Werder Bremens Niclas Füllkrug spricht im DeichStube-Interview über seine Zukunft, sein Alter, seinen Verzicht auf einen besonders großen Torjubel und einen möglichen Transfer im Sommer.
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Werder Bremens Niclas Füllkrug spricht im DeichStube-Interview über seine Zukunft, sein Alter, seinen Verzicht auf einen besonders großen Torjubel und einen möglichen Transfer im Sommer.

Werder-Stürmer im DeichStube-Interview

„Ich bin so hungrig und so gierig wie noch nie“: Werder-Star Niclas Füllkrug im großen DeichStube-Interview

Niclas Füllkrug ist in aller Munde: Verlässt der Stürmer den SV Werder Bremen im Sommer oder bleibt er auch über die Saison hinaus an der Weser? Im DeichStube-Interview spricht der 30-Jährige über einen möglichen Transfer und verrät, warum er auf einen besonders großen Torjubel verzichtet.

Bremen – Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Transfergerüchte über Niclas Füllkrug auftauchen. Wohin könnte der 30-Jährige den SV Werder Bremen im Sommer verlassen? Oder bleibt der mit 16 Treffern Führende der Torschützenliste der Bundesliga den Grün-Weißen erhalten? Während sich viele Profis in solchen Momenten zurückziehen und schweigen, stellt sich Füllkrug. Im exklusiven Interview mit der DeichStube spricht der Nationalspieler über seine Zukunft, sein Alter und seinen Verzicht auf einen besonders großen Torjubel.

Niclas Füllkrug, was haben Sie am Dienstagabend gemacht?

Fußball geguckt natürlich, Champions League, Manchester City gegen Bayern.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie einem Mittelstürmer wie Erling Haaland von Manchester City bei der Arbeit zuschauen?

Seine Dynamik im Anlaufen fand ich unfassbar stark – überhaupt seine ganze Art und Weise, auch im Zusammenspiel mit seinen Kollegen. Da ist eine große Harmonie zu erkennen. Er gehört zu den Top-3-Stürmern der Welt, hat aber einfach auch Dinge, die du nicht lernen kannst.

Auch Sie nicht?

(lacht) Körpergröße kannst du nicht lernen. Tempo ein bisschen. Wobei ich auch ein zügiger Mittelstürmer bin. Aber so Spieler wie Haaland oder auch Mbappe sind da einfach gesegnet.

Wer sind die beiden anderen Stürmer in Ihrer Top 3?

Na – ich und Benzema (lacht). Nein, nein – ich habe da einfach nur so eine Zahl gesagt. Ich finde es doof, von dem einen besten Stürmer der Welt zu sprechen.

Werder Bremens Torjäger Niclas Füllkrug im DeichStube-Interview: „Mich interessiert das Bild des Fußball-Fans“

Seit der Niederlage wird viel diskutiert, ob die Bayern neben Choupo-Moting nicht dringend noch einen echten Mittelstürmer brauchen. Namen wie Kane von Tottenham, Osimhen aus Neapel oder Kolo Muani aus Frankfurt werden gehandelt - der Mittelstürmer der deutschen Nationalmannschaft noch nicht. Warum?

Das weiß ich nicht. Die Bayern können sehr gut einschätzen, was sie brauchen. Das ist nicht mein Thema, und für die Vereine öffentlich ja auch nicht. Das sind dann eher die vielen Experten, die sich damit beschäftigen.

Das Fachmagazin „kicker“ hat Sie in seiner Bundesliga-Rangliste im Winter auf Platz fünf der Stürmer gesetzt. Sie haben wie die Kollegen das Prädikat internationale Klasse bekommen, keiner ist Weltklasse. Was ist da für Sie noch möglich?

Platz fünf? Wer soll denn da noch alles vor mir sein? (lacht)

Nkunku, Kolo Muani, Choupo-Moting und Thuram.

Okay – in der Torschützenliste stehen sie aktuell aber hinter mir. Ich mag solche Ranglisten, auch wenn es mal für einen negativ ist. Genauso interessiert mich das Bild des Fußball-Fans, weil der einen ganz anderen Blick auf den Spieler hat als Trainer, Spieler, Experten oder die Medien.

