Nach Füllkrug-Kritik
Akzentsuche im freien Raum: Wie Niklas Schmidt wieder mehr Mut und Überzeugung in Werders Spiel kreieren möchte
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Zu wenig Mut, zu wenig Kreativität: Profi Niklas Schmidt teilt Niclas Füllkrug kürzlich geäußerte Kritik und hat Vorschläge, wie das Team von Werder Bremen die Probleme auf dem Platz besser lösen kann.
Bremen – Selbstverständlich hat auch Niklas Schmidt mitbekommen, wie sich Niclas Füllkrug zuletzt den Frust von der Seele geredet hat. Der Stürmer des SV Werder Bremen monierte ja ziemlich öffentlichkeitswirksam einen viel zu mutlosen Auftritt seiner Mannschaft in Frankfurt, bemängelte die fehlende Kreativität im Offensivspiel. Und Schmidt durfte sich als Mittelfeldspieler somit als einer der direkten Adressaten dieser Kritik fühlen. Doch der 24-Jährige hegt deshalb überhaupt keinen Groll. Im Gegenteil. „Ich kann die Meinung von Fülle absolut teilen“, betonte Schmidt am Mittwoch und schob lächelnd hinterher: „Wir kennen ihn alle gut genug, er ist ja immer sehr direkt. Ich persönlich habe damit überhaupt kein Problem. Das zeigt doch nur, dass er mit der Mannschaft etwas kreieren und Erfolg haben möchte.“
Zuletzt war Werder Bremen genau das nicht mehr gelungen. Einer 0:2-Niederlage gegen Dortmund folgte eine Pleite in gleicher Höhe gegen Frankfurt. Zwar stehen die Bremer mit Tabellenplatz elf und 27 Punkten weiterhin ordentlich da, doch die insgesamt gute Saison hat durch sechs Niederlagen aus den vergangenen acht Duellen ein paar störende Schatten verpasst bekommen.
Niklas Schmidt teilt Niclas Füllkrugs Kritik an Werder Bremen: „Bekommen es nicht hin, Akzente zu setzen“
Eben auch, weil Niclas Füllkrug meistens zu sehr im Fokus der Offensivbemühungen stand. „Wir spielen im Moment sehr viel über ihn, das sehen natürlich auch die Gegner“, meint Niklas Schmidt und spricht damit einen sensiblen Punkt an – nämlich den, dass das Spiel des SV Werder Bremen kaum noch Überraschungen für die Konkurrenz zu bieten hat. In eine ähnliche Richtung hatte kürzlich etwa schon Leonardo Bittencourt argumentiert. Schmidt nimmt daher sich und sein Team in die Pflicht: „Wir müssen viel unberechenbarer und flexibler werden.“
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Wie das gelingen soll? Durch das Umsetzen von Dingen, die eigentlich klar erkennbar sind. „Wenn wir unsere Partien analysieren, dann sehen wir, dass andere Räume extrem frei sind. Es ist ganz wichtig, dass wir das auch im Spiel erkennen und den Mut haben, dorthin zu spielen.“ Da spielt es dann auch keine Rolle, dass der BVB und die Eintracht zuletzt vielleicht eine Nummer zu groß für Aufsteiger Werder Bremen waren. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen – und ich bin der Meinung, dass wir das auch können, wenn wir bereit dazu sind und maximalen Mut haben“, erklärte Niklas Schmidt. „Wenn man aber wie wir in den letzten beiden Partien zaghaft und mit wenig Überzeugung an die Sache herangeht, dann wird es schwierig.“ Das wiederum führt ihn zu einem ebenso deutlichen wie bitteren Urteil: „Im Moment bekommen wir es nicht hin, spielerische Akzente zu setzen.“
Niklas Schmidt im Konkurrenzkampf bei Werder Bremen: „Auf dem Platz überzeugen und Zuschauer mitreißen“
Trotz dieser mannschaftlichen Schwierigkeiten sieht es für Niklas Schmidt selbst sportlich wieder deutlich angenehmer aus. Die einstige Reservistenrolle gehört vorerst der Vergangenheit an, in diesem Jahr stand er immer mindestens 45 Minuten auf dem Platz, ganze vier Mal sogar in der Startelf des SV Werder Bremen. Nicht alles lief perfekt, aber auch keineswegs schlecht. „Ich habe das insgesamt ganz gut gemacht“, findet auch Schmidt, der trotzdem hervorhob: „Ich muss aber natürlich weiter daran arbeiten, dass ich mir die Bälle hole, weniger Fehlpässe spiele und versuche, etwas zu kreieren.“
Schließlich gibt es noch ein paar andere Bremer Profis, die auch auf einen Platz in der Startelf schielen, der Konkurrenzkampf ist in diesem zentralen Bereich in vollem Gange. „Ich fühle mich nie sicher. Man muss sich jede Woche neu beweisen“, sagte Niklas Schmidt. „Aber darüber mache ich mir eigentlich keinen Kopf, denn die Entscheidung habe ich nicht in meiner Hand.“ Durch gute Leistungen möchte er aber Trainer Ole Werner dahingehend beeinflussen, dass dieser eigentlich gar nicht an ihm vorbeikommt. „Ich bin niemand, der versucht, sich in die Mannschaft zu reden“, unterstrich Schmidt. „Ich will auf dem Platz überzeugen, die Zuschauer mitreißen und dafür sorgen, dass die Menschen aus dem Stadion gehen und sagen, dass wir geilen Fußball gezeigt haben.“
Werder Bremen-Profi Niklas Schmidt ist wegen mentalen Problemen weiter in Behandlung: „Hilft extrem“
Anders als die Freude am Spiel kommt der Alltag für Niklas Schmidt nicht immer so leichtfüßig daher. Während Werders Winter-Trainingslager hatte der 24-Jährige seine mentalen Probleme öffentlich gemacht und dafür viel Lob und Respekt geerntet. Unter anderem auch aus der Ostkurve. „Ich habe die Plakate vor dem Union-Spiel gesehen, das ging mir sehr nahe“, erinnerte sich der Profi des SV Werder Bremen. „Ich habe direkt den Kontakt zu den Ultras gesucht, um mich zu bedanken. Das war eine Riesengeste.“
Auch innerhalb der Mannschaft stimmten die Reaktionen. „Ich muss ein großes Kompliment an die Mannschaft machen, weil sie sehr cool damit umgegangen ist. Alle behandeln mich komplett wie vorher“, freute er sich. Verschwunden sind die mentalen Probleme deshalb aber noch lange nicht. „Natürlich fühlt man sich gut, wenn man auf dem Platz steht. Aber es ist nicht so, dass ich dann abends nach Hause gehe und deshalb einen völlig freien Kopf habe und es mir wunderbar geht“, schilderten Niklas Schmidt. „Ich bin weiter in Behandlung und werde es auch weiterhin sein, weil es mir extrem hilft und ich es brauche.“ (mbü)