Werder mit 3:0-Sieg gegen Düsseldorf
Taktik-Analyse: Warum Werder Bremen zum Sieg gegen Düsseldorf eine Rote Karte brauchte
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Die Mannschaft des SV Werder Bremen macht im neuen Jahr dort weiter, wo sie im alten aufgehört hat: Beim 3:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf kontrollieren die Bremer Raum und Gegner. Warum Werder dennoch eine Rote Karte brauchte, um auf die Siegerstraße zu gelangen, analysiert unser Taktik-Kolumnist Tobias Escher.
Ole Werner hat sein Neujahrsversprechen früh gebrochen. Noch in der Winterpause hatte er erklärt, seine Bremer werden in Zukunft sicher nicht Woche für Woche dieselbe Formation nutzen. „Die Normalität wird nicht sein, drei Wochen in Folge immer die gleiche Aufstellung oder Grundordnung zu haben.“ Gegen Fortuna Düsseldorf jedoch stellte er dieselbe Elf auf wie in seinen ersten drei Einsätzen im Jahr 2021, getreu dem englisch-sprachