Oldenburg – Dribbelstark, quirlig und schwer zu verteidigen: Marko Marin knüpfte bei seinem ersten Auftritt in der Traditionsmannschaft des SV Werder Bremen nahtlos an seine besten Zeiten im Trikot der Grün-Weißen an. Der 33-Jährige, der von 2009 bis 2012 an der Weser spielte, zählte beim „Cup der Öffentlichen“ in Oldenburg zu den besten Bremern und hatte damit einen entscheidenden Anteil daran, dass Werder den zuletzt zwei Mal wegen Corona ausgefallenen Budenzauber am Freitagabend gewann. „Im Sommer dachte ich, jetzt ist es vorbei, aber es geht einfach weiter mit den Titeln“, sagte Marin, der seine aktive Karriere vor einem halben Jahr in Diensten des ungarischen Clubs Ferencvaros Budapest beendete und zum Abschluss das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann.
Im Finale fegten die Grün-Weißen den VfL Bochum mit 5:2 vom künstlichen Rasen und brachten die mit 5.628 Zuschauern ausverkaufte EWE-Arena endgültig zum Beben. Die La-Ola-Welle schwappte kurz vor dem Spielende durch die Halle, die Stimmung war auf dem Siedepunkt. Vor allem einer sorgte im Endspiel für Ekstase bei den Fans: Nelson Valdez. Der 39-jährige frühere Stürmer von Werder Bremen erzielte gleich drei seiner vier Turniertreffer im Finale, sicherte sich damit am Ende gemeinsam mit Philipp Bargfrede die Torjägerkanone und hinterließ durchaus den Eindruck, als könnte er nochmal im Profigeschäft mitmischen. Marko Marin, der seit Sommer als Technischer Direktor beim serbischen Club Roter Stern Belgrad fungiert, wollte von einer möglichen Verpflichtung aber nichts wissen. „Nelson hat es richtig gut gemacht, aber wenn, dann ist er eher was für Werder, denn wir spielen ja in der Champions League“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Marko Marin: „Niclas Füllkrug hätte ich natürlich gerne im Team, aber es ist besser wenn er bei Werder Bremen bleibt“
Seinen Ex-Club verfolgt der frühere Dribbelkünstler noch immer, besonders von Niclas Füllkrug ist er angetan. Angst, dass Marko Marin dem SV Werder Bremen den deutschen Nationalspieler streitig machen könnte, brauchen die Fans aber nicht zu haben: „Fülle hätte ich natürlich gerne im Team, aber es ist besser, wenn er bei Werder bleibt und den Club dahin schießt, wo er früher mal war.“ Auch Talente wie Fabio Chiarodia stünden nicht im Fokus von Marin, der bei Roter Stern Belgrad unter anderem für das Scouting, die Kaderplanung und damit auch die Transfers mitverantwortlich ist. „Wir haben genug eigene Talente und schauen deshalb eher nach gestandenen Profis.“
Grundsätzlich ist die Bundesliga laut Marko Marin aber schon von Interesse für den serbischen Rekordmeister, der auch in der aktuellen Saison die Ligatabelle anführt. Erst vor anderthalb Jahren verpflichtete Roter Stern Belgrad mit Aleksander Dragovic (Bayer Leverkusen) einen Spieler aus dem deutschen Oberhaus, weitere Wechsel von Bundesliga-Profis nach Serbien sind für Marin gar nicht so abwegig: „Wir spielen jedes Jahr international, in der Champions League oder der Europa League.“ Er selbst hat trotz seines Karriereendes im vergangenen halben Jahr noch das eine oder andere Mal mit der Mannschaft trainiert, will das aber nicht als Vorbereitung auf den Einsatz in der Halle verstanden wissen: „Es gibt sonntags meistens ein lockeres Training, da spielen wir Fünf gegen Fünf, das macht schon Spaß.“
Werder-Traditionsmannschaft triumphiert beim Hallenturnier in Oldenburg - die besten Bilder
Ex-Werder-Bremen-Profi Marko Marin: „Man macht schon mal ein paar Dinge, die man in einem Pflichtspiel nicht gemacht hätte“
Dass der Ex-Profi von Werder Bremen nur wenig verlernt hat, zeigte er beim Hallenturnier der Traditionsmannschaften. Immer wieder dribbelte sich der flinke 33-Jährige an den Gegnern vorbei, setzte seine Mitspieler in Szene und legte vor allem im ersten Gruppenspiel gegen das Team Türkei den Grundstein für den 7:4-Sieg des SV Werder Bremen. Erst bereitete Marin Aaron Hunt dessen Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 vor, kurz darauf traf er auch selbst. Dies sollte allerdings sein einziges Tor bei dem Budenzauber bleiben, was auch an einigen leichtfertig vergebenen Chancen lag. „Die Leute kommen ja auch her, um unterhalten zu werden. Da macht man dann schon mal ein paar Dinge, die man in einem Pflichtspiel eher nicht gemacht hätte“, sagte Marko Marin und spielte damit vor allem auf zwei Szenen an: Gegen das Team Türkei versuchte er, den Torwart per Hacke zu tunneln, im zweiten Gruppenspiel gegen Bayer Leverkusen (1:1) lief er alleine auf das Gehäuse zu, lupfte den Ball aber kläglich um ein paar Meter am Tor vorbei.
Ex-Profi Marko Marin schließt erneutes Auflaufen für Werder Bremens Traditionsmannschaft nicht aus
Dennoch reichte es für den SV Werder Bremen in der Gruppe B zum Gruppensieg vor den Leverkusenern, die in ihrem zweiten Gruppenspiel nicht über ein 2:2 gegen das Team Türkei hinauskamen. Im Halbfinale wartete auf die Bremer der VfB Oldenburg, doch die Grün-Weißen ließen dem Gastgeber, bei dem auch DeichStube-Redakteur Marius Winkelmann mitspielte, beim 5:0-Sieg keine Chance. Und auch im Finale spielte Werder sich gegen den bis dato ebenfalls überzeugenden VfL Bochum in einen Rausch, ließ beim furiosen 5:2-Sieg nichts anbrennen. Der Turniersieg war gesichert, die Fans in der Halle zufrieden - und so sprach auch Marko Marin hinterher von einem gelungenen Debüt in Werders Traditionsmannschaft. Eine Wiederholung? Ist nicht ausgeschlossen: „Wenn es so viel Spaß macht wie heute, warum nicht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, nochmal mitzuspielen.“ Zahlreiche Argumente für weitere Berufungen konnte Marin beim Budenzauber in der EWE-Arena jedenfalls sammeln. (nag)