Großer Zuspruch für Tschechen
Alles aus Liebe: Werder-Profi Stage über sein Vaterglück und das Coming-out von Profifußballer Jankto
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Bei Jens Stage dreht sich derzeit viel um die Liebe: Der Profi von Werder Bremen spricht über sein neues Glück nach der Geburt seines Sohnes und das Coming-out des tschechischen Fußballers Jakub Jankto.
Bremen – Es gibt die Liebe ja in verschiedenen Formen. Jens Stage hat sie gerade erst in seiner kleinen Familie erlebt, schließlich ist der Profi des SV Werder Bremen seit ein paar Wochen stolzer Vater eines Sohnes. Darüber hinaus erlebt er derzeit sehr intensiv die Liebe zum Spiel, denn an der Weser hat er sich nach ein paar Anlaufschwierigkeiten inzwischen in die Startelf gearbeitet. Und dann ist da ja noch die Liebe des Jakub Jankto, die in dieser Woche Schlagzeilen machte. Der tschechische Nationalspieler hat nämlich für ein Novum gesorgt und seine Homosexualität öffentlich gemacht. Ein Schritt, der auch Jens Stage beeindruckt hat.
„Ich bin sehr glücklich, dass jemand so stark war und sein Coming-out hatte“, lobt Werder Bremens Däne. „Es sollte kein Problem sein, wie man fühlt, welche sexuelle Orientierung man hat oder wo man herkommt. Es sollte Platz für alle sein. Aber ich weiß, dass das schwierig sein kann und bin deshalb sehr stolz auf ihn.“ Jens Stage kann sich gut vorstellen, dass der 27-jährige Profi von Sparta Prag Nachahmer findet. „Ich denke, er wird ein gutes Vorbild für jeden sein, der sich in einer ähnlichen Situation befindet. Es tut dem Fußball sehr gut, dass wir zeigen können, dass es nicht interessiert, wen du wo, wie oder wann liebst. Es ist einfach Liebe.“
Werder Bremens Jens Stage ist Vater geworden: Geburt beflügelt, Schlafmangel kein großes Problem
Ganz viel davon gibt er gerade auch an seine Partnerin und den gemeinsamen Sohn Carl ab. Jens Stage war bei der Geburt in seiner Heimat dabei, inzwischen nimmt das Trio den neuen gemeinsamen Lebensabschnitt in Bremen in Angriff. Die Nächte sind dabei für den 26-Jährigen Ex-Kopenhagener dankbarerweise nicht ganz so kurz. „Ich habe zum Glück die beste Freundin auf diesem Planeten“, sagt Stage und lacht. „Sie ist gut zu mir und gut zu ihm. Nachts übernimmt sie die größere Verantwortung und ich kann schlafen – aber es ist weniger als vorher.“
Folglich beflügelt die Geburt auch mehr, als dass ein eventueller Schlafmangel Auswirkungen auf die tägliche Arbeit bei Werder Bremen haben könnte. „Wenn ich nach Hause komme, liegt mein Fokus natürlich zu 100 Prozent auf der Familie, aber wenn ich auf dem Platz stehe, denke ich an nichts anderes als Fußball“, betont Stage.
Jens Stage kommt bei Werder Bremen immer besser zurecht: „Manchmal ist es gut genug, manchmal nicht“
Diese Einstellung hat dafür gesorgt, dass der Mann, für den Werder Bremen im vergangenen Sommer stolze vier Millionen Euro ausgab, inzwischen immer besser zurechtkommt. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Jens Stage mit dem System von Ole Werner und den zugeteilten Aufgaben fremdelte, dafür sogar öffentlich kritisiert wurde. „Der Fußball in Deutschland ist einfach ein anderer als in Dänemark. Ich gebe aber jeden Tag mein Bestes. Manchmal ist es gut genug, manchmal nicht“, erklärte er. „Ich versuche, mich anzupassen, aber ich versuche auch, die Dinge einzubringen, die ich schon kenne, und die beste Version von mir zu zeigen.“
Dabei lässt er sich auch von einer Verletzung am Mittelfinger der rechten Hand nicht beeindrucken, die ihm seit einigen Partien einen schwarzen, stabilisierenden Verband beschert. „Es ist irgendwann im Training passiert, dass die Kuppe des Fingers beschädigt wurde“, berichtet Jens Stage und schiebt schmunzelnd hinterher: „Seitdem bin ich mit diesem irritierenden Ding unterwegs, aber es tut eigentlich überhaupt nicht weh und behindert mich auch nicht beim Spielen.“
Jens Stage von Werder Bremen mit großer Liebe zum Fußball und zur Bundesliga
Diesen Eindruck bestätigen seine jüngsten Einsätze, bei denen er gewohnt robust zu Werke ging, in Stuttgart sogar sein erstes Tor für den SV Werder Bremen erzielte. Jens Stage ist also, wie floskelhaft so gern gesagt wird, endgültig in Bremen und der Bundesliga angekommen. Und das begeistert ihn selbst. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn du zu Hause sitzt, ein anderes Bundesligaspiel schaust und dir plötzlich bewusst wird, dass du auch ein Teil dieser Liga bist“, gesteht Stage, der bislang ein Länderspiel für Dänemark auf dem Konto hat. „Wenn ich zu Hause auf meinem Sofa sitze und Fußball schaue, dann bin ich eigentlich noch immer dieses fünfjährige Kind, das mit seinem Vater zusammen guckt. Wenn ich dann zu Werder zur Arbeit komme, verändert sich natürlich meine Denkweise und ich bin Profi.“
Die Liebe zum Spiel wird Jens Stage also so schnell nicht verlieren. Und in nur wenigen Jahren kann er dann mit seinem eigenen Sohn auf dem Sofa sitzen, Fußball gucken und seine Leidenschaft weitergeben. Und vielleicht muss dann auch gar nicht mehr über ein Coming-out gestaunt werden. Es ist schließlich „einfach nur Liebe“. (mbü)
Rubriklistenbild: © IMAGO / Jan Huebner