Vor Werder Bremen gegen Bayer 04: Leverkusen-Geschäftsführer Rudi Völler lobt die Arbeit von Werder-Trainer Florian Kohfeldt.
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Vor Werder Bremen gegen Bayer 04: Leverkusen-Geschäftsführer Rudi Völler lobt die Arbeit von Werder-Trainer Florian Kohfeldt.

Vor Werder gegen Bayer 04

Rudi Völler im Interview über Werder Bremen: „Florian Kohfeldt hat über weite Strecken einen guten Job gemacht“

Leverkusen – An seine alte Wirkungsstätte kommt er immer wieder gern zurück. Rudi Völler ist mit Werder Bremen verbunden, seit er in der Ära von Otto Rehhagel zu einem Publikumsliebling geworden ist. Auch am Samstag wird der 61-Jährige, der seit 2018 als Geschäftsführer bei Bayer Leverkusen amtiert und seit 2005 das Gesicht des Erstligisten vom Rhein ist, die Reise an die Weser gern antreten.

„Rudi Nationale“, Weltmeister 1990 als Spieler und Vize-Weltmeister 2002 als Teamchef, hat Werder Bremen beim Pokalfight gegen Leipzig studiert und warnt vor dem Gegner. Dass die Bremer bisher Florian Kohfeldt trotz der Negativserie das Vertrauen geschenkt haben, hat den grauhaarigen Grandseigneur nicht überrascht: „Kohfeldt hat über weite Strecken einen guten Job gemacht.“ Zu den am Mittwoch via „Sport-Bild“ verbreiteten Gerüchten, der Bremer Trainer sei ein Kandidat auf den derzeit von Interimslösung Hannes Wolf besetzten Trainerstuhl bei Bayer 04 Leverkusen, wollte Rudi Völler im Gespräch mit der Deichstube nicht Stellung beziehen. Auch nicht zu dem beispielsweise von Lothar Matthäus angeregten Vorschlag, er solle ins DFB-Präsidium wechseln.

Haben Sie am letzten Freitag beim Pokalspiel der Bremer gegen RB Leipzig mit Ihrem Ex-Club gefiebert, Rudi Völler?

Mitgefiebert nicht, doch ich habe diese Partie intensiv geschaut, zumal Werder nun unser nächster Gegner ist.

Vor Werder Bremen gegen Bayer 04 Leverkusen: Rudi Völler lobt die Arbeit von Werder-Trainer Florian Kohfeldt

Wie haben Sie dieses Spiel gesehen?

Es war ein tolles Spiel, viel Leidenschaft, viel Kampf und eine enorme Spannung, ein hohes Niveau. Werder hat toll dagegengehalten gegen eine Leipziger Mannschaft, deren Qualität bekannt ist. So haben die Bremer lange Zeit die Partie offengehalten und erst am Ende recht unglücklich verloren.

Was bedeutet dies für den Auftritt von Bayer Leverkusen in Bremen am Samstag?

Wir haben nochmals verdeutlicht bekommen, dass Werder uns alles abverlangen wird. Die Mannschaft hat zwar in der Bundesliga zuletzt nicht gepunktet, doch möglicherweise hat sie aus dem Achtungserfolg gegen Leipzig neues Selbstbewusstsein gezogen. Wir sind uns bewusst, dass uns eine ähnlich hart umkämpfte Auseinandersetzung erwartet. Wir müssen kämpferisch dagegenhalten und wollen natürlich unsere fußballerischen Mittel in die Waagschale werfen.

Werder hatte vor geraumer Zeit schon mal einen Sicherheitsabstand zu der gefährdeten Zone in der Tabelle: elf Punkte Vorsprung sage und schreibe. Dieses Polster ist geschmolzen. Hatten Sie damit gerechnet, dass Bremen noch mal so in Abstiegsnöte gerät?

So ist es nun mal im Fußball. Es gibt halt keine Garantien. Man muss stets von Woche zu Woche denken. In Leverkusen sind wir ähnlich betroffen. Kurz vor Weihnachten, wenn Sie sich erinnern, standen wir an der Tabellenspitze. Diese komfortable Ausgangslage haben wir verspielt. Auch wir haben es uns anders vorgestellt.

Verfolgt das Bundesliga-Spiel von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen im Live-Ticker der DeichStube!

Wie beurteilen Sie die momentane Lage?

Wir möchten den Platz absichern, der zur Qualifikation zur Europa League berechtigt. Vier Punkte Vorsprung auf Rang sieben, das gilt es zu halten. Das ist unser Ziel bei der Reise nach Bremen. Trotz aller Verbundenheit zu Werder: Wir wollen dort punkten. Andererseits drücke ich natürlich meinen Bremer Freunden die Daumen, dass sie in den beiden restlichen Spielen erfolgreich sind und die nötigen Punkte zum Klassenerhalt holen.

Bayer liegt sechs Punkte hinter einem Champions League-Platz. Ein uneinholbarer Rückstand bei drei noch ausstehenden Partien?

Theoretisch ist es noch machbar. Und im Fußball passieren die unmöglichsten Dinge. Doch wir sollten keine Träumereien anstellen bezüglich der europäischen Königsklasse. Wenn sich die Situation ändern sollte und sich plötzlich doch noch eine Möglichkeit auftäte, wollen wir natürlich da sein.

Werder Bremen hält an Trainer Floroian Kohfeldt fest - wie denkt Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler darüber?

Das Pokalspiel gegen Leipzig galt in Bremen als das „Finale“ für Trainer Florian Kohfeldt

… dazu kann ich nichts sagen.

Hat es Sie gewundert, dass Kohfeldt nach sieben Niederlagen in Folge in der Meisterschaft noch im Amt ist?

Es hat mich nicht überrascht. Werder ist bekannt für diese Handlungsweise, neben ein, zwei anderen Clubs in der Liga. Ein Trainer genießt von jeher in Bremen größeres Vertrauen. So auch Florian Kohfeldt, der über weite Strecken der Saison aus meiner Sicht auch einen guten Job gemacht hat. Am Ende muss jeder Verein für sich entscheiden.

Leverkusen hat vor kurzem anders entschieden und Peter Bosz beurlaubt. Was waren die Gründe?

Es war ja nicht nur die Lage in der Bundesliga. Wir sind in der Europa League gegen Young Boys Bern ausgeschieden, eine Mannschaft, gegen die man sich in zwei Spielen dann auch schon mal durchsetzen kann. Dann das Aus im Pokal gegen Rot-Weiß Essen. Ich halte Peter Bosz weiterhin für einen sehr guten Trainer, er hat lange auch seine Sache sehr gut gemacht. Wir hatten lange Zeit weiterhin das Gefühl, dass wir mit ihm die Kurve kriegen. Doch als unsere Saisonziele in Gefahr gerieten, mussten wir handeln.

Hat sich der Trainerwechsel ausgezahlt?

Durch die Punktausbeute ganz klar, und zuletzt gegen Frankfurt haben wir auch ein überzeugendes Heimspiel hingelegt. Ich glaube schon, dass es sich gelohnt hat, die Änderung vorzunehmen. Hannes Wolf mit Peter Hermann, diese „Combo“ leistet gute Arbeit.

Rotation auf dem Trainermarkt. Viele Clubs, vor allem die Spitzenteams, werden mit neuen Fußballlehrern in die neue Saison gehen. In Wolfsburg ist die Frage noch offen. In Leverkusen wie auch in Frankfurt ist die Trainerfrage noch nicht geklärt. Haben Sie keine Befürchtungen, dass Ihre Favoriten abspringen und Sie am Ende mit leeren Händen dastehen?

Überhaupt nicht, wir lassen uns nicht unter Druck setzen.

Haben Sie Wunschkandidaten schon im Blick?

Wie hat Otto Rehhagel es früher immer ausgedrückt: Wir haben alle Antennen ausgefahren. Und es gilt weiterhin, was wir schon vor Wochen gesagt haben: Hannes Wolf hat auch seine Chance. Er macht es gut, er steht für mutige Entscheidungen.

Vor Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen: So denkt Rudi Völler über Ablösesummen für Trainer

Der neue Trend: Trainer besitzen Ausstiegsklauseln und machen davon Gebrauch. Es fließen hohe Ablösesummen. Wie bewerten Sie dies?

Es ist schon extrem in dieser Spielzeit. Ich bin schon lange im Geschäft, aber in dieser Form habe ich das noch nicht erlebt. Doch so hat es sich entwickelt. Ich denke, dass sich durch die vielen Wechsel die Mitleidsbekundungen, die hin und wieder zu hören sind, wenn Trainer entlassen werden, in Zukunft in Grenzen halten werden.

Im vergangenen Herbst wollten Sie Milot Rashica für Bayer verpflichten. Der Transfer ist nicht zustande gekommen. Was lief damals schief?

Am letzten Tag des Transferfensters ergab sich die Option mit Milot Rashica, der noch auf dem Markt war. Wir wollten ihn ausleihen – zu Konditionen, die für uns machbar gewesen wären. Das hat nicht funktioniert. Ich konnte auch den Standpunkt der Bremer voll und ganz nachvollziehen. Also war es nicht möglich, das Geschäft zu realisieren. So laufen nun mal die Dinge im Profifußball. Dabei ging es auch in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt um Schuldzuweisungen. In dieser Angelegenheit gab es keinen Schuldigen – weder Werder noch Bayer.

Also ist nichts haften geblieben? Sie kehren am Samstag beruhigt an Ihre alte Wirkungsstätte in Bremen zurück?

Wie gesagt: Es gab nichts auszuräumen. Ich habe später, als sich in der Öffentlichkeit alles beruhigt hatte, in aller Ruhe mit Frank Baumann gesprochen. Unser Verhältnis ist absolut top.

(Lies auch: So könnte die Startelf-Aufstellung von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen aussehen. Auch interessant: So seht Ihr das Bundesliga-Spiel Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen live im TV und im Live-Stream.)

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