Lucas Höler schoss kürzlich den FC Bayern aus dem DFB-Pokal. Jetzt tritt der gebürtige Achimer mit dem SC Freiburg gegen Werder Bremen an.
+
Lucas Höler schoss kürzlich den FC Bayern aus dem DFB-Pokal. Jetzt tritt der gebürtige Achimer mit dem SC Freiburg gegen Werder Bremen an.

Vor Werder gegen Freiburg

Freiburgs Lucas Höler im DeichStube-Interview: „Ich war damals nicht gut genug für Werder“

Vor dem Spiel des SC Freiburg gegen Werder Bremen spricht Lucas Höler im DeichStube-Interview über seine ungewöhnliche Karriere, sein Siegtor im DFB-Pokal gegen den FC Bayern, Niclas Füllkrug, die Bremer Fans und warum er als gebürtiger Achimer eigentlich nie bei Werder gelandet ist.

Freiburg – Neulich, als Lucas Höler mit dem SC Freiburg den großen FC Bayern aus dem Pokal geworfen hat, da fragten sich viele Fans des SV Werder Bremen: Warum spielt der eigentlich nicht bei uns? Schließlich ist der 28-Jährige in Achim geboren und in Schwanewede aufgewachsen – also im Bremer Umland. Vor dem Gastspiel seiner Freiburger am Sonntag (15.30 Uhr, DeichStube-Liveticker) im Weserstadion erklärt der Stürmer im Interview mit der DeichStube seinen ungewöhnlichen Werdegang.

In Achim geboren haben Sie in der Jugend in Schwanewede, Osterholz-Scharmbeck und Blumenthal gespielt, bevor Ihre Karriere woanders Fahrt aufnahm und Sie ein gestandener Bundesliga-Profi in Freiburg geworden sind. Warum nicht bei Werder Bremen, Lucas Höler?

Ich hatte einen anderen Werdegang als die meisten Profis. Schritt für Schritt habe ich mich hochgearbeitet. Bei Werder hat es nie geklappt. So bin ich halt in Freiburg gelandet und darüber sehr glücklich.

Es gab also Kontakt zu Werder in der Jugend?

Ja, in der Jugend war ich mehrere Male zum Probetraining bei Werder. Es hat nie gereicht, ich war damals noch nicht gut genug, hatte körperliche Defizite.

Trotz Kontakt und Interesse: Ein Wechsel von Lucas Höler zu Werder Bremen hat früher nie geklappt

Sie sind im Herrenbereich zum VfB Oldenburg in die Regionalliga gewechselt. Hat sich Werder damals noch mal gemeldet?

Vorher war ein gewisses Interesse da, doch es hat nicht sollen sein.

Zu jener Zeit waren Sie begehrt. Probetraining in Schalke, Bochum, Duisburg, Leverkusen, Hamburg und Hannover. Bremen taucht in dieser Liste nicht auf.

Richtig! Letztmals gab es Kontakt zu den Bremern, als ich in der A-Jugend gespielt habe. Ich bin aus Oldenburg nach Mainz gewechselt, habe mit der Reserve in der 3. Liga gespielt.

Und danach ging es weiter aufwärts – erst bei der Zweitvertretung vom FSV Mainz. Beim Zweitligisten Sandhausen gelang dann der Sprung in die Bundesliga nach Freiburg. Klingt nach einem durchdachten Karriereplan. Der richtige Aufbau?

Auf jeden Fall, ich habe mich immer weiterentwickelt – egal, wo ich war. Ich bin stolz darauf, dass ich in diesen Ligen gespielt habe. Und es war förderlich für meine Entwicklung. Ich glaube, nur über diesen Weg konnte ich es schaffen.

Sie sind bereits seit 2018 im Breisgau, können Sie sich vorstellen, dort noch länger zu bleiben?

Natürlich, daher habe ich auch unlängst meinen Vertrag hier verlängert.

Schon gelesen? So könnte die Startelf-Aufstellung von Werder Bremen gegen den SC Freiburg aussehen!

Lucas Höler vom SC Freiburg findet Niclas Füllkrugs Aufstieg „faszinierend“ und guckt gerne Spiele von Werder Bremen

Wie beschreiben Sie Ihre Rolle und Position in der Mannschaft?

Unterschiedlich, da ich auf vielen Positionen agieren kann. Im Freiburger System bin ich mehr oder weniger auch der erste Verteidiger, weil wir als Mannschaft immer alles gemeinsam machen. Ich übernehme verschiedene Rollen, manchmal ganz vorn, manchmal auf der Zehn, ich habe auch schon auf der Acht gespielt oder in der Fünferkette rechts. Wo der Trainer mich braucht, da springe ich ein.

Zuletzt haben Sie meistens als Spitze oder hinter der Spitze gespielt. Heutzutage ist häufig von der falschen Neun die Rede. Sind Sie ein Extremfall dieser Positionierung?

Das könnte man so sehen, doch mir ist egal, wie es betitelt wird. Ich bin froh, wenn ich auf dem Platz stehe und der Mannschaft helfen kann.

Ihre Torquote ist eher gering. Sie sind nicht der typische Knipser, oder?

Das stimmt. Es liegt allerdings auch daran, dass ich eher selten als typischer Mittelstürmer auflaufe.

