Starker Auftritt von Werders Nummer eins
„Ich wollte zu viel“: Werder-Torhüter Jiri Pavlenka antwortet mit Glanztaten auf vorherige Fehler
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In den vergangenen Wochen hatte Jiri Pavlenka aufgrund einiger Fehler vermehrt in der Kritik gestanden, jetzt hat sich die Nummer eins des SV Werder Bremen gegen Borussia Dortmund mit einem ganz starken Auftritt zurückgemeldet.
Bremen – Einen starken Reflex hatte er noch parat. Einmal noch reagierte Jiri Pavlenka genauso kühn wie zuvor auf dem Platz. Und zwar in exakt jenem Moment, in dem er nach dem Spiel seines SV Werder Bremen gegen Borussia Dortmund (0:2) erklären sollte, wie genau denn nun seine guten Paraden zustande gekommen waren. „Ich habe einfach mit der Hand gehalten“, entgegnete Pavlenka abgebrüht und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Der 30-Jährige hatte in seinem 200. Pflichtspiel für Werder wahrlich überzeugt und so die nächste Wendung in seinem persönlichen Achterbahnjahr 2023 geliefert.
Denn Pavlenka hat nicht immer nur geglänzt in den vergangenen Wochen. Zwar begann der Januar ganz gut, als der tschechische Nationaltorhüter während der drei Testspiele des SV Werder Bremen keinen einzigen Treffer kassierte, doch so reibungslos ging es nicht weiter. Am 1:7 beim Liga-Restart in Köln war er zwar weitgehend schuldlos, derart viele Gegentore haben verständlicherweise aber auch ihm nicht geschmeckt. Aus der Partie gegen Union Berlin (1:2) blieb vor allem in Erinnerung, wie er Gäste-Stürmer Kevin Behrens locker aussteigen lassen wollte, die Aktion aber völlig misslang. Immerhin hatte sich das nicht in Form eines schnellen Rückstandes gerächt. „Ich wollte da leider zu viel“, gibt Jiri Pavlenka rückblickend zu, der sich obendrein immer wieder den Vorwurf gefallen lassen muss, dass er auf der Linie zwar ein Guter, mit dem Ball am Fuß aber eher ein Schlechter sei.
Werder Bremens Nummer eins Jiri Pavlenka meldet sich mit starker Leistung zurück: „Überragendes Spiel“
Nicht wenige Beobachter im Stadion halten deshalb inzwischen automatisch den Atem an, wenn ein Rückpass beim Keeper landet oder er mit einem Abschlag das Spiel eröffnen will. Gelingt das nicht, ist das Raunen unüberhörbar. Selbst auswärts, wo der Torhüter zuletzt gegen Stuttgart wie zum Beweis für die Spötter auch noch ein Luftloch schlug. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Jiri Pavlenka seinen Patzer bei den Schwaben umgehend selbst wieder ausbügelte und obendrein gleich an beiden Toren beteiligt war, die zum 2:0-Auswärtserfolg führten. Weil seine langen Bälle dieses Mal eben nicht im Seitenaus oder direkt beim Gegner gelandet waren, sondern von den eigenen Kollegen gewinnbringend weiterverarbeitet werden konnten. Dazu streute er auch zuletzt immer wieder gute Paraden ein – mit dem jetzigen Höhepunkt gegen Dortmund, bei dem manch Journalist hinterher sogar das Prädikat „Weltklasse“ auspackte.
„Wir hätten früher in Rückstand geraten können, wenn wir nicht solch einen starken Rückhalt gehabt hätten“, lobte auch Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball im Gespräch mit der DeichStube. „Jiri hat ein überragendes Spiel gemacht.“ Maximilian Philipp geriet ebenso ins Schwärmen: „Dass Pavlas brutale Qualitäten auf der Linie hat, haben heute alle gesehen“, meinte die Leihgabe des VfL Wolfsburg, die in der Vergangenheit vornehmlich als Gegenspieler auf Werder Bremens Nummer eins traf. „Ich kenne das auch schon aus den Jahren davor, seine Fähigkeiten, seine Reflexe. Es ist immer schwer, an ihm vorbeizukommen.“
Werder Bremens Jiri Pavlenka hält gegen Borussia Dortmund stark - und ärgert sich
Auch Borussia Dortmund hatte das lange Zeit zu spüren bekommen. Erst vereitelte Pavlenka eine Chance von Raphael Guerreiro (9.), unmittelbar nach dem Seitenwechsel musste er gegen Marco Reus retten (46.). Besonders spektakulär wurde es vier Minuten später, als Jude Bellingham aus kurzer Distanz mit einer schönen Volleyabnahme sein Glück probierte, aber ebenfalls am hervorragend reagierenden Keeper des SV Werder Bremen scheiterte. Später war der Schlussmann noch gegen Julian Ryerson (83.), Sebastian Haller (87.) sowie Jamie Bynoe-Gittens (89.) und erneut Bellingham (90.+3) zur Stelle.
Und damit hatte Jiri Pavlenka das bestätigt, was Weltmeister und BVB-Legende Roman Weidenfeller erst kürzlich im DeichStube-Interview über ihn gesagt hatte: „Er ist ein ausgezeichneter Torwart, der auch schon kleinere Tiefs überwunden hat. Allgemein finde ich, dass neuerdings zu sehr der Fokus auf das Spielerische bei den Torhütern ausgerichtet wird. In erster Linie ist ein Keeper immer noch dazu da, die Bälle zu halten – und so für Sicherheit zu sorgen. Nicht jeder muss das Torwartspiel wie Manuel Neuer oder Marc-Andre ter Stegen interpretieren.“
Zweimal brachten die Profis der Borussia den Ball in Person von Bynoe-Gittens (70.) und Julian Brandt (85.) bekanntlich doch noch am Bremer Torhüter vorbei. Alles hatte Jiri Pavlenka also nicht pariert an diesem Nachmittag. „Ja, leider nicht. Wenn ich alles gehalten hätte, dann hätten wir 0:0 gespielt und jetzt einen Punkt“, ärgerte er sich.
Werder Bremen: Nach Wacklern meldet sich Jiri Pavlenka mit starkem Auftritt gegen den BVB zurück
Aber wenigstens hatte die Nummer eins des SV Werder Bremen das Signal gesendet, dass ihn die jüngsten unglücklichen Aktionen und die daraus resultierende Kritik nicht wirklich belasten. „Er ist ein sehr erfahrener Torhüter, der schon einiges mitgemacht hat. Dank solcher Erlebnisse weiß er, wie er mit schwierigen Situationen umzugehen hat“, war sich Clemens Fritz sicher. „Fehler passieren, können bei einem Torhüter aber natürlich gravierendere Folgen haben – umso wichtiger ist es, weiter nach vorne zu schauen und an die eigene Stärke zu glauben. Mit dieser Herausforderung kann Jiri sehr gut umgehen.“
Was außergewöhnlich klingt, ist für Jiri Pavlenka eine Selbstverständlichkeit. Ganz normaler Alltag eines Profifußballers eben. Genau deshalb reagierte er für seine Verhältnisse fast schon entgeistert, als er danach gefragt wurde, wie er Misserfolge ausblendet und nicht lange mit sich herumträgt. „Auf uns allen liegt auf dem Platz ein großer Druck“, erwiderte er. „Wenn du dann einen Fehler machst, musst du im Kopf sehr stark sein und einfach weiterspielen.“ (mbü)