichter ist. Jeder Mensch macht Fehler. Egal, wie die Emotionen sind, sollten wir den Respekt wahren. Doch andererseits ist der Umgang und die Kommunikation der Schiedsrichter mit den Spielern schon auch wichtig. Es kommt auf ein beidseitiges Wechselspiel an.

Es wird oft gefordert, dass Ex-Profis an die Pfeife sollen. Können Sie sich vorstellen, nach dem Ende Ihrer Laufbahn Schiedsrichter zu werden?

Man sollte niemals nie sagen, aber ich denke, da sind andere besser geeignet als ich. Doch noch eine allgemeine Bemerkung: Ich finde, dass Spieler, die höher gespielt haben, als VAR hilfreich sein könnten, weil sie ein sehr gutes und auf eigener Erfahrung basierendes Gefühl für die Geschehnisse auf dem Platz haben und Situationen deshalb vielleicht ab und an intuitiv besser einschätzen können. (hgk)

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