Weniger Werder-Fans gegen 1. FC Köln
Nach Pyro-Wahnsinn: Werder Bremen will den Gästeblock verlegen - Sonderlösung bei Köln-Spiel
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Am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen den FC Bayern hat sich die Gästeblock-Problematik des SV Werder Bremen zugespitzt. Eine Verlegung des Gästeblocks scheint nun unumgänglich zu sein.
Bremen – So wie es ist, kann es nicht bleiben – darüber gibt es beim SV Werder Bremen spätestens seit dem Wochenende keine zwei Meinungen mehr. Denn natürlich haben auch dem Verein die Bilder vom vergangenen Samstag ganz und gar nicht gefallen. Fans, die aus Sicherheitsgründen während des Spiels nach Aufforderung des Ordnungsdienstes ihre Plätze räumen müssen, weil direkt über ihnen die auswärtigen Anhänger in großem Maße Pyrotechnik zünden. Familien, die das Wohninvest Weserstadion daraufhin gleichermaßen verärgert wie schockiert verlassen. All das soll sich nicht wiederholen. „Es ist unser Ziel, die Situation maßgeblich zu verbessern, denn so etwas wie am Samstag möchten wir in unserem Stadion nicht mehr sehen“, betont Werder-Geschäftsführer Tarek Brauer im Gespräch mit der DeichStube – und kündigt nach den Szenen aus dem Heimspiel gegen den FC Bayern München (1:2) die Absicht an, den Gästeblock perspektivisch zu verlegen.
Die Problemstellung, kurz zusammengefasst: Weil die Fans der Gastmannschaft seit dem Stadionumbau in den Jahren 2009 und 2010 in Bremen auf der Westtribüne unter dem Dach, sprich im Oberrang sitzen, kann es für die Besucher darunter bisweilen unschön werden. Wenn über ihnen gezündelt wird beispielsweise, oder wenn von dort Bierbecher geworfen werden. Seit Jahren schon gibt es am Osterdeich deshalb eine verlässlich an- und abschwellende Debatte rund um die Platzierung des Gästeblocks, die nun während des Bayern-Spiels buchstäblich neu entflammt wurde. Schließlich war es ein absolutes Novum, dass Besucher des Weserstadions in dieser Größenordnung wegen des Verhaltens der Gästefans evakuiert werden mussten.
Werder Bremens Geschäftsführer Tarek Brauer: „Es gibt auch bereits Ideen dazu, wohin man den Gästeblock verlegen könnte“
„Wir sind schon seit längerer Zeit mit der Bremer Weserstadion GmbH, der Stadt und den Sicherheitsbehörden im Austausch bezüglich der Situation im Gästebereich“, erklärt Werder Bremens Geschäftsführer Tarek Brauer, in dessen Aufgabenfeld (Organisation und Planung) die Problematik fällt. Wie sie am besten zu lösen wäre, ist für den 44-Jährigen dabei klar. „Eine Verlegung des Gästeblocks wäre die Variante, die nachhaltig und zukunftsträchtig ist, weil sie an die Wurzel des Problems geht“, sagt Brauer. Und weiter: „Es gibt auch bereits Ideen dazu, wohin man den Gästeblock verlegen könnte.“ Entscheidende Einschränkung: „Davon ist allerdings jede mit massiven Herausforderungen verbunden. Unser Ziel ist es, mit allen Beteiligten die passende Lösung zu finden.“
Polizei, Feuerwehr, das Bremer Innenressort, Rettungsdienste – sie alle diskutieren bei der Frage mit und sind dabei – gemeinsam mit Werder Bremen – in der Vergangenheit auf etliche Probleme gestoßen, auf die sie bisher noch keine Antworten finden konnten. „Eine Verlegung des Gästebereichs in einen anderen Teil des Stadions beziehungsweise eine Aufteilung in Ober- und Unterrang wirft automatisch Fragen auf“, sagt Tarek Brauer, ehe er eine Aufzählung folgen lässt. „Wie verändern sich dadurch die Zuschauerströme? Welche Auswirkungen hätte das auf das Sicherheitskonzept? Welche – auch baulichen – Veränderungen müssten an den Zugängen vorgenommen werden? Wie verändert sich die Fantrennung auf dem Weg ins Stadion und die Blocktrennung im Stadion?“ All diese Themen seien nicht innerhalb weniger Monate zu lösen, betont der Geschäftsführer, versichert aber, dass die Angelegenheit bei der kommenden Sitzung des gemeinsamen Ausschusses für Sport und Sicherheit Ende Juni einmal mehr ganz oben auf der Tagesordnung stehen wird.
Werder Bremens Problem mit dem Gästeblock: Könnte eine große Glaswand die Lösung sein? Es gibt Bedenken
Neben der von Brauer erwähnten (und vom Club priorisierten) Variante, die Gäste in Zukunft in einer Art Tortenstück in Ober- und Unterrang unterzubringen, hat Werder Bremen bereits eine etwas weniger aufwendige Option prüfen lassen. So gibt es die Idee mit einer rund vier Meter hohen Glaswand, die vor dem Gästebereich im Oberrang installiert werden könnte. Die Bedenken, ob diese Lösung nicht zu noch größeren Problemen führt, weil sich die auswärtigen Fans eingesperrt fühlen könnten, sind im Club jedoch groß.
Klar ist: Sollte es überhaupt jemals zur Verlegung des Gästeblocks kommen, wird das erst in nicht absehbarer Zukunft der Fall sein. Denn über allen von Brauer erwähnten Schwierigkeiten schwebt zusätzlich die große (und vollkommen offene) Frage nach einer möglichen Finanzierung des Projekts. Nach Informationen der DeichStube sehen alle bisherigen Umbaupläne Kosten in Höhe mehrerer Millionen Euro vor. Geld, das bekanntlich weder Werder Bremen noch das Land Bremen übrighat.
Bei Werder Bremens Heimspiel gegen den 1. FC Köln: Fans aus dem Westunterrang müssen um ihre gekauften Tickets bangen
Und trotzdem wird sich im Weserstadion schon kurzfristig etwas ändern, weil Werder Bremen versucht, aus der bestehenden Situation das Beste zu machen. So unschön das für alle Beteiligten auch ist. „Es werden zum Spiel gegen Köln unterhalb des Gästeblocks Reihen frei gelassen“, kündigt Brauer an. Wie viele und welche genau, stehe noch nicht abschließend fest. Ob Werder auch in der neuen Saison zu diesem Mittel greift, ist ebenfalls noch offen.
Da das letzte Heimspiel der Saison gegen die bereits geretteten Kölner (Samstag, 20. Mai, 15.30 Uhr im DeichStube-Liveticker) schon seit Wochen restlos ausverkauft ist, sollen die Ticketinhaber, deren Plätze es im Unterrang der Westtribüne nicht mehr geben wird, zeitnah informiert werden. Grundsätzlich kündigt Werder Bremen an, die Gästeblock-Problematik beim Kartenkauf künftig offener zu kommunizieren. „Wir weisen beim Online-Kauf bereits darauf hin, dass es zu Evakuierungen in bestimmten Blöcken kommen kann, werden die Kommunikation aber noch weiter ausweiten und verbessern“, verspricht Brauer und weist noch einmal darauf hin, dass sich die betroffenen Besucher des Bayern-Spiels die Ticketkosten zurückerstatten lassen können. (dco)