Werder-Profi übt Selbstkritik

Die Sache mit der Cleverness: Mitchell Weiser hadert mit Werder Bremens Punkteausbeute und bügelt das Algerien-Thema ab

Zwei Tore, zehn Vorlagen: Mitchell Weiser spielt eine starke Saison beim SV Werder Bremen. Doch der Außenverteidiger hadert mit der Bremer Punkteausbeute und übt angesichts der zuletzt enttäuschend verlaufenden Spiele viel Selbstkritik.

Bremen – Für einen kurzen Moment wirkte es wie ein Ping-Pong-Spiel. Was immer die Journalisten auch probierten, sie erhielten postwendend eine Replik. Allerdings eine reichlich kurze, weil Mitchell Weiser phasenweise ziemlich schmallippig unterwegs war. Zumindest dann, als es um die algerische Nationalmannschaft ging und um Weisers kürzlich öffentlich geäußerten Plan, künftig für das Land spielen zu wollen. Mit den Worten „Und, was gibt es so Neues?“ begann der kleine Schlagabtausch mit dem Profi des SV Werder Bremen, der sich wie folgt weiterentwickelte: „Nichts.“ „Auch aus Algerien nichts?“ „Nein.“ „Gab es denn in irgendeiner Form Kontakt?“ „Mit mir persönlich nicht.“ Und damit war das Thema auch schon beendet.

Wesentlich auskunftsfreudiger war der 29-jährige Verteidiger des SV Werder Bremen, als er über den Ist-Zustand seiner Mannschaft sprechen konnte – wobei ihm anzumerken war, dass die jüngsten Entwicklungen keine Begeisterungsstürme bei ihm auslösen. „Solch eine Niederlage zu verarbeiten, ist nicht einfach“, meinte Mitchell Weiser mit Blick auf das schmerzhafte 1:2 beim FC Schalke 04. „Das Wichtigste ist, zu wissen, wie man Spiele gewinnt. Wir hatten jetzt schon einige Spiele, in denen wir hätten punkten können, das aber einfach nicht getan haben. Ich hoffe, dass wir da in den letzten Spielen jetzt eine Entwicklung zeigen und cleverer Punkte holen.“ Und damit hatte er erstmals an diesem Dienstagmittag eine Vokabel genutzt, die so oder in leicht abgewandelter Form in der Folge immer wieder auftauchte. Letztlich ganze sechs Mal. „Uns hat die Cleverness gefehlt“, monierte der Rechtsaußen wie zum Beweis noch einmal im nächsten Satz. „Es war sicher nicht unser bestes Spiel und ein Tor kann man auch kassieren, aber wir dürfen das Spiel niemals verlieren.“

Mindestens zwei Gegentore in den letzten acht Spielen - Werder Bremens Mitchell Weiser: „Es nervt mich, es nervt alle“

Nun ist ein ganz entscheidender Aspekt bei diesem Vorhaben das Verhindern von Gegentoren. Doch genau daran krankt das Spiel des SV Werder Bremen aktuell, in den vergangenen acht Partien hat die Mannschaft von Trainer Ole Werner immer mindestens zwei Treffer hinnehmen müssen. Eine Statistik, die niemandem schmeckt. Auch Mitchell Weiser nicht. „Es nervt mich, es nervt alle“, erklärte er und seufzte. Die passende Erklärung hatte nämlich auch er nicht parat. „Ich kann das nur auf mangelnde Cleverness zurückführen. Wir verteidigen den Großteil des Spiels nicht schlecht, aber dann sieht es meistens in zwei Situationen vogelwild aus“, kritisierte er. „In der Bundesliga haben alle Mannschaften die Qualität, diese Fehler sofort zu bestrafen. Wir müssen da jetzt den nächsten Schritt gehen, jedes Zweikampfduell gewinnen wollen, jeden Lauf mitmachen. Wir müssen alles reinwerfen, denn wir haben in den letzten Wochen viele Punkte liegen gelassen.“

So könnte die Startelf-Aufstellung des SV Werder Bremen gegen den FC Bayern München aussehen!

Positionsbedingt ergibt sich daraus für Mitchell Weiser stets ein Ritt auf der Rasierklinge. Die Offensivqualitäten des früheren U 21-Europameisters helfen Werder Bremen ungemein, doch die Defensivarbeit darf darunter logischerweise nicht leiden. „Gegen Hertha und auch zuletzt gegen Schalke habe ich versucht, noch mehr hinten zu bleiben, um mehr Stabilität ins Spiel reinzubringen“, erläuterte Weiser. „Ich weiß, dass es häufig Spiele gibt, in denen mein Offensivdrang gebraucht wird. Gegen Schalke hatten wir in den letzten Minuten vielleicht zu sehr das Gefühl, dass wir den Siegtreffer erzielen können, und da wollte auch ich mich zu sehr vorne einschalten. Das ist dann auch in meinem Fall nicht clever gewesen.“

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Werder Bremens Mitchell Weiser über seine zehn Torvorlagen: „Ein Assist bringt nichts, wenn wir das Spiel nicht gewinnen“

Zehn Treffer hat Mitchell Weiser in der laufenden Spielzeit vorbereitet, in manchen Auflistungen sind es nur neun, da ein herausgeholter Strafstoß abgezogen wurde. So oder so: Es bleibt ein ganz starker Wert, mit dem sich der Profi des SV Werder Bremen in der Spitzengruppe der Bundesliga wiederfindet. Für Weiser sind solche Marken aber nur Randnotizen. „Von den Zahlen her ist es für mich eine gute Saison, aber es fühlt sich nicht anders an als die Saisons, in denen ich vielleicht nicht so viel an Toren beteiligt war“, sagte er. „Ich denke oft über die Szenen nach, die ich besser machen kann und in denen ich noch mehr hätte herausholen können.“ Da kann die Vorarbeit zur zwischenzeitlichen Führung gegen den FC Schalke 04 per No-Look-Pass auch noch so schön sein. „Solch ein Assist für die Statistik bringt nichts, wenn wir das Spiel nicht gewinnen. Denn das ist es, was mich am meisten befriedigt.“

Ob er am kommenden Wochenende in den Genuss eines Erfolgserlebnisses kommen wird, ist mehr als fraglich – schließlich ist dann im Wohninvest Weserstadion der Rekordmeister FC Bayern München zu Gast (Samstag, 18.30 Uhr im DeichStube-Liveticker). Gegen den Branchenprimus hat der SV Werder Bremen letztmals 2008 gewonnen, seither zum Teil herbe Niederlagen kassiert. „Solche Serien interessieren mich nicht“, sagte Mitchell Weiser. „Wenn wir unser bestes Spiel abliefern, dann ist jeder schlagbar. Das gilt auch fürs Wochenende. Ich weiß aber, dass wir dafür einen perfekten Tag brauchen werden.“ Und womöglich die eine oder andere schnelle Antwort. (mbü)

Rubriklistenbild: © gumzmedia

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