Neuzugang früh festgelegt - trotzdem wurde es kompliziert
Ömer Toprak und das Bauchgefühl
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Bremen – Ein kurzer Hinweis, dann noch ein Handzeichen – und schon hätte man im Weserstadion am Sonntagmittag eine Stecknadel fallen hören können.
Die Männer mit den Mähern auf dem Rasen und die Männer mit den Bläsern auf den leeren Tribünen stellten augenblicklich ihre Maschinen ab – die Aufräumarbeiten nach dem DFB-Pokalspiel gegen den SV Atlas Delmenhorst mussten für einen Moment ruhen. Schließlich sollte der erste offizielle Auftritt von Ömer Toprak mit Werder-Trikot nicht im Getöse untergehen. An der Seite von Sportchef Frank Baumann schritt der 30-Jährige durch den Spielertunnel und hielt an dessen Ende sein neues Trikot in die Kameras: Toprak, Rückennummer 21 – Werders namhafte Verstärkung für die Viererkette war also endgültig angekommen.
Ömer Toprak: Wechsel von Borussia Dortmund zu Werder Bremen schwieriger als gedacht
„Ich freue mich wirklich hier zu sein“, sagte der 30-Jährige kurz darauf im Medienraum des Stadions. Und was im ersten Moment nach einstudierter Standardfloskel klang, beinhaltete bei Toprak tatsächlich mehr – nämlich so etwas wie echte Erleichterung. Denn einfach war sein Wechsel von Borussia Dortmund zu Werder Bremen nicht abgelaufen. Daraus machte Frank Baumann erst gar keinen Hehl. „Es war nicht immer ganz leicht“, sagte der Bremer Sportchef, dem der Stolz über den geglückten Coup deutlich anzusehen war. „Ich habe ja schon ein paar Transfers gemacht und würde nicht sagen, dass Ömers der schwierigste war, aber schon der mit den größten Schwankungen und Richtungsänderungen.“
Ömer Toprak hat sich schnell auf Werder Bremen festgelegt
Laut Baumann gab es Tage, da wähnte sich Werder „schon sehr, sehr weit“, ehe kurz darauf alles ganz anders aussah – und zwar „nicht mehr so, als ob es klappen würde“. Mit Toprak selbst hatte das nichts zu tun, der Innenverteidiger hatte sich trotz anderer Optionen nach den Gesprächen mit Baumann und Trainer Florian Kohfeldt schnell auf Werder Bremen festgelegt.
„Es hat sich für mich alles logisch angehört, wenn wir uns unterhalten haben. Ich hatte den Eindruck, dass es mit uns passen wird und habe mich auf mein Bauchgefühl verlassen“, sagte er. Allein das Bekenntnis eines Spielers macht aber eben noch keinen Wechsel perfekt. Abgebender Verein, Berater (in diesem Fall Volker Struth, der auch Marco Reus und Toni Kroos zu seinen Klienten zählt), die eigenen Vorstellungen und die des Spielers – beim Toprak-Deal war es kompliziert, das alles unter einen Hut zu bekommen. „Zumal es für uns ja auch finanziell eine große Herausforderung ist“, sagte Baumann.
Ömer Toprak: Erst die Leihe zu Werder Bremen, dann die „Kaufverpflichtung“
Fünf Millionen Euro Ablöse wird Werder der Transfer dem Vernehmen nach letztlich kosten. Zunächst ist der Innenverteidiger für ein Jahr ausgeliehen, dann werden die Bremer ihn fest verpflichten. Dortmund schreibt in seiner Pressemitteilung gar von einer vereinbarten „Kaufverpflichtung“ für Ömer Toprak. Baumann sagt: „Wir stellen uns alle darauf ein, dass Ömer über die Saison hinaus bei uns bleibt.“
Toprak selbst möchte das auch, will mit Werder Bremen dorthin, wo er selbst in den vergangenen sieben Jahren regelmäßig war: auf die internationale Bühne. „Ich bin 30, habe viel Erfahrung, auch international“, zählte der 27-fache türkische Nationalspieler auf – und betonte: „Natürlich will ich mit Vollgas loslegen. Ich bin fit und möchte mit Leistung zeigen, wo ich herkomme und wo ich hin will. Es ist klar, dass ich Verantwortung übernehmen will.“
Werder Bremen: Ömer Toprak soll gegen Düsseldorf spielen
Das soll Ömer Toprak auch vom ersten Tag an tun. Nachdem er am Sonntag bereits das Auslaufen nach dem Atlas-Spiel mitabsolviert hatte, wird er nach dem trainingsfreien Montag am Dienstag das erste Mal mit allen neuen Kollegen gemeinsam auf dem Platz stehen. Gleich im ersten Bundesligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf (Samstag, 15.30 Uhr) soll Toprak dann an der Seite von Kapitän Niklas Moisander die Innenverteidigung bilden.
Für die momentan verletzten Innenverteidiger Sebastian Langkamp und Milos Veljkovic sind das freilich schlechte Nachrichten. Ihre Aussichten auf Einsätze haben sich quasi über Nacht drastisch verschlechtert. Abgeben möchte Sportchef Baumann aber trotzdem keinen Spieler mehr: „In diese Richtung gibt es keine Bestrebungen. Die Saison ist lang, da werden wir alle Spieler brauchen.“ (dco)
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Zur letzten Meldung von 13.00 Uhr
Toprak: „Ich war sehr heiß darauf, für Werder Bremen zu spielen“
Ömer Toprak trägt schon Grün-Weiß. Der Neuzugang des SV Werder Bremen absolviert am Sonntagmorgen die erste Trainingseinheit für seinen neuen Club. Zwei Stunden zuvor hatte Werder verkündet, dass der 30-Jährige Innenverteidiger für ein Jahr von Borussia Dortmund ausgeliehen wird. Eine Kaufoption, die laut Werder sicher greifen wird, gehört zur Vereinbarung dazu.
Es wurde lange verhandelt, bis alle Beteiligten glücklich waren – und so gesteht Ömer Toprak im Vereins-TV: „Es war schon teilweise ein Hin und Her und ein Hin und Her. Ich bin froh, jetzt ein Teil der Werder-Familie zu sein.“
Werder Bremen: Frank Baumann und Florian Kohfeldt lockten Ömer Toprak mit der Aussicht auf einen Stammplatz
Toprak selbst hatte den Wechsel vorangetrieben. Angestachelt ganz offensichtlich von Nuri Sahin. Der Werder-Profi ist nicht nur ein ehemaliger Dortmunder Teamkollege, sondern schon lange ein guter Freund. „Wir haben ja immer Kontakt. Wir sind Freunde. Wir haben uns im Urlaub getroffen – und haben viel darüber gesprochen. Er hat natürlich von Werder geschwärmt. In den letzten Wochen wurde es mehr und in den letzten Tagen noch mehr. Ich bin froh, wieder mit ihm zusammen zu spielen“, berichtet Toprak, betont aber zugleich: „Klar, Nuri hat Werbung für Werder gemacht, aber es hat gar nicht so viel Werbung gebraucht. Ich hatte wirklich gute Gespräche mit Frank Baumann und Florian Kohfeldt. Ich war sehr heiß darauf, zu Werder Bremen zu kommen.“
Sportchef Baumann und Trainer Kohfeldt lockten Toprak mit der Aussicht auf einen Stammplatz und dem großen Potenzial des Clubs, der sich wieder nach oben arbeitet. „Als ich jung war, hat Werder Europapokal und Champions League gespielt. Ich will jetzt nicht direkt in die Champions League, aber das Ziel ist es schon, Europapokal zu spielen. Ich möchte die Entwicklung des Vereins weiter positiv vorantreiben“, sagt Toprak, der über eine enorme Erfahrung verfügt. 227 Bundesliga-Spiele hat er für Dortmund, Leverkusen und Freiburg absolviert. 39 Mal stand er in der Champions League auf dem Platz, acht Mal in der Europa League. Dazu kommen 27 Länderspiele für die Türkei.
Werder Bremen: Ömer Toprak ist begeistert von der Stimmung im Weserstadion
Im Weserstadion war Toprak acht Mal zu Gast. „Das Stadion war immer voll, die Stimmung gut. Es war immer sehr schwer, hier zu spielen. Jetzt bin ich froh, auf der grün-weißen Seite zu sein und es den Gegnern noch schwerer zu machen“, sagt Toprak mit einem Grinsen im Gesicht. Er freut sich auf diese neue Herausforderung. Dafür musste er selbst wohl auch finanzielle Einbußen hinnehmen. In Dortmund soll er sechs Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre.
Bei Werder soll er „nur“ rund die Hälfte bekommen. Damit ist er etwas unter den Topverdienern Davy Klaassen und Maximilian Eggestein angesiedelt. Borussia Dortmund dürfte die Differenz beim Gehalt von Toprak etwas ausgleichen, aber sicherlich nicht komplett. Die Ablösesumme soll sich auf fünf Millionen Euro plus erfolgsabhängige Zusatzzahlungen belaufen. Durch den Kniff mit der Ausleihe mit der sicheren Kaufoption muss Werder aber jetzt noch nicht die komplette Summe nach Dortmund überweisen.
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