Niklas Moisander ist weiter Spielführer
Werder Bremen und die Kapitänsfrage: Alles bleibt beim Alten
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Bremen - Das Amt des Kapitäns bliebt bei Werder Bremen für eine weitere Saison bei Niklas Moisander. Diese für Florian Kohfeldt „sehr bedeutende Entscheidung“ hat der Trainer am Donnerstag mitgeteilt. Erst „nach reiflicher Überlegung“ habe er beschlossen, dem Finnen den Vorzug vor dem alten und neuen Stellvertreter Davy Klaassen zu geben, erklärte Kohfeldt auf der Pressekonferenz vor dem Saisonauftakt im DFB-Pokal bei Regionalligist FC Carl Zeiss Jena am Samstag.
Es bleibt im Grunde alles beim Alten – und das darf angesichts des nahenden 35. Geburtstags von Niklas Moisander sogar wörtlich genommen werden. Und weil eine Veränderung letztlich ausblieb, ließe sich behaupten, das Thema sei die Diskussionen im Vorfeld nicht wert gewesen. Doch ganz so einfach war es nicht, beteuerte Kohfeldt: „Ich habe mir wirklich sehr lange Gedanken gemacht, wer unsere Gruppe führen soll.“ Die „vielfältigen Gründe“, weshalb die Wahl erneut auf Moisander gefallen ist, beschrieb der 37-Jährige so: „Niklas erfüllt nahezu alle Dinge, die ein Kapitän bei Werder Bremen erfüllen sollte. Er hat ein gutes Verhältnis zu mir und traut sich, mir seine Meinung zu sagen – das ist sehr wichtig. Er verfügt über eine große Erfahrung im Spitzenfußball, hat ein gutes Standing in der Mannschaft. Und er ist mit seiner Art und Weise in der Lage, eine Mannschaft zu führen – auf und neben dem Platz.“
Werder Bremen: Florian Kohfeldt ließ Kapitänsthema lange offen
Das alles weiß Kohfeldt freilich schon lange. Dass er das Kapitänsthema dennoch lange offen hielt, dürfte folglich mit sich andeutenden Veränderungen in der sportlichen Hierarchie zu tun haben. Zu Vorbereitungsbeginn war noch unklar, wie Moisander sich auf dem Platz präsentieren würde. Das Alter macht vor dem Innenverteidiger nicht Halt, in der vergangenen Saison verpasste er wegen muskulärer Probleme beinahe ein Drittel aller Spiele. Auch in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit fehlte er zunächst, zeitgleich tat sich Marco Friedl auf der Moisander-Position in der Abwehrkette hervor. Doch offenbar hat der alte und neue Kapitän bei Kohfeldt vorerst auch sportlich weiter die Nase vorn. Mit Blick auf den Saisonstart sagte der Trainer: „Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass Niklas spielt. Er wirkt sehr stabil, trainiert gut und hat gute Spiele gemacht.“ Es scheint also, als müsse die Wachablösung in der Innenverteidigung noch genauso warten wie ein Wechsel im Amt des Teamkapitäns.
Werder Bremen: Florian Kohfeldt sprach am Mittwoch mit Niklas Moisander und Davy Klaassen
Völlig unkritisch ist Kohfeldt mit Niklas Moisander aber nicht umgegangen. In der gemeinsamen Aufarbeitung der vergangenen Saison sei auch dessen Führungsstil ein Thema gewesen. „Es gab Momente, in denen wir uns etwas mehr Führung, etwas mehr Dominanz gewünscht hätten“, räumte Kohfeldt im Rückblick ein, gab aber auch zu erkennen, dass seine „reiflichen Überlegung“ nicht mit grundlegenden Zweifeln an dem Spielführer zusammenhingen: „Ich bin überzeugt, dass er der richtige Kapitän für uns ist und bin mir sicher, dass er das auch schon länger wusste.“
Offiziell gemacht wurde es am Mittwoch in Vier-Augen-Gesprächen mit Moisander und Klaassen, anschließend wurde die Mannschaft in Kenntnis gesetzt. Moisander selbst reagierte im vereinseigenen TV mit der für ihn typischen Zurückhaltung. „Es ist eine große Ehre für mich, weiter der Kapitän der Mannschaft zu sein“, sagte er. Die Diskussion um ihn hätte ihn nicht gestört, meinte Moisander. Angeblich hat er sie gar nicht mitbekommen. Seine Haltung ist ohnehin diese: „Ich habe in der Mannschaft eine gute Position, jeder respektiert mich. Das ist das Wichtigste für mich, alles andere interessiert nicht.“ (csa)
Ob Kapitän Moisander den SV Werder Bremen am Samstag im DFB-Pokal gegen Carl Zeiss Jena auch tatsächlich aufs Feld führt, bleibt abzuwarten. (csa)
Zur letzten Meldung vom 9. September 2020:
Kapitän nur mit Stammplatz? Clemens Fritz sagt: Bei Werder Bremen geht es auch anders
Bremen – Sechs Jahre lang hat Clemens Fritz bei Werder Bremen die Kapitänsbinde getragen, hat in der Zeit kaum ein Spiel verpasst. Es sei denn, er war verletzt. Ansonsten galt in den allermeisten Fällen: Der Kapitän spielt. Punkt.
Doch das seien überholte Sichtweisen, sagt Clemens Fritz heute und macht kurz vor der Benennung des Spielführers beim SV Werder Bremen für die neue Saison klar, dass das Kapitänsamt nicht mit ständiger Präsenz auf dem Platz verknüpft sein muss. Fritz: „Die Alteingesessenen denken so. Ich sehe das anders. Der Kapitän ist ein sehr wichtiger Part innerhalb einer Mannschaft, aber das hat nichts damit zu tun, dass er in jedem Spiel 90 Minuten auf dem Platz steht.“
Werder Bremen: Bleibt Niklas Moisander Kapitän? Trainer Florian Kohfeldt vor Bekanntgabe
Warum Fritz, mittlerweile zum Leiter Profi-Fußball im Verein aufgestiegen, das sagt? Weil rund um Werder Bremen darüber diskutiert wird, ob Niklas Moisander die Binde behält. Oder ob ein neuer Kapitän an seine Stelle tritt - Davy Klaassen etwa. Cheftrainer Florian Kohfeldt will sich am Donnerstag zu dieser Frage äußern. Moisander ist mit bald 35 Jahren nicht mehr der Jüngste, er war in der vergangenen Saison häufiger verletzt und läuft darüberhinaus Gefahr, seinen Stammplatz als linker Innenverteidiger an Marco Friedl zu verlieren.
Gute Gründe, den Finnen nicht mehr zum Kapitän zu machen, sieht Clemens Fritz, selbst Werder-Ehrenspielführer, darin aber nicht: „Kapitän zu sein, ist eine wichtige Rolle, eine entscheidende Rolle. Aber auf dem Platz ist es wichtig, dass mehrere Spieler Verantwortung übernehmen. Da kann nicht alles auf dem Kapitän lasten, das geht nicht.“ Also ist es für den 39-Jährigen, der selbst mal für wenige Spiele vom damaligen Coach Robin Dutt auf die Bank gesetzt worden war, auch denkbar, dass Niklas Moisander auch dann die Binde behält, falls er seinen Status als Stammspieler verlieren sollte. (csa)