Grün-Weiß gegen Rot-Grün-Rot
Werder und Senat streiten über Leistungszentrum und Polizeikosten
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Bremen - Eigentlich gehören sie zusammen, die Worte „Werder“ und „Bremen“. Doch jetzt hakt es im Zusammenspiel von Werder und Bremen, sprich: von Verein und Politik. Grün-Weiß und Rot-Grün-Rot verstehen sich momentan nicht gut. Das wurde am Mittwoch in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft erneut deutlich. Bremen macht gegenwärtig keine Zusagen, sich an dem von Werder Bremen geplanten Nachwuchs-Leistungszentrum (NLZ) zu beteiligen.
Der Neubau in der Pauliner Marsch erhitzt die Gemüter wie sonst nur die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung. Das Leistungszentrum soll dazu beitragen, dass der Verein auch in Zukunft konkurrenzfähig bleibt. Ob es 20, 30 oder 40 Millionen Euro kosten wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Zum Vergleich: Bremens Sportetat liegt bei 7,5 Millionen Euro.
Werder Bremen wünscht sich, dass Bremen sich mit bis zu 50 Prozent an den Kosten für das Leistungszentrum beteiligt. Die Politik aber sieht erst einmal den Verein in der Pflicht. Fußball ist kein Wunschkonzert, das weiß Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) ganz genau. Schließlich hat sie seit mehr als 30 Jahren eine Dauerkarte für die Ostkurve. Und so spielt sie den Ball im One-Touch-Modus schnell an den Verein zurück: „Wenn Werder will, dass wir die Hälfte zahlen, dann erwarte ich erst einmal ein Finanzierungskonzept.“ „Werder muss konkrete Pläne vorlegen“, das fordert auch der Grünen-Abgeordnete Mustafa Öztürk.
Nachwuchsleistungszentrum: „Seriöse Kostenschätzung“ von Werder Bremen fehlt der Politik noch
Eine „seriöse Kostenschätzung“ sei die nötige „Grundlage“, um überhaupt verhandeln zu können, so Senatorin Vogt. „Sie liegt uns bis heute nicht vor.“ Dem Vernehmen nach steht die Berechnung allerdings kurz vor dem Abschluss.
Hinzu kommen dann noch „beihilferechtliche Fragen“, sagt Vogt weiter. So komme zum Beispiel EU-Recht ins Spiel. Darf ein Leistungszentrum öffentlich finanziert werden, ohne dass es öffentlich zugänglich ist – oder müssen dort dann auch, sagen wir mal, andere Sportvereine und Schulen trainieren dürfen? Um Fragen wie diese geht es, so die Senatorin. Anwohnerrechte und Hochwasserschutz seien noch weitere Themen.
Polizeikosten-Streit: Gereizte Stimmung zwischen Werder Bremen und der Stadt
Apropos. Eigentliches Thema der Aktuellen Stunde war nicht das Leistungszentrum, sondern der Streit um die Bremer Gebührenbescheide für Polizeikosten bei Hochrisikospielen. Der Konflikt ist ein weiterer Grund für die gereizte Stimmung zwischen Stadt und Verein.
Unter dem Titel „Bremen gegen Werder? Werder braucht auch den Support der Politik“ hatte die oppositionelle FDP das Thema für die Aktuelle Stunde beantragt. Redner von CDU und FDP warfen dem rot-grün-roten Senat im Parlament vor, den Verein nicht genug zu unterstützen und ihn mit der Gebührenpolitik sogar zu belasten. Kein anderes Bundesland folge Bremen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat zwar eine erste Tranche von 1,17 Millionen Euro bezahlt, fordert aber die Hälfte von Werder Bremen zurück.
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Bremer Wirtschaftssenatorin ärgert sich über Vorwürfe von Werder-Sportchef Frank Baumann
„Werder hat jetzt einen erheblichen Wettbewerbsnachteil“, klagte deshalb der CDU-Abgeordnete Marco Lübke. „Wir brauchen Werder für diese Stadt“, sagte der FDP-Abgeordnete Hauke Hilz. „Werder ist ein Gesicht dieser Stadt und ein großer Werbeträger für Bremen.“ Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) verteidigte seine Linie bei den Gebühren. „Wir sind da konstant – und wir sind nicht erpressbar“, sagte er. Das Bundesverwaltungsgericht habe die Gebühren im Sinne einer fairen Lastenverteilung für rechtmäßig erklärt.
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt ärgert sich unterdessen über den Vorwurf von Werders Sportchef Frank Baumann, der Bundesligist habe in den vergangenen 15 Jahren „keinen Euro und keinen Cent von der Stadt und vom Land erhalten“. „Selbst in jüngster Zeit hat Bremen viele Euro und Cent in Werder investiert“, so Vogt. Die Stadt sei über die Beteiligung am Stadion und über Kreditbürgschaften bei Werder engagiert und hänge vom Erfolg der Grün-Weißen ab. Vogt hat Baumann eine Einladung zum Gespräch geschickt. „Ich möchte die Debatte mit Werder sehr rational führen, nicht emotional. Und nicht über die Presse.“
Werder Bremen bestätigt, die Einladung bekommen zu haben. Mediendirektor Michael Rudolph: „Wir freuen uns über das Gesprächsangebot und nehmen die Möglichkeit zum sachlichen Austausch gerne wahr. Wir werden sicher zeitnah einen Termin dafür finden.“
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