Was glauben Sie: Was denkt der Fußball-Fan über Niclas Füllkrug?

Der Fan definiert Leistung viel über Leidenschaft, was du ausstrahlst. Mir ist eine Überzeugung in meiner Art sehr wichtig. Deswegen interessiert mich diese Wahrnehmung.

Werder Bremens Torjäger Niclas Füllkrug im DeichStube-Interview: „Ich bin im Abschluss ruhiger und abgeklärter“

Sie sind jetzt 30 Jahre alt – welche Rolle spielt das Alter in der Weiterentwicklung?

Mein Alter ist perfekt! Ich bin so hungrig und so gierig wie noch nie, besser zu werden. Ich habe mich an vielen Stellen weiterentwickelt, die man nicht in der Scorerliste sieht. Ich bekomme an fußballerischen Punkten einfach sehr viel auf den Platz, was der Mannschaft hilft. Früher habe ich diese Qualitäten mal durchblitzen lassen, die Konstanz ist erst seit zwei Jahren da. Ich spiele auf einer Position, auf der es viel auf Erfahrung ankommt, auf den richtigen Einsatz der eigenen Spielintelligenz, zudem bin ich im Abschluss ruhiger und abgeklärter. Das geht ja nicht nur mir so.

Sondern?

Benzema, Lewandowski, Lukaku, Kane, Giroud – die sind alle mein Alter oder sogar noch deutlich älter. Und das ist die Weltspitze! Deswegen denke ich, dass ich die besten Jahre noch vor mir habe.

Aber es heißt gerade auch: Der Füllkrug ist schon 30, deswegen holt den keiner für eine hohe Ablösesumme, weil der keinen hohen Wiederverkaufswert hat.

Das muss der Verein entscheiden. Ich denke nicht daran, wann meine Karriere vorbei sein könnte. Ich möchte mich weiterentwickeln, die nächsten Schritte gehen und konstant abliefern. Ich trainiere weiterhin sehr intensiv, habe meinen Weg mit der Ernährung gefunden. Privat und Fußball passen gut zusammen. Das läuft alles so gut, ich wüsste nicht, warum irgendetwas leistungsmäßig abfallen sollte.

Wäre die von Ihnen angestrebte Weiterentwicklung auch bei Werder möglich?

Natürlich. Der Club möchte und muss sich doch auch weiterentwickeln. Die Vereinsführung wird wohl kaum das Ziel haben, die nächsten fünf Jahre nur um den Klassenerhalt zu spielen. Mit Werder möchte man sicher einen Weg einschlagen, der nach oben zeigt. Und auf dem kannst du dich auch als Spieler weiterentwickeln. Mal wachsen die Spieler mit dem Verein, mal ist die Ablöse wichtiger – die Mischung macht es.

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Niclas Füllkrug im DeichStube-Interview über einen Verbleib in Bremen: „Am Ende wird Werder die Richtung vorgeben“

Genau das ist gerade das große Thema: Verein und Fans wünschen sich alle Ihren Verbleib, andererseits ist eine hohe Ablöse schon verlockend und könnte Werders finanziellen Probleme lösen. Wie gehen Sie damit um?

Ich finde es nicht so schön. Da wird viel über einen als Person diskutiert – auch über mögliche Nachfolger, obwohl ich ja noch da bin. Ich weiß, dass das normal ist und dazugehört, mag es aber trotzdem nicht. Letztlich ist es doch so: Am Ende wird Werder die Richtung vorgeben.

Weil Sie noch zwei Jahre unter Vertrag stehen.

Genau. Das Szenario, was Sie in Ihrer Frage beschrieben haben, ist allerdings rein aus Werders Sicht – und nicht aus meiner.

Und die wäre?