Bei Werder glänzt momentan ein typischer Torjäger. Niclas Füllkrug führt die Torschützenliste an. Kennen Sie ihn?

Nein, wir hatten und haben keinen Kontakt.

Was sagen Sie zum märchenhaften Aufstieg des Kollegen?

Das ist schon faszinierend – erst in der 2. Liga und nun auch in der Bundesliga sowie die Entwicklung in der Nationalelf. Es freut mich extrem für ihn. Es macht Lust, zuzuschauen. Ich gucke generell sehr gerne Spiele von Bremen.

Lucas Höler lobt die Fans von Werder Bremen und will mit dem SC Freiburg wieder nach Europa

Nun folgt der Gang nach Bremen. Vor dem Auswärtsspiel hat Christian Streich von einer anderen Rollenverteilung gesprochen. Freiburg, vor den letzten Duellen mit Bayern München der Außenseiter, sei nun der Favorit. Hat er recht?

Wer sich die Tabelle anschaut, kann zu diesem Schluss kommen. Der Trainer hat aber auch vor der mentalen Stärke des Aufsteigers gewarnt und auf die Unterstützung der Fans im Weserstadion verwiesen.

Ist das Weserstadion ein Ort, an dem Auswärtsmannschaften ungern antreten?

Ich glaube schon, weil die Werder-Fans was ganz Besonderes sind. Immer volles Haus, immer gute Stimmung – wir wissen, was auf uns zukommt.

Im Winter stand Freiburg sogar auf Platz zwei und ist nun durch die Niederlage gegen Bayern von Platz vier verdrängt worden. Wie schätzen Sie die Aussichten im Kampf um die europäischen Plätze ein?

Sehr positiv, wir sind voll dabei. Es ist alles sehr eng. Unglaublich, dass wir noch Fünfter sind. Wir wollen die Position auf keinen Fall hergeben, wir wollen wieder nach Europa.

Die Qualifikation über die Bundesliga ist die eine Chance, der Pokal bietet die zweite Möglichkeit. Sie haben im Viertelfinale den entscheidenden Elfmeter gegen die Bayern verwandelt. Wie extrem war die Nervenanspannung?

Ich habe mich ziemlich gut gefühlt, habe mich durch nichts beeinflussen lassen, auch weil vorher noch ein bisschen Theater veranstaltet worden ist. Ich war fokussiert. Wie es so schön heißt: Ich war voll im Film. Zum Glück hat es funktioniert.

Schon gelesen? So sehen Fans das Bundesliga-Spiel Werder Bremen gegen SC Freiburg am Sonntag live im TV und im Livestream!

Lucas Höler vom SC Freiburg: Konstanz mit Trainer Christian Streich „macht das Arbeiten für Spieler einfacher“

Haben Sie die unsportliche Aktion von Pavard mitbekommen, der den Elfmeterpunkt bearbeitet hat?

Sicherlich, zumal ich gesehen habe, dass meine Mannschaftskollegen zum Punkt gerannt sind. Wie gesagt: Ich habe das ausgeblendet, ich habe mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Der Unfairness zweiter Teil der Bayern folgte beim Revanchespiel in der Meisterschaft: Wie bewerten Sie die viel diskutierte Aktion von Kimmich?

Das macht man nicht, vor den gegnerischen Fans zu jubeln. Es macht keinen Sinn, diese provozieren zu wollen. Er hat ja auch ordentlich Gegenwind abbekommen.

Lassen Sie uns über den Trainer sprechen: Was ist Christian Streich für ein Typ?

Ein recht spezieller Typ, wie jeder weiß. Er geht gern aus seiner Haut heraus. Mit uns Spielern hat er ein prima Verhältnis. Dank seiner Erfahrung weiß er genau, worauf es ankommt. Diese Konstanz auf der Trainerposition macht das Arbeiten für Spieler einfacher. Wir müssen uns nicht so häufig an neue Dinge gewöhnen. Die Mannschaft konnte daher auch eine so gute Entwicklung nehmen.

Im Internet rangiert Streich unter dem Stichwort „Bundespräsident“, weil er – ob gefragt oder nicht – zu vielen Themen auch abseits des Sports Kommentare abgibt. Wie kommt dies im Spielerkreis an?

Es ist sein gutes Recht. Jeder hat seine Meinung, Christian Streich ist ein Mensch, der seine Meinung gerne teilt. Es steht ihm zu, wenn er etwas loswerden möchte.

Es wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob Christian Streich auch anderswo den Erfolg wiederholen könnte, den er seit Jahren in Freiburg hat. Was meinen Sie?

Schwer zu beantworten. Er kommt aus dieser Gegend, hier fühlt er sich wohl. Ich glaube, er ist daher auch so lange hier, weil er nicht seine Wohlfühloase verlassen möchte. Er hätte sicherlich schon die ein oder andere Möglichkeit gehabt, sich zu verändern. Er ist Freiburg immer treu geblieben. Die Frage wird vielleicht nie beantwortet werden, weil es vermutlich nie zu einem Wechsel kommen wird. (hgk)

DIE DEICHSTUBE ALS KOSTENLOSE APP

Die DeichStube gibt es jetzt auch als kostenlose App. Einfach downloaden!

Kommentare