Weiser hat Bock auf Algerien
Unterschiedliche Signale aus Algerien für Werders Weiser: Die Medien sind stark interessiert, der Trainer zögert offenbar noch
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Werder Bremens Mitchell Weiser hatte sich vor einigen Wochen der Nationalmannschaft Algeriens angeboten. Während die algerischen Medien heiß auf den Rechtsverteidiger sind, zögert der Trainer wohl noch.
Bremen – Mit seiner Ankündigung, gerne für Algerien spielen zu wollen, hatte Mitchell Weiser Anfang März für viel Aufsehen gesorgt – und das nicht nur beim SV Werder Bremen, sondern auch in ganz Fußball-Deutschland sowie in Afrika. So oft kommt es eben nicht vor, dass sich ein gestandener deutscher Bundesligaspieler einem anderen Land anbietet. Danach kehrte allerdings schnell wieder Ruhe ein. Weiser erhielt weder wie angedacht die algerische Staatsbürgerschaft noch eine Einladung zu den Länderspielen Ende März. Aufgeschoben ist allerdings nicht aufgehoben, wobei die Sache etwas vertrackt ist. Wie die DeichStube aus Algerien erfuhr, besteht vor Ort zwar großes Interesse an der Personalie Weiser, aktuell wird mit dem Bremer in der Nationalmannschaft aber noch nicht geplant.
„Ich hatte die Option immer im Kopf, da ich den Luxus habe, theoretisch für zwei Länder Fußball spielen zu können“, erklärte Mitchell Weiser Anfang März. Der Vater seiner Mutter stammt aus Algerien. Und weil Weiser, der in Troisdorf geboren wurde, bislang nur für die deutsche U 21-Auswahl und nicht für die A-Nationalmannschaft gespielt hat, darf er für das nordafrikanische Land auflaufen. „Für mich war es immer ein großes Ziel, ein großes Turnier zu spielen. Und ich glaube, dass ich da mit Algerien bessere Chancen habe. Ich will in meiner Karriere so viel wie möglich mitnehmen“, betonte der 28-Jährige. Als U 21-Europameister hatte er immer auch von einer Karriere in der DFB-Auswahl geträumt, doch trotz seiner starken Leistungen im Trikot des SV Werder Bremen wurde der Rechtsverteidiger von Bundestrainer Hansi Flick bislang nicht berücksichtigt. Das Thema dürfte sich nach Weisers Algerien-Flirt wohl auch erledigt haben.
Mitchell Weiser von Werder Bremen bald für Algerien? Nationaltrainer will sich noch nicht klar äußern
Dafür kommt in das mögliche Engagement in Nordafrika zumindest ein bisschen Bewegung. „Die algerische Öffentlichkeit verfolgt den Spieler aufmerksam und wartet ernsthaft auf ihn“, berichtet das algerische Internet-Sportportal „elfanakdz“. Mitchell Weiser wird mit seiner Bundesliga-Erfahrung zugetraut, die vermeintlichen Probleme auf der Position des Rechtsverteidigers zu lösen. Zumindest ist das die Meinung in einigen Medien. Nationaltrainer Djamel Belmadi soll da noch etwas zurückhaltender sein. Von ihm wird nur die allgemeine Aussage überliefert, „dass er jeden Spieler, der die algerische Staatsbürgerschaft besitzt, willkommen heißt“.
Wie schnell das im Fall Mitchell Weiser geht, ist allerdings unklar. In solchen Fällen sorgt die sportliche Notwendigkeit, angezeigt durch den Verband, gerne mal dafür, dass die bürokratischen Hürden niedriger sind. Für die Länderspiele gegen Niger (23. und 27. März) wurde da aber nichts in die Wege geleitet. Auch ohne den Deutschen qualifizierte sich Algerien mit zwei Siegen vorzeitig für den nächsten Afrika-Cup, der voraussichtlich im Januar 2024 ausgetragen wird. Für Bundesligaspieler wahrlich kein optimaler Termin, weil die Liga dafür nicht pausiert. Doch Werder müsste den Spieler laut Fifa-Statuten abstellen – und Clemens Fritz hat als Werder Bremens Leiter Profifußball auch schon erklärt, Weiser da keine Steine in den Weg legen zu wollen.
Wann und ob Werder Bremens Mitchell Weiser für Algerien spielt, ist noch unklar
Alles andere wäre auch kein gutes Signal an einen Profi, mit dem die Bremer den bis Sommer 2024 laufenden Vertrag gerne verlängern möchten. Mitchell Weiser gehört zu den absoluten Leistungsträgern, auch wenn er zuletzt ein wenig die nötige Balance vermissen ließ. Nach vorne agierte der rechte Schienenspieler sehr stark, nach hinten dagegen gerne auch mal sehr sorglos – wie zuletzt vor dem zweiten Gegentor bei der 1:2-Heimniederlage des SV Werder Bremen gegen den SC Freiburg. So ein defensives Desinteresse ist Weiser schon häufiger mal in seiner Karriere zum Verhängnis geworden, deshalb soll er auch bei Bayer Leverkusen in Ungnade gefallen sein. Auf der anderen Seite sind da seine bemerkenswerten Offensivqualitäten. In der Bundesliga hat Weiser in dieser Saison bereits neun Treffer vorbereitet – nur vier Spieler stehen in dieser Rangliste vor ihm: Randal Kolo Muani (14 Assists/Eintracht Frankfurt), Raphael Guerreiro (11/Borussia Dortmund), Jamal Musiala (10/Bayern München) sowie Jonas Hofmann (10/Borussia Mönchengladbach).
Das wurde natürlich auch in Algerien registriert. Nach der ersten Überraschung über Weisers Angebot, für das nordafrikanische Land spielen zu wollen, wächst nun mehr und mehr das Interesse – vor allem medial. Nationalcoach Belmadi zögert aber offenbar noch mit einer Einladung. Das nächste Spiel steht am 12. Juni in der Afrika-Cup-Qualifikation gegen Uganda an. Mitchell Weiser muss sich also noch etwas gedulden, um zu erfahren, ob sein Traum in Erfüllung geht. Er ist die Sache aber auch recht entspannt angegangen und hatte offen zugegeben: „Ich war noch nicht in Algerien, kenne die Kultur nicht und weiß nicht, wie es ist, dort zu leben. Aber ich mag Abenteuer und stelle mich gerne Situationen, die mich herausfordern.“ (kni)