Werder-Stürmer trifft frech zum 3:0
Fast wie einst Ronaldinho: Werder-Stürmer Marvin Ducksch begeistert mit abgezocktem Freistoß-Tor gegen den VfL Bochum
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Beim Sieg des SV Werder Bremen gegen den VfL Bochum erzielte Marvin Ducksch ein direktes Freistoßtor. Es war das erste für die Bremer im Oberhaus seit vier Jahren und erinnerte teilweise an Ronaldinho, der einst ein ähnliches Tor gegen die Grün-Weißen erzielte.
Bremen – Es war die ganz große Bühne, auf der ein echter Magier einst für einen Augenblick die gesamte Fußballwelt in Ekstase versetzt hatte. Und dabei mal eben ein paar Profis des SV Werder Bremen zu ganz hilflos aussehenden Statisten degradierte. Ronaldinho heißt der Zauberer, der am 5. Dezember 2006 im legendären Camp Nou für seinen FC Barcelona zum Freistoß antrat und am sechsten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase mit einem Geniestreich den späteren 2:0-Erfolg des Titelverteidigers einleitete. Der Brasilianer zirkelte den Ball nämlich nicht etwa schwungvoll in den Winkel, sondern narrte die hüpfenden Bremer, indem er unverschämt locker unter der Mauer hindurch ins Tor schoss. Ein Treffer, der global begeisterte, dem damaligen Werder-Manager Klaus Allofs den 50. Geburtstag vermieste und die Grün-Weißen als Gruppendritter in den Uefa-Cup beförderte. Das alles ist ziemlich lang her, doch die Erinnerungen daran erhielten jetzt nochmal eine Frischzellenkur. Weil Marvin Ducksch für Werder im Spiel gegen den VfL Bochum (3:0) ein ganz ähnlicher Husarenstreich gelang.
Marvin Ducksch erzielt erstes Freistoß-Tor seit vier Jahren in der Bundesliga für Werder Bremen
„Eigentlich wollte ich noch zu ihm hingehen und sagen, dass er unter der Mauer durchschießen soll“, sagte Teamkollege Leonardo Bittencourt hinterher lachend, „aber da war er selbst clever genug“. Denn seit dem Ronaldinho-Treffer ist inner- und außerhalb der internationalen Strafräume ziemlich viel passiert, längst legen sich gegnerische Abwehrspieler zusätzlich hinter die Mauer, um flache Durchschüsse zu verhindern. Doch die Bochumer verzichteten genau darauf, was Marvin Ducksch eine ganz neue Alternative bescherte. „Es gibt ja tausend Möglichkeiten, solch einen Freistoß direkt zu schießen. Unter der Mauer durchzuschießen, ist eine Option. Da muss man aber auch ein bisschen Mut für haben“, meinte Werder Bremens Trainer Ole Werner anerkennend. „Wenn der Ball nämlich an den Füßen der Gegner landet, dann weiß ich auch, wie die 42.000 Zuschauer hier im Stadion reagieren.“
So durften die Bremer Fans begeisternd jubeln, weil Marvin Ducksch nach exakt 59 Minuten knapp vor der Strafraumgrenze zum Flachschuss ansetzte und damit Erfolg hatte. Im deutschen Oberhaus hatte letztmals ein gewisser Claudio Pizarro direkt für Werder Bremen per Freistoß getroffen, beim Auswärtsspiel 2019 im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC (1:1). Ebenfalls an einem 22. Spieltag. „Endlich hat Duckschi auch in der 1. Liga ein schönes Freistoßtor erzielt, er hatte ja schon ein paar Möglichkeiten“, meinte Sturmkollege Niclas Füllkrug und scherzte: „Wir müssen ja immer aufpassen, was er da vorhat, weil wir die Mauer vor der Mauer bilden. Ich frage mich da auch immer, wo ich da jetzt hinlaufen soll.“ In diesem Fall brachte er sich rechtzeitig aus der Schussbahn, Innenverteidiger Amos Pieper flog sogar per spektakulärem Hechtsprung zur Seite. „Das habe ich auch nicht verstanden“, gestand Leonardo Bittencourt grinsend. „Ich sage ja, dass die Mannschaft nicht ganz dicht ist.“
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Werder Bremens Marvin Ducksch nutzt kuriose Bochumer Mauer-Taktik
Ganz dicht war übrigens auch die Mauer des VfL Bochum nicht gewesen. Stattdessen hatten sich die sechs Gäste-Profis in zwei Dreiergruppen aufgeteilt und in der Mitte eine Lücke gelassen, was durchaus für Stirnrunzeln auf der Tribüne gesorgt hatte. „Natürlich diskutieren wir diese Situationen, der Torhüter spielt da eine ganz entscheidende Rolle“, klärte Bochums Chefcoach Thomas Letsch später auf. „Manuel Riemann möchte diese zweigeteilte Mauer haben. Wenn die Mauer in diesem Fall nicht hochspringt, wäre es egal gewesen, ob sie geteilt gewesen wäre, denn dann fällt kein Tor. Es ist aber klar, dass wenn ein Tor fällt, wir uns Nachfragen stellen müssen.“ So wie an diesem Samstagnachmittag. „Wenn wir einen Spieler dahinter legen, ist es natürlich besser“, gab auch Letsch zu. „Das war heute aber alles andere als spielentscheidend, hat dir höchstens den allerletzten Zahn gezogen.“ An der Schönheit des Tores von Marvin Ducksch für Werder Bremen änderte das aber nichts. (mbü/dco)