Werder Bremens Niklas Schmidt spricht weiter offen über den Umgang mit seinen mentalen Problemen und lobt Ole Werner für dessen Umgang mit der Situation.
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Werder Bremens Niklas Schmidt spricht weiter offen über den Umgang mit seinen mentalen Problemen und lobt Ole Werner für dessen Umgang mit der Situation.

Schmidt dachte sogar ans Karriereende

„Unglaubliche Stimmungsschwankungen“: Werder-Profi Niklas Schmidt über den Umgang mit seinen mentalen Problemen

Niklas Schmidt blühte beim SV Werder Bremen zuletzt auf. Jetzt spricht der Mittelfeldspieler über den Umgang mit seinen mentalen Problemen und warum er sogar an ein Karriereende dachte.

Bremen – Zuletzt stand Niklas Schmidt wieder im Rampenlicht, als Torschütze in der Fußball-Bundesliga. Für den SV Werder Bremen hatte der 25-Jährige im Spiel gegen den VfL Bochum (3:0) den zweiten Treffer erzielt. Er lächelte, reckte die Arme in die Luft, genoss den Jubel. Dass es in ihm auch mal anders aussehen kann, hat er während des Winter-Trainingslagers in Spanien offenbart, dort in bemerkenswerter Manier von mentalen Problemen gesprochen, die seinen Alltag begleiten. Im Interview mit „Radio Bremen“ sprach Schmidt nun ausführlich darüber, wie es um ihn stand und steht.

Werder Bremens Niklas Schmidt über mentale Probleme: „Wie ein Vulkan, der ausbrechen will, aber nicht kann“

„Es geht mir wesentlich besser als noch vor einem halben Jahr. Aber es ist schwierig, weil es so dynamisch ist. Es sind unglaubliche Stimmungsschwankungen, die man hat. Jeder Tag ist anders“, berichtete der gebürtige Nordhesse und gewährte einen tiefen Einblick in seinen Gemütszustand: „Ich konnte nicht mehr abschalten, habe mir über jede Kleinigkeit Gedanken gemacht. Und das hat mich runtergezogen. Es war unglaublich schwer, ich war nie richtig frei im Kopf. Es fühlte sich an wie ein Vulkan, der ausbrechen will, aber nicht ausbrechen kann. Irgendwann ist es dann passiert.“ Damit es ihm besser geht, befindet sich Niklas Schmidt in professioneller Behandlung. „Da bin ich mit meinem Psychologen in engem Austausch, das hilft mir sehr. Wir treffen uns einmal in der Woche und rollen gerade die Kindheit auf“, erläutert der Spieler des SV Werder Bremen. „Von was genau es kommt, ist aber schwer zu sagen. Das Sprechen ist im Moment für mich das Wichtigste. Ich bin auf einem guten Weg, aber ich brauche einfach noch Zeit.“

Im vergangenen Herbst wurde Niklas Schmidt bewusst, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist – da hatte er schon einige Hinweise aus seinem privaten Umfeld erhalten. Erst hatte er diese abgetan, sich schließlich aber doch zu Herzen genommen. Weil die Lage bedrohlich war. „Die Lebensfreude war nicht mehr da. Und deshalb musste ich mir Hilfe suchen und schnell handeln“, hob er hervor. „Es war kurz vor Zwölf.“ Mitte Oktober offenbarte er sich dann auch Chefcoach Ole Werner und allen anderen verantwortlichen bei Werder Bremen. „Ich habe einen tollen Trainer, der mir zugehört und mich verstanden hat. Das hat mir sehr geholfen, ich habe mich direkt sehr gut aufgehoben gefühlt“, erinnert sich der Mittelfeldakteur.

Werder Bremens Niklas Schmidt dachte aufgrund von mentalen Problemen ans Karriereende

Trotzdem gab es bei Niklas Schmidt zwischenzeitlich Gedanken ans Karriereende. „Man kommt schon ins Zweifeln. Wenn man in einer Depression ist, hinterfragt man alles“, sagte er. „Abrupt die Karriere zu beenden, der Impuls war nicht da. Aber die Überlegungen waren da, es zu tun. Ich habe dann mit Leuten gesprochen, die ehrlich zu mir waren und mir nicht nur gesagt haben, was ich hören wollte.“

Jetzt will Niklas Schmidt selbst ein Vorbild für alle Menschen sein, denen es ähnlich geht. Die sich obendrein vielleicht auch davor fürchten, offen über ihre Sorgen zu sprechen. „Es geht in die richtige Richtung und ich fühle mich wesentlich besser. Dass ich es oft ausgesprochen habe, hat mir den Kopf nochmal freier gemacht“, erklärte der Profi des SV Werder Bremen, der hofft, dass insgesamt eine Enttabuisierung des Ganzen stattfindet. „Ich mache da kein Geheimnis draus, weil es ein sehr wichtiges Thema ist“, bekräftigte er. „Es ist eine Krankheit – und als die sollte man es auch sehen. Besonders, weil aus Depressionen viel entstehen kann. Leider auch viel Unglück, wenn man sich selbst etwas antut.“ (mbü)

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