Ex-Bremer bei der TSG Hoffenheim
Kevin Vogt: Tattoos, Partys, Kirche und ein Game-Changer – der Star in Zahlen
- 0 Kommentare
- Weitere
Bremen – Er ist einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt – weder auf noch neben dem Platz. Und auch wenn er nur ein halbes Jahr als Leihspieler für den SV Werder Bremen aktiv war, hat Kevin Vogt in nur 17 Pflichtspielen an der Weser einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wegen der sportlich besseren Perspektive und des Abgangs von Trainer Alfred Schreuder, mit dem sich der heute 31-Jährige bei der TSG Hoffenheim einst überworfen hatte, entschied sich der gebürtige Wittener jedoch gegen einen längeren Verbleib im Norden („Das war nie Thema“). Inzwischen haben sich die Vorzeichen geändert: Werder Bremen als Aufsteiger und Vogts TSG begegnen sich auf Augenhöhe - im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga. Am Sonntag (17.30 Uhr im DeichStube-Liveticker) kommt es zum direkten Duell im Wohninvest Weserstadion, Grund genug, um Kevin Vogt noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Star in Zahlen.
1 - Das erste Bundesliga-Spiel für den SV Werder Bremen endete für die Leihgabe der TSG Hoffenheim mit einem Schock und: im Krankenhaus. Beim 1:0-Auswärtssieg gegen Fortuna Düsseldorf wurde Vogt bei einem Klärungsversuch in der Nachspielzeit so heftig von Werders Torhüter Jiri Pavlenka mit dem Bein am Kopf getroffen, dass er bewusstlos auf dem Boden liegen blieb und später mit der Trage vom Platz gebracht werden musste. Der damalige Trainer Florian Kohfeldt zeigte sich angesichts der „dramatischen Situation“ anschließend „sehr besorgt“. Auch Sportchef Frank Baumann war „geschockt“. Noch am selben Abend folgte aber die Entwarnung aus der Uni-Klinik Düsseldorf: Kevin Vogt hatte sich „nur“ eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen und konnte schon eine Woche später wieder auf dem Rasen stehen. Erinnerungen an den Zusammenprall hat er nach eigener Aussage bis heute keine mehr.
Ex-Werder Bremen-Spieler Kevin Vogt von der TSG Hoffenheim: Was ihn mit Freund Leo Bittencourt verbindet
3 – Das ist schon kurios: Bei insgesamt drei verschiedenen Vereinen spielte Kevin Vogt bereits mit Leonardo Bittencourt zusammen: dem 1. FC Köln (2015-16), der TSG Hoffenheim (2018-19) und dem SV Werder Bremen (2020). Insgesamt standen die beiden Freunde, die privat auch schon den einen oder anderen Urlaub miteinander verbracht haben, in 55 Partien (14 für Werder) für 2.951 Minuten zusammen auf dem Rasen und holten dabei im Schnitt 1,4 Punkte pro Spiel. Interessant: Auch Schauspieler Elyas M’Barek (bekannt aus „Fack ju Göhte“) zählt zum Freundeskreis des Duos. „Er ist ein feiner Kerl“, sagte Vogt mal bei „Werder TV“ über den 40-Jährigen, mit dem beide unter anderem 2016 gemeinsam auf Ibiza entspannten.
4 – Egal, ob Fashion, Tattoos, Kirche oder Poker – der Wahl-Heidelberger („Ich bin ein Riesen-Heidelberg-Fan. Die Stadt ist wunderschön.“) hat neben dem Fußball noch (mindestens) vier weitere Leidenschaften. In Kleidungsfragen mag es der 1,94 Meter große Profi gerne auffällig. Kevin Vogt gibt zu: „Ich habe eine Schwäche für Mode.“ Sein Lieblings-Accessoire? Ein schwarzer Hut. Hüte habe er mindestens zehn verschiedene im Schrank, verriet er einmal. Der 31-Jährige ist zudem nach eigenen Angaben sehr religiös. Seinen linken Arm zieren mehrere Tattoos mit kirchlichem Bezug, dort trägt er die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind im Arm, dazu auf dem rechten Arm einen Traumfänger. Zudem prangt der Slogan „Only God Can Judge Me“ – nur Gott kann über mich richten – auf dem Unterarm. Und mitten auf der Brust zwei Engelsflügel mit dem Spruch „God blessed me“ (Gott segnete mich). Für Vogt gilt: „Die Tattoos haben eine große Bedeutung für mich.“
Werder Bremen-Ex-Profi Kevin Vogt in Zahlen: Tattoos, Mode, Glaube und Poker als Leidenschaften
