Bremen – Zlatko Junuzovic beim 2:1 auf Schalke, später noch Aron Johannsson beim 2:2 in Gladbach – das war’s. Nur zwei Tore. Für Werder Bremen bedeuteten sie in der vergangenen Saison den letzten Tabellenplatz in einem speziellen Ranking: Kein anderer Bundesligist erzielte weniger Treffer durch Einwechselspieler.
Gefahr von der Bank? Bei Werder gab es sie praktisch nicht. Genau das hat sich inzwischen geändert. Mit elf Jokertoren weisen die Bremer nach 25 Spieltagen hinter Spitzenreiter Dortmund (17) den zweitbesten Wert auf. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Zum einen wäre da das gute Gespür von Trainer Florian Kohfeldt, der in der laufenden Spielzeit wiederholt das berühmte „goldene Händchen“ bewiesen hat. Heißt: Je nach Lage auf dem Platz verändert der Coach seine Elf – und trifft bei der Wahl der Spielertypen oftmals die richtige Entscheidung. Wie zuletzt beim 4:2 gegen Schalke 04, als Martin Harnik in der Nachspielzeit für den Endstand sorgte, nachdem er in der 67. Minute für Claudio Pizarro ins Spiel gekommen war.
Pizarro ist Werders Top-Joker
Pizarro selbst ist übrigens Werders Top-Joker: Allein dreimal hat er nach Einwechslungen getroffen. Dass der Altmeister das interne Ranking anführt, überrascht nicht. Zum einen, weil er auch im Alter von 40 Jahren noch immer ein Torjäger ist. Zum anderen, weil seine Rolle im Werder-Kader per se die des Jokers, Pizarro demnach nur noch selten ein Kandidat für die Startelf ist. Das Schalke-Spiel bildet da in der laufenden Saison eine von nur drei Ausnahmen.
Johannes Eggestein, 20 Jahre alt, folgt mit zwei Jokertoren auf Rang zwei, ebenso wie Harnik. „Wir können viele verschiedene Spielertypen nachlegen. Alte und junge, langsame und schnelle“, schmunzelt Sportchef Frank Baumann, hinter dessen Aussage ein ernst gemeinter Hintergrund steckt. Es ist die Kaderzusammenstellung, die es Kohfeldt – anders als noch in der Vorsaison – ermöglicht, nahezu jederzeit angemessen auf die verschiedenen Entwicklungen auf dem Platz zu reagieren. „Wir können Veränderungen vornehmen, ohne dass die Qualität nach unten geht“, nennt es Baumann. Und diese Veränderungen, sie waren in der laufenden Saison eben schon häufiger nötig, weil Werder nach Rückständen gezwungen war, die Offensive zu stärken.
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Rückstände bringen Joker auf den Plan
In 14 der bisher 25 Spiele musste die Kohfeldt-Elf zwischenzeitlich einem Rückstand hinterherlaufen. Das ist für die Mannschaft nicht schön, weil es Kraft kostet und womöglich für Verunsicherung sorgt. Für Joker ist es aber eine der Grundvoraussetzungen, um überhaupt zum Zug zu kommen. „Es ist ein Plus, dass wir von der Bank Impulse bringen können“, freut sich Baumann, der sich freilich nicht nur auf die späten Helfer verlassen möchte: „Es ist in meinen Augen nicht so, dass wir immer auf sie warten müssen. Wir können auch gerne schon vorher treffen.“
Gelingt das nicht, kann es immerhin mit den Jokern mitunter sehr schnell gehen. Johannes Eggestein benötigte gegen Wolfsburg drei Minuten für seinen Treffer zum 2:0-Endstand, Josh Sargent traf gegen Düsseldorf bereits nach zwei Minuten zum 3:1. Und selbst die Joker, die nicht treffen, stechen: Bei Werder haben aktuell schon sieben Einwechselspieler Tore vorbereitet.
Übersicht über Werders Joker-Tore 2018/2019
Claudio Pizarro
- Tor zum 1:3 beim 2:6 gegen Leverkusen
- Tor zum 1:2 beim 1:2 in Mainz
- Tor zum 1:1 beim 1:1 in Berlin
Johannes Eggestein
- Tor zum 2:0 beim 2:0 gegen Wolfsburg
- Tor zum 1:0 beim 1:1 in Nürnberg
Martin Harnik
- Tor zum 2:1 beim 3:1 gegen Düsseldorf
- Tor zum 4:2 beim 4:2 gegen Schalke 04
Josh Sargent
- Tor zum 3:1 beim 3:1 gegen Düsseldorf
- Tor zum 2:2 beim 2:3 in Leipzig
Milot Rashica
- Tor zum 2:1 beim 2:1 in Frankfurt
Kevin Möhwald