Ob ich gehen möchte, um erfolgreicheren Fußball zu spielen und mehr Geld zu verdienen. Aber damit möchte ich mich erst nach der Saison beschäftigen. Das ist gar nicht so einfach, weil immer mal wieder etwas reinkommt und man damit konfrontiert wird. Deswegen habe ich klar gesagt: Ich habe persönlich mit Werder und wir haben als Team eine sehr gute Saison gespielt, und da wäre es verschenkt, wenn ich mich in den letzten Spielen zu sehr mit meiner Zukunft beschäftigen würde. Man wird doch jetzt sowieso noch keine Antwort darauf geben können.

Der Verein will Ihnen einen neuen Vertrag mit verbesserten Konditionen anbieten, um Sie zu halten. Hat Werder überhaupt eine Chance?

Warum nicht? Das ist immer noch Werder Bremen. Ich spiele seit vier Jahren hier – und das extrem gerne. Das habe ich gerade erst nach meiner Zeit bei der Nationalmannschaft gemerkt. Bei meinen Jungs hier habe ich immer das Gefühl, dass sie ihr letztes Hemd dafür geben würden, damit ,Duckschi‘ (Marvin Ducksch, Anm. d. Red.) und ich den Ball irgendwie ins Tor kriegen. Das ist ein Segen für uns Stürmer. Dafür sind wir der Mannschaft auch sehr dankbar und versuchen, es immer wieder mit Leistung zurückzuzahlen. Am Ende werden wir sehen, wie es weitergeht.

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Werder Bremens Niclas Füllkrug im DeichStube-Interview: „Wenn du genießt, lässt du ein Stück weit los und dann auch nach“

Bei dieser Hatz von Vertrag zu Vertrag, aber vor allem auch von Spiel zu Spiel - wie kann man als Profi da überhaupt den Moment genießen?

Ich mache es nicht, weil es kontraproduktiv ist. Ex-Profis sagen zwar gerne: Genießt es, weil es so schnell vorbei ist. Aber ich finde, wenn du genießt, lässt du ein Stück weit los und dann auch nach. Du willst aber weiter performen und immer mehr erreichen. So ist das gerade bei mir. Deswegen lasse ich mich auch nicht dafür feiern, wenn ich zum Beispiel im letzten Spiel doppelt getroffen habe. Die Glücksmomente auf dem Platz nehme ich mit, aber nach einem Spiel ist doch meistens noch nichts erreicht. Wenn du in das Szenario kommst, dass du jedes Tor ganz besonders findest, ist es kein gutes Mindset, um regelmäßig zu treffen. Es gibt Spieler, die feiern ihre Tore wie den Champions-League-Sieg, dabei muss dir doch klar sein: Der Gegner wird gleich kommen, du musst jetzt besser noch vier, fünf Prozent drauflegen. Deswegen jubel ich auch nicht mehr so stark.

Wirklich?

Das mache ich schon seit einem Jahr so. Nehmen wir das Tor im letzten Zweitliga-Spiel gegen Regensburg. Da habe ich überhaupt nicht gejubelt. Ich wollte auf keinen Fall das Gefühl verbreiten, jetzt haben wir es geschafft. So weit waren wir ja noch nicht. In der Bundesliga freue ich mich immer mit meinen Mitspielern. Nur gegen Mainz war der Torjubel beim 2:2 etwas mehr, weil danach ja auch direkt Schluss war.

Welche Rolle spielt die Nationalmannschaft bei Ihren Zukunftsplänen?

Natürlich ist das ein sehr wichtiges Thema für mich. In gut einem Jahr steht die EM im eigenen Land an, da will ich dabei sein.

Das ist einfacher, wenn man im Verein Stammspieler ist, oder?

Ja - oder wenn man auf einem besonderen Niveau spielt. Das sind die beiden Szenarien. Mich freut es, dass ich auch mit den Jungs in der Nationalmannschaft, die seit Jahren auf diesem Niveau spielen, funktioniere. Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben. 

Kann Deutschland 2024 Europameister werden?

Das ist noch so weit hin, da schauen wir mal.

Was machen Sie am 27. Mai?

Da ist unser letztes Bundesligaspiel bei Union Berlin. Im besten Fall für uns geht es nicht mehr um so viel. Danach möchte ich ganz entspannt mit den Jungs in der Kabine sitzen und auf eine schöne Saison zurückblicken. (kni)

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