Früherer Angreifer lobt Werder-Torjäger
Ex-Werder-Stürmer Klose im Interview über Füllkrug: „Nicht viele haben so einen Riecher und Abschluss“
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Miroslav Klose zählt zu den besten Angreifern der deutschen Fußball-Geschichte. Im Interview erklärt der Ex-Profi von Werder Bremen, warum ihm Niclas Füllkrug gefällt, weshalb der Bundesliga ein Top-Neuner fehlt und was einen Stürmer auszeichnet.
München – Die niedrige Ausbeute im Kampf um die Torjägerkanone der Fußball-Bundesliga ist für Ex-Werder-Profi Miroslav Klose vor allem durch den Abgang von Robert Lewandowski zu erklären. „So ein Stürmer fehlt der Liga“, sagt der WM-Rekordtorschütze im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, in dem er auch lobende Worte für Niclas Füllkrug, Angreifer des SV Werder Bremen, findet.
Herr Klose, schmerzt es Sie als WM-Rekordtorschütze und früherer Weltklasse-Torjäger eigentlich, wenn Sie sich die Bundesliga-Torschützenliste schauen?
Ehrlicherweise nein. Ich freue mich zwar jede Woche über die spannende Saison in Bundesliga, 2. Liga und 3. Liga. Aber Tore einzelner Spieler zähle ich nicht. Natürlich sind die Zahlen in der Saison nach Robert Lewandowski kleiner geworden. So ein Stürmer fehlt der Liga einfach. Ich durfte ihn als Co-Trainer beim FC Bayern ja ein Jahr erleben, wie er arbeitet, wie komplett er ist, wie viele Tore er schießt, wie viele Assists er gibt. Es macht einfach nur Spaß, ihm zuzuschauen. Aber es gibt auch jetzt spannende Stürmer, wie Niclas Füllkrug. Er gefällt mir schon lange sehr gut. Es gibt nicht viele, die so einen Riecher und Abschluss haben wie er.
Ex-Werder-Bremen-Profi Miroslav Klose im Interview: „Der Bundesliga fehlen die Top-Neuner“
Fehlen der Bundesliga die Top-Neuner?
Ja, das muss man wohl sagen, vor allem fehlt ein Lewandowski. Er hat über Jahre viele Tore erzielt. Ihm bei der Arbeit zuzuschauen, war für mich ein Vergnügen.
Auch Erling Haaland hat die Bundesliga verlassen.
Ja, auch er ist ein Top-Stürmer. Er spielt jetzt mit Manchester City in einer Mannschaft, in der die Zuspiele von höchster Qualität sind. Aber die Abschlussstärke muss man trotzdem erstmal haben. Wenn man sieht, wie er seine Tore macht und wie er in den entscheidenden Räumen präsent ist, ist er schon sehr weit in jungen Jahren. Jetzt muss er das für den nächsten Schritt konstant Jahr für Jahr zeigen.
Was macht einen guten Neuner aus?
Da muss man nur auf Lewandowski schauen - das ist das komplette Paket. Die Abwehrspieler können sich überhaupt nicht auf ihn einstellen. Er ist stark mit dem Kopf, schnell, gut im Kombinationsspiel, abschlussstark mit beiden Füßen. Für all diese Eigenschaften muss man in der Jugend die Grundlage legen, denn ein Stürmer kommt immer auch mal mit dem schwachen Fuß oder in einer ungewohnten Position zur Chance. Man muss Sicherheit für die Situationen bekommen, für die wenigen Chancen bei immer engeren Räumen für die Stürmer.
Haben es die Stürmer heute schwerer?
Sie müssen zumindest kompletter sein, um viele Tore zu erzielen. Im heutigen Fußball reicht es nicht mehr, dass man nur schnell ist oder nur ein Kopfballspezialist. Das Paket muss möglichst umfassend sein. Entsprechend muss man trainieren, dass man ein kompletter Stürmer wird. Zudem muss man sich als Stürmer auf immer unterschiedlichere gegnerische Mannschaft einstellen, was nochmal eine Herausforderung ist.
Ex-Werder-Bremen-Profi Miroslav Klose im Interview: „Ich bin ein Freund von einer oder zwei klaren Spitzen auf dem Feld“
Beim Blick auf die vier Halbfinalisten der Champions League fällt auf, dass alle vier Teams eine richtige Sturmspitze von Format haben. Geht es nur mit einer starken Neun?
Wenn man mit einer beweglichen und nicht mit einer ganz klaren Nummer Neun spielt, ist es wichtig, dass andere Spieler die Box besetzen. Aber ich bin schon immer ein erklärter Freund von einer oder zwei klaren Spitzen auf dem Feld. Darauf muss auch in der Ausbildung Wert gelegt werden.
Was muss sich in der Ausbildung ändern?
Darüber haben sich in den vergangenen Jahren viele Gedanken gemacht, und es wird auch wieder besser. Wenn man auf die diesjährigen Entscheidungen in DFB-Pokal und Meisterschaft bei der U19 schaut - da kommt was nach. Man kann schon sagen, dass da ein paar Neuner zurückkommen. (dpa)