Pavlenka verdrängt Vaclik
Pavlenkas späte Beförderung: Mit 30 endlich Stammkeeper in Tschechien – und bei Werder unantastbar
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Jiri Pavlenka ist nicht nur beim SV Werder Bremen die Nummer eins, sondern mittlerweile auch in der tschechischen Nationalmannschaft. Clemens Fritz freut sich deshalb für den 30-Jährigen.
Bremen – Während in Bremen gerade unter den Fans diskutiert wird, ob Michael Zetterer nach seinem guten Auftritt als Ersatz beim 2:2 in Mönchengladbach nicht möglicherweise die bessere Nummer eins im Tor des SV Werder Bremen wäre, hat Stammkeeper Jiri Pavlenka in seiner Heimat ein deutliches Zeichen gesetzt: Der 30-Jährige ist nun offenbar die erste Wahl im Tor von Tschechien. Darauf hat er lange warten müssen. Werder will von Pavlenkas später Beförderung profitieren.
„Für mich ist es wichtig, dass ,Pavlas‘ diesen Schwung jetzt für sich mitnimmt“, sagt Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball. Jiri Pavlenka stand in der EM-Qualifikation gegen Polen (3:1) und die Republik Moldau (0:0) zwischen den Pfosten. Dabei hat er nicht nur Ersatzmann Jindrich Stanek (Viktoria Pilsen) ausgestochen, sondern auch seinen langjährigen Konkurrenten Tomas Vaclik, der seit Winter allerdings nur noch bei Huddersfield Town in der zweiten englischen Liga spielt. Zur Erinnerung: Auch Pavlenka war von Nationaltrainer Jaroslav Silhavy nicht mehr berücksichtigt worden, als der Keeper mit Werder Bremen in der zweiten Liga spielte.
Werder Bremens Clemens Fritz sieht Entwicklung bei Jiri Pavlenka: „Er hat sich da stark verbessert“
„,Pavlas‘ hat es sich in den letzten Wochen erarbeitet, beim tschechischen Verband in den Fokus zu rücken“, findet Fritz. Fünf Mal blieb Pavlenka in dieser Bundesliga-Saison ohne Gegentor, drei Mal davon allein in der Rückrunde. Doch mit dem Ball am Fuß hat der 30-Jährige weiterhin so seine Probleme. Da machte Zetterer bei seinem Einsatz gegen Mönchengladbach, als Jiri Pavlenka krankheitsbedingt fehlte, einen wesentlich sicheren Eindruck. „Das ist ein guter Mix für uns“, sagt Fritz und grinst. Ein „Pavzetti“ wird es im Tor des SV Werder Bremen aber nun mal nicht geben. Und so fügt Fritz zum „Fußballer“ Pavlenka noch an: „Er hat sich da stark verbessert. Man sieht eine Weiterentwicklung. Sicherlich war die eine oder andere Situation auch in dieser Saison dabei, in der er zu zögerlich war. Das merkt man dann ja auch, wenn ein Raunen durchs Stadion geht. Da hätte er es sich noch einfacher machen können.“
Der leichten Kritik an Jiri Pavlenka folgt sogleich eine Lobeshymne: „Auf der Linie und in Eins-gegen-eins-Situationen hat er uns schon viele Punkte gerettet. Da ist er unheimlich stabil und sehr unangenehm für jeden Gegner, weil er eine gewisse Breite und Größe hat und sein Tor dadurch gut verteidigt.“ Und dann sagt Fritz noch etwas, was bei Werder Bremen zu Champions-League-Zeiten noch undenkbar gewesen wäre, nun aber nach dem Absturz und dem Wiederaufbau die Realität ist: „Wenn ,Pavlas‘ jetzt noch die Qualitäten am Fuß hätte, die vielleicht ein anderer Torwart hat, dann wäre er vielleicht ganz woanders. Wir sind froh, dass wir ihn hier bei Werder haben und er stabile Leistungen zeigt.“
Jiri Pavlenka hat die fünftmeisten Einsätze aller Türhüter für Werder Bremen absolviert
Vor sechs Jahren ist Jiri Pavlenka von Slavia Prag an die Weser gewechselt – für eine Ablösesumme von drei Millionen Euro. Seitdem war er eigentlich immer Werder Bremens Nummer eins. Nur zu Beginn der Zweitliga-Saison nicht. Da hatten ihn Rückenprobleme erst die EM-Teilnahme gekostet, dann auch den Stammplatz bei Werder. Zetterer durfte ran, bis der damalige Coach Markus Anfang wieder auf Pavlenka setzte. 204 Pflichtspiele hat der Tscheche inzwischen für die Grün-Weißen bestritten. Damit liegt er auf Rang fünf der ewigen Torhüter-Rangliste. Nur Dieter Burdenski (546), Oliver Reck (443), Günter Bernard (316) und Tim Wiese (266) hüteten häufiger das Bremer Tor.
Einen Frank Rost (198) hat Jiri Pavlenka also bereits überholt. „,Pavlas‘ ist schon recht lange bei Werder Bremen, Gott sei dank – und es kann ja auch noch weitergehen“, sagt Fritz. Erst vor einem Jahr war der Vertrag mit dem Keeper bis 2025 verlängert worden. Den einst anvisierten Wechsel nach England hat Pavlenka ad acta gelegt, er fühlt sich mit seiner Familie in Bremen sehr wohl. Das hat er schon mehrfach betont. Pavlenka ist dabei alles andere als ein Lautsprecher. „Ein super Typ, aber doch eher einer, der ruhiger und reflektiert ist“, berichtet Fritz: „,Pavlas‘ ist ein Familienmensch und jemand, der Sachen eher für sich selbst einordnet.“
Werder Bremens Jiri Pavlenka bekommt für Länderspielauftritte gute Noten
Aber Jiri Pavlenka weiß auch, was er will – bei Werder Bremen, aber auch in Tschechien. „Diese Saison ist sehr wichtig für mich, denn mein großer Traum ist es, die Nummer 1 der Nationalmannschaft zu werden“, hat er Anfang des Jahres in einem Interview mit der DeichStube gesagt und frohlockt: „Wir haben eine gute Qualifikationsgruppe und müssen es einfach zum Turnier schaffen. Ich kenne alle Stadien in Deutschland und auch die Fans – hier die EM zu spielen, wäre einfach super. Das ist mein Ziel.“
Auf diesem Weg gab es allerdings auch einen kleinen Dämpfer. Nach dem 0:0 gegen die Republik Moldau war die Enttäuschung in Tschechien groß. Nach dem zuvor starken Auftritt gegen Polen wurde das Team nun heftig kritisiert. Jiri Pavlenka allerdings nicht. Der hatte die wenigen Prüfungen in seinem 18. Länderspiel (Debüt 2016 gegen Dänemark) bestanden und bekam dafür gute Noten. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch beim nächsten Qualifikationsspiel auf den Färöer Inseln am 17. Juni wieder in der Startelf stehen wird. So wie ganz sicher auch bei Werder Bremen am Sonntag im Heimspiel gegen Hoffenheim. Allen Diskussionen der Fans zum Trotz hat sich Chefcoach Ole Werner bereits festgelegt: „Es ist immer die Aufgabe, den Konkurrenzkampf hochzuhalten. Aber ,Pavlas‘ ist trotzdem unsere Nummer eins.“ (kni)