Sein religiöses Interesse wurde bei zwei Reisen im Teenager-Alter nach Israel geweckt Als Jugendlicher besuchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. „Deutsche sind für das Grauen verantwortlich gewesen, das beschäftigt einen schon“, erklärte Kevin Vogt einst: „Es ist völlig okay, wenn es andere nicht interessiert, aber ich gehe gern in die Kirche. Für mich ist es zudem ein guter Ausgleich zum Profi-Sport.“ Dazu sitzt Vogt auch gerne mal am Poker-Tisch, am liebsten in privater Runde mit den richtigen Leuten. „Ich habe aber mal deutlich mehr gespielt“, verriet Vogt nach seinem Wechsel zu Werder Bremen. Generell gefalle ihm beim „Zocken die Mischung. Glück gehört dazu, aber der Reiz dabei ist auch, den Gegner auszuschauen.“
17 – Sein Bundesliga-Debüt feierte Kevin Vogt für den VfL Bochum im Alter von 17 Jahren, sechs Monaten und 26 Tagen am 18. April 2009 gegen den BVB. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bekam einen gewaltigen Adrenalinschub und war sehr aufgeregt. Der VfL ist mein Verein. Ich bin Bochumer Junge durch und durch“, erklärte er später. Schon sein Opa und sein Papa spielten einst bei seinem Heimatverein in Bochum-Langendreer. „Und mein Vater ist wie ich dann zum VfL gewechselt, bis er in der A-Jugend wegen einer Verletzung aufhören musste.“ Als Kind stand Vogt im Ruhrstadion als Balljunge am Spielfeldrand oder mit seinem Vater in der Ostkurve. „Ich mampfte eine Wurst und trank eine Fanta. Ich stellte mir vor, wie abgefahren es wäre, in diesem Stadion aufzulaufen und die gesamte Stadt zu repräsentieren“, sagte Vogt 2014 in einem „Spox“-Interview.
So könnte die Startelf-Aufstellung des SV Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim aussehen!
Werder Bremen-Ex-Profi Kevin Vogt: Bundesliga-Rekord, Meilenstein und die besondere Zahl 22
22 – Die 22 ziert nicht nur seit Jahren sein Hoffenheimer Trikot (bei Werder Bremen hatte er die Rückennummer 3), die Zahl hat für Kevin Vogt seit etwas mehr als einem Jahr auch noch eine ganz andere Bedeutung. Am 22. Februar 2022 brachte Ehefrau Zoe, die Vogt während seiner Zeit in Köln kennenlernte und im November 2021 heiratete, Töchterchen Olivia Ruby zur Welt. „Das ist ein kompletter Game-Changer fürs Leben. Als ich Anfang zwanzig und Single war, habe ich jede Party mitgenommen. Darunter hat der Fußball bei mir aber nie gelitten. Aber jetzt hat man natürlich andere Sachen im Kopf.“ In seiner Freizeit hat Papa Vogt also alle Hände voll zu tun. Denn die kleine Familie hat obendrein auch noch zwei Hunde: Bulldogge Carlos und Mastiff Diego.
172 – Beim 3:0-Heimsieg der TSG Hoffenheim gegen den SC Paderborn am 1. November 2019 trug sich Kevin Vogt in die Geschichtsbücher ein. Der Defensivmann stellte mit 172 erfolgreichen Pässen gegen die Ostwestfalen einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Seit Einführung der Datenerhebung gelangen keinem Akteur in einer Partie so viele erfolgreiche Zuspiele, ohne auch nur einen Fehlpass zu spielen.
300 Bundesliga-Spiele, aber Werder Bremen-Ex-Profi Kevin Vogt schießt fast nie ein Tor
300 – Welch ein Meilenstein! Beim 3:1-Sieg der TSG Hoffenheim gegen Hertha BSC feierte Kevin Vogt seinen 300. Bundesliga-Einsatz, 14 davon für Werder Bremen. Wie schon zu seiner Bremer Zeit gilt auch in Sinsheim: Ist Kevin Vogt fit, dann spielt er auch. Einziges Manko: Der Abwehrrecke hat in seinen bislang 300 Bundesliga-Spielen erst drei Tore erzielt. Dabei gilt der ehemalige U21-Nationalspieler (acht Einsätze) trotz seiner defensiven Ausrichtung durchaus als ein Spieler, der die feine Klinge bevorzugt, das Offensivspiel seiner Mannschaft ankurbelt und nicht nur bei der Spieleröffnung gerne ins Risiko geht.
Den Nachweis, dass Vogt auch torgefährlich werden kann, hat er allerdings weder in Bremen (null Tore) noch in Sinsheim (kein Treffer in 205 Pflichtspielen für die TSG Hoffenheim!) erbracht. Als Torschütze im Fußball-Oberhaus glänzte Vogt lediglich zweimal für den FC Augsburg und einmal für den 1. FC Köln. Letztmals traf der Innenverteidiger für den „Effzeh“ im Oktober 2015 bei einem 3:0-Sieg auf Schalke. Seitdem herrscht Ebbe. Ob das auch gegen Werder Bremen so bleibt? (mwi)