Werder Bremen um Trainer Ole Werner erlebte gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag eine bittere Niederlage in der Bundesliga.
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Werder Bremen um Trainer Ole Werner erlebte gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag eine bittere Niederlage in der Bundesliga.

Werders 1:2-Pleite gegen Hoffenheim

Nur verschlafen oder auch verzockt? Coach Ole Werner erklärt Werders Probleme – inklusive seiner überraschenden Startelf

Nach der bitteren 1:2-Heimniederlage des SV Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim wurden vor allem zwei Themen diskutiert: die Aufstellung und die Schläfrigkeit nach der Halbzeitpause. So reagiert Trainer Ole Werner darauf.

Bremen – Der Frust war allenthalben spürbar – bei den Fans, bei den Spielern und beim Trainer. Diesen Sonntagabend hatte sich der SV Werder Bremen ganz anders vorgestellt. Mit einem Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim sollte ein Riesenschritt Richtung Klassenerhalt gemacht werden. Es kam anders, Werder verlor 1:2 und anschließend wurden vor allem zwei Themen diskutiert: Hat sich Ole Werner mit seiner Aufstellung verzockt? Und warum schlafen die Bremer so oft nach der Pause? Coach und Spieler waren bemüht, Antworten darauf zu geben, auch wenn es ihnen wahrlich nicht leicht fiel, denn die Lage ist verzwickt.

„Wir sind mega enttäuscht, weil wir uns da auch so ein bisschen im Kreis drehen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir vom Spielverlauf, von den Torchancen und von den Ballbesitzanteilen her einem Gegner unterlegen sind, der richtig Qualität auf dem Platz hat“, meinte Ole Werner nach der Partie und gestand: „Aber Fakt ist, dass wir es aktuell nicht schaffen, aus überwiegend ordentlichen Leistungen Punkte mitzunehmen. Das nervt total.“

Werder Bremen-Frust nach Niederlage gegen die TSG Hoffenheim: Nur verschlafen oder auch verzockt?

Von den letzten vier Partien hat Werder Bremen drei verloren und nur in Mönchengladbach einen Punkt geholt. Im Vergleich zur Hinrunde haben die Bremer in den ersten neun Spielen fünf Zähler weniger geholt – also nur zehn statt der für einen Aufsteiger sehr beachtlichen 15 zum Saisonstart. Und in den vergangenen 13 Partien gab es neun Niederlagen und nur drei Siege. Trotz dieses Negativtrends hält sich Werder aber mit 31 Zählern nach 26 Spieltagen weiterhin im gesicherten Mittelfeld, hat immer noch neun Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone.

„Die Ausgangssituation ist sehr gut“, betonte Werner. Dennoch wird es gerade etwas unruhiger an der Weser. Das liegt auch an Werners Aufstellung. Gegenüber dem 2:2 in Gladbach nahm er gleich mehrere Veränderungen in der Startelf vor. Dass die wiedergenesenen Jiri Pavlenka und Marco Friedl für Michael Zetterer und Fabio Chiarodia in die Startelf zurückkehrten, war so erwartet worden. Nicht aber die Besetzungen der Dreierkette und vor allem des Mittelfelds. Milos Veljkovic durfte in der Mitte verteidigen, Niklas Stark rückte für ihn nach rechts – und Amos Pieper blieb nur ein Platz auf der Bank. Werner versprach sich dadurch mehr Sicherheit im Spielaufbau. Verzichtete aber auf Piepers Aggressivität und Kopfballstärke, die bei den beiden Gegentoren nach der Pause vielleicht geholfen hätten. Zudem war Stark bei Werder Bremen im Zentrum meistens besser aufgehoben als auf der rechten Seite.

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Werder Bremen-Trainer Ole Werner erklärt, warum er auf Ilia Gruev, Leo Bittencourt und Jens Stage verzichtete

Noch gravierender fielen die Änderungen im Mittelfeld auf. Da musste der junge Ilia Gruev (22) seinen Platz für den erfahrenen Christian Groß (34) räumen. „,Ili’ hat zuletzt ordentliche Leistungen gezeigt. Aber ,Grosso’ war in den Spielen, in denen er fit war, noch mal einen Tick besser“, erklärte Ole Werner seine „schwere Entscheidung“. Die dafür sorgte, dass Groß vor der Abwehr zwar stabiler agierte, aber eben auch langsamer und fast ohne Aktionen nach vorne, wie sie Gruev inzwischen gut kreieren kann.
„Davor haben wir uns heute für eine spielerische Variante entschieden“, fügte Werner zur Aufstellung von Romano Schmid und Niklas Schmidt an. Dafür musste der zuletzt eigentlich überzeugende Jens Stage auf die Bank und sich auch der wiedergenesene Leonardo Bittencourt mit der ungewohnten Reservistenrolle begnügen. „Wir wussten, dass diese Achterräume wichtig sein würden, dass dieses Thema ,Klar sein im Ballbesitz’ wichtig sein würde“, erzählte Werner und gestand: „Aber es ist uns erst nach 20, 25 Minuten besser gelungen, diese Räume auch zu finden und in diesen Räumen auch zu spielen.“

Werder Bremen war nach schwachem Beginn die bessere Mannschaft, konnte sich aber auch nur eine Großchance von Ducksch erspielen. Zu wenig für eine Heimmannschaft. Und nach der Pause grüßte mal wieder das berühmte Murmeltier. Wie schon so oft in dieser Saison schliefen die Bremer und kassierten gegen die TSG Hoffenheim gleich einen Doppelschlag von Andrej Kramaric (50.) und Christoph Baumgartner (52.). Hatte Werner in der Vergangenheit die Wiederkehr dieser Schlafmützigkeit nicht als grundsätzliches Problem ansehen wollen, gab er nun zu: „Es ist ein Trend. Die Jungs haben das auch untereinander schon thematisiert. Und wir auch, dass uns aktuell viele spielentscheidende Fehler passieren. Aber so eine ganz schlüssige Erklärung hat man dafür nicht.“ Die Abläufe in und nach der Halbzeit wurden noch nicht groß verändert, weil es so ja auch schon funktioniert habe, meinte Werner. Kapitän Friedl verriet immerhin, dass im Mannschaftskreis kurz vor Wiederanpfiff extra auf diese Thematik hingewiesen worden war: „Wir wollten hellwach sein und nicht den gleichen Fehler wie in der Vergangenheit machen. Und genau den gleichen Fehler machen wir dann gleich zwei Mal. Wir pennen einfach!“

Werder Bremen ärgert sich über einfache Fehler gegen die TSG Hoffenheim: „Das ist zu wenig!“

Einer Verlagerung der TSG Hoffenheim folgte jeweils eine Flanke und dann der Kopfball eines völlig frei stehenden Angreifers. Werner sah da gleich mehrere Fehler: „Wir können die Flanke viel konsequenter verhindern. Und dann müssen die ballfernen Jungs mit reinschieben.“ Gerade dieses Verhalten in der Box war in den vergangenen Wochen ein großes Thema im Training gewesen, verbessert hat es sich nicht. „Das ist dann zu wenig, um Spiele in der Bundesliga zu gewinnen“, schimpfte Friedl. Ihn ärgerte, dass jetzt wieder die Abwehr von Werder Bremen im Fokus stehe. Nach zwei Toren absolut zu Recht, aber nach nur zwei großen Fehlern und einer ansonsten ordentlichen Defensivleistung sei das sehr ärgerlich.

Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Nach vorne wurde Werder Bremen erst mit dem Mut der Verzweiflung richtig gefährlich. Nach dem Anschlusstreffer des eingewechselten Amos Pieper (76.) war es ein Bremer Sturmlauf – allerdings ohne Happy End. Dass ein Wortführer wie Niclas Füllkrug anschließend genauso wortlos in der Kabine verschwand wie sein Sturmpartner Marvin Ducksch, der sich vor der Länderspielpause beim 2:2 in Gladbach noch für seine zwei Tore hatte feiern lassen, passte da ins Bild. Der Frust bei Werder saß sehr, sehr tief. Da muss bis zum nächsten Spiel am Samstag in Mainz (15.30 Uhr) sicher noch einiges aufgearbeitet werden. (kni)

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