Warum der Matchplan von Trainer Ole Werner gegen den BVB nicht aufging: Werder Bremen in der Taktik-Analyse.
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Warum der Matchplan von Trainer Ole Werner gegen den BVB nicht aufging: Werder Bremen in der Taktik-Analyse.

Werder-Matchplan in der Analyse

Diesmal kein Comeback: BVB zeigt Werder Grenzen auf - die Taktik-Analyse

Werder Bremen hält gegen Borussia Dortmund lange Zeit mit. Zur Pause musste sich die Mannschaft von Trainer Ole Werner noch über vergebene Chancen ärgern. Doch in der zweiten Halbzeit stellte der BVB seine Klasse unter Beweis und entblößte eine Schwachstelle der Bremer - die Taktik-Analyse von Tobias Escher.

Bremen - Die Gags schrieben sich von allein, als Borussia Dortmund gegen Werder Bremen in der 84. Minute das 2:0 erzielte. 2:0? Dann kann ja nun Werders Aufholjagd beginnen! Im Hinspiel hatte Werder einen 0:2-Rückstand zu einem 3:2 drehen können. Am Samstagnachmittag wiederholte sich die Vergangenheit nicht. Der BVB bewies, wie sehr er sich im Vergleich zur Hinrunde weiterentwickelt hat. Zugleich legte das Team von Trainer Edin Terzic eine Schwäche des Bremer Spielsystems offen.

Werder Bremen gegen den BVB in der Taktik-Analyse: Dortmunds Positionswechsel greifen nicht

Werder-Coach Ole Werner schickte seine Mannschaft im bekannten 5-3-2-System auf das Feld. Der zuletzt gesperrte Mitchell Weiser kehrte auf die Rechtsverteidiger-Position zurück. Leonardo Bittencourt konnte so wieder im zentralen Mittelfeld auflaufen. Im Mittelfeld setzte Werder Bremen auf klare Zuordnungen. Bittencourt verfolgte den gegnerischen Sechser Emre Can, selbst wenn dieser sich in die Abwehr fallenließ. Jens Stage und Christian Groß nahmen wiederum Jude Bellingham und Marco Reus in enge Deckung. Auch die Bremer Außenspieler rückten vor, sobald die Dortmunder Außenverteidiger den Ball erhielten.

Dortmund versuchte in der ersten Halbzeit, die festen Zuordnungen der Bremer durch Positionswechsel zu sprengen. Julian Brandt begann auf der linken Außenbahn, rückte von dort aber immer wieder ins Zentrum. Reus wiederum besetzte dann die offene linke Seite. In der neunten Minute führte dies zu einer Chance durch Linksverteidiger Raphael Guerreiro.

Werder Bremen erarbeitet sich gegen BVB Übergewicht

Nach einiger Zeit erlangte Werder die Kontrolle über die Partie. Bremens Mittelfeldspieler fanden besser in die Zweikämpfe. Die Hausherren profitierten dabei von einem frühen Wechsel auf Dortmunder Seite. Youssoufa Moukoko musste bereits in der 29. Minute das Feld verlassen. Sein Ersatzmann Sebastien Haller interpretierte seine Position wie ein klassischer Stürmer. Zudem wechselte Brandt auf die rechte Seite, von wo er zunächst weniger Einfluss auf das Spiel hatte. Der BVB schenkte den Ball nun wesentlich schneller her als in der Anfangsphase, sie bissen sich häufiger am Bremer Mittelfeld fest. Über Ballgewinne um den Mittelkreis kam Werder Bremen immer wieder zu Gelegenheiten, schnell zu kontern. Das lag nicht zuletzt am System der Dortmunder: Da Can äußerst tief agierte und Bellingham und Reus weit vorrückten, klaffte im Zentrum eine große Lücke.

Die Grafik zeigt das recht große Loch, das im Zentrum des BVB klaffte. Reus und Bellingham schoben weit vor, Can blieb tief. Werder Bremen deckte im Zentrum die Gegenspieler eng, verpasste es aber im Umschaltmoment, die Lücke im Zentrum auszunutzen.

Werder Bremen muss sich vorwerfen lassen, in dieser Phase eigene Angriffe nicht konsequent zu Ende gespielt zu haben. Häufig verhinderten Kleinigkeiten, dass Werder mit Vollgas auf die gegnerische Abwehrkette zulaufen konnte: eine schlechte Ballannahme hier, ein zu spät gespielter Pass dort. So konnte Werder das Übergewicht gegen das stark gestreckte Zentrum der Gäste nicht ausnutzen.

Taktik-Analyse: Borussia Dortmund gegen Werder Bremen stärker nach der Pause

In der zweiten Halbzeit agierte der BVB wesentlich stringenter als noch vor der Pause. Sie suchten nun direkter den Weg zum Tor. Die Außenstürmer positionierten sich so, dass sie sofort starten konnten, wenn ein Bremer Außenspieler zum Pressing ansetzte. So konnte Dortmund das Bremer Mittelfeld aushebeln, ohne im Zentrum in Eins-gegen-Eins-Duelle gehen zu müssen. Den Ausschlag zugunsten des BVB gaben zwei recht simple taktische Kniffe. Den ersten läutete Edin Terzic mit seinen Wechseln ein. Er brachte in Salih Özcan (66., für Reus) einen zweiten Sechser. Der BVB agierte nun nicht mehr im 4-3-3, sondern im 4-2-3-1 mit Bellingham als neuer Zehner. Dadurch schlossen sie das Zentrum und erlangten die Kontrolle über das Mittelfeld.

Der zweite taktische Kniff legte eine Schwäche des Bremer Systems offen. Die Mittelfeldspieler orientieren sich stark an ihrem Gegenspieler. Dadurch erlangt Werder Bremen zwar direkten Zugriff auf die Gegenspieler im Zentrum. Sie bekommen aber Probleme, wenn zusätzliche Spieler in das Zentrum vorstoßen. Vor dem 1:0 ließ sich erkennen, wie ein starker Gegner diese Räume bespielen kann: Er läuft einfach mit dem Ball am Fuß hinein. Nico Schlotterbecks Solo begann in der eigenen Hälfte und endete mit dem Assist für den eingewechselten Jamie Bynoe-Gittens (67.). Werders Mittelfeldspieler rückten zu zaghaft auf Schlotterbeck, wohl auch aus Angst, den Gegenspieler im Zentrum zu verlieren. Auch dem 2:0 ging ein Solo eines Verteidigers voraus. Hier bekam Werder Außenverteidiger Guerreiro nicht zu fassen (84.).

Werder Bremen kann das Spiel nicht drehen: Die 0:2-Niederlage gegen den BVB in der Taktik-Analyse

Schon der Führungstreffer verlieh dem Dortmunder Spiel neue Sicherheit. Der BVB fokussierte sich nun darauf, aus dem eigenen 4-2-3-1-System Konter zu starten. Gerade der gebürtige Bremer Brandt tat sich hervor als einrückender Rechtsaußen. Spätestens mit dem 2:0 beendete Dortmund die Partie. Sie hatten auch danach mehrere Möglichkeiten, das Ergebnis zu erhöhen. Jiri Pavlenka verhinderte einen Dortmunder Kantersieg.

Werder Bremen muss am Ende Lehrgeld zahlen. Der große Unterschied zwischen beiden Teams war nicht in erster Linie die taktische Klasse. Auch Werder hatte in der ersten Halbzeit gute Möglichkeiten. Doch während Edin Terzic taktisch wie personell clever wechselte, konnte Ole Werner von der Bank keine Impulse setzen. Nicht einmal die Einwechslung des ausgeliehenen Maximilian Philipp als zentraler Mittelfeldspieler half, das Bremer Spiel zu verbessern. Von der Kadertiefe eines BVB kann Werder nur träumen. So wurde es nichts mit dem erneuten Comeback.

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