Werder Bremen mit Remis gegen Eintracht Frankfurt
Taktik-Analyse: Werder kontert Frankfurts Flankengewitter
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37% Ballbesitz, nur 70% angekommene Pässe: Selten trat Werder Bremen unter Florian Kohfeldt weniger dominant auf. Unser Taktikanalyst Tobias Escher erklärt, warum Eintracht Frankfurt die Bremer am eigenen Strafraum festnagelte.
Seit Florian Kohfeldt bei Werder Bremen arbeitet, lautet sein Credo: Offensive! Kohfeldt fordert von seinem Team dominanten Fußball. Angesichts der Verletztenmisere musste Kohfeldt aber zuletzt von dieser Maxime abweichen. Werder agiert wesentlich defensiver als in der vergangenen Saison und fokussiert stärker das Konterspiel. Das war auch beim 2:2-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt der Fall.
Werder Bremen: Bittencourt als Konterstürmer
Kohfeldt schickte seine Mannschaft in einer Mischung aus 4-3-3 und 5-4-1 auf das Feld. Nuri Sahin sprang zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe. Im Sturm überraschte Kohfeldt mit seiner Aufstellung: Joshua Sargent begann als rechter Außenstürmer. Dafür rückte Leonardo Bittencourt ins Sturmzentrum. Milot Rashica komplettierte die Sturmreihe als Linksaußen.
Dieser Dreiersturm brachte eine hohe Geschwindigkeit auf den Rasen. Bremens Idee: Nach Ballgewinnen wollten sie mit diagonalen Pässen in die Kontersituationen gelangen. Dazu starteten Sargent und Rashica diagonal in Richtung Tor, während Bittencourt sich etwas fallen ließ. Bremens Spiel war also auf Konter eingerichtet.
In den ersten Minuten ging diese Idee tatsächlich auf. Frankfurt begann das Spiel druckvoll, aber auch wenig dominant. Sie versuchten aus der eigenen 3-1-4-2-Formation die Bremer früh anzulaufen. Im Mittelfeld agierten sie dazu sehr mannorientiert, immer wieder rückten auch die Außenverteidiger weit nach vorne. Wenn Werder Bremen dieses aggressive Pressing überspielt bekam, wussten sich die Frankfurter häufig nur mit Fouls zu helfen. Zweimal brach Bremen durch, was auch zum 1:0 führte (27.).
Werder Bremen: Frankfurts Innenverteidiger als Flügelläufer
Spätestens dieser Rückstand erweckte Frankfurts Offensivgeist. Bremen zog sich nun im 5-4-1 weiter zurück, während Frankfurt Ball und Gegner laufen ließ. Fortan kristallisierten sich zwei Fixpunkte bei Frankfurt heraus: Makoto Hasebe, zentraler Verteidiger der Dreierkette, sowie der zurückfallende Sechser Sebastian Rode gestalteten das Spiel. Bremen verpasste es völlig, die zwei wichtigsten Aufbauspieler der Frankfurter unter Druck zu setzen.
Reichlich unorthodox war die Rolle von Frankfurts äußeren Innenverteidigern. Dadurch dass Hasebe und Rode tief verblieben, konnten sie im Stile klassischer Außenverteidiger an die Grundlinie starten. Das führte zur ungewohnten Situation, dass Martin Hinteregger auf links in der ersten Halbzeit häufig zum Flanken kam. Die eigentlichen Außenverteidiger, Filip Kostic und Danny da Costa, konnten wiederum ins Zentrum rücken.
Dieses Stilmittel nutzte Frankfurt in der zweiten Halbzeit noch stärker. Nun war es die rechte Seite, die Werder Bremen Probleme bereitete. Gegen die enorm weit vorrückenden Frankfurter beging Werder den Fehler, die Flügelspieler weit zurückzuziehen. Rashica und Sargent waren praktisch permanent in der Defensive gebunden. Werder wurde somit in ein enges 5-4-1-Konstrukt am eigenen Strafraum gedrückt. Die Wege im Konter wurden zu weit, Frankfurt konnte das Spiel vollends kontrollieren.
Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt: Flanke um Flanke
Das Problem bei Werder Bremen war, dass sie keine Lösung fanden gegen Frankfurts aufrückende Innenverteidiger. Rashica und Sargent standen zwar sehr tief, konnten aber nicht in die letzte Linie fallen – das Mittelfeld wäre entblößt worden. Bremens Außenverteidiger wiederum mussten die einrückenden Frankfurter Außenverteidiger Kostic und da Costa decken.
Die Folge: Frankfurt nutzte die aufrückenden Innenverteidiger ganz bewusst, um einen freien Spieler auf dem Flügel zu kreieren. Immer wieder spielten sie den Pass auf die Außen. Insgesamt schlugen die Frankfurter 49 Flanken, was einen Saisonrekord darstellte. Über diese Flanken konnten sie viel Torgefahr kreieren, allerdings nur den Ausgleichstreffer (55.) erzielen.
Lange Zeit erstarrte das Spiel in dieser taktischen Gemengelage. Kohfeldt konnte mangels Alternativen nicht reagieren, Frankfurts Trainer Adi Hütter wollte taktisch nichts verändern; sein Team war dem Tor schließlich näher.
Werder Bremen: Glücklich zum Remis
Erst in den letzten zehn Minuten konnte sich Werder Bremen wieder vermehrt aus dem Frankfurter Würgegriff befreien. Frankfurts Pressing verlor nun an Wucht. Zugleich gelang es Bremen endlich, wieder diagonal aus der Abwehr zu eröffnen. Damit konnten sie das Pressing der Frankfurter besser aushebeln, die weit auf die Ballseite schoben.
Frankfurts Führungstreffer (88.) fiel ironischerweise in die Phase, in der Bremen stärker ins Spiel fand. Am Ende konnten sie dank einem diagonalen Spielzug noch einen Elfmeter herausholen und den Ausgleich erzielen (90+1.). Es war kein dominanter Auftritt der Bremer, über weite Strecken liefen sie dem Gegner hinterher. Ihr Kampfgeist bescherte ihnen am Ende einen Punkt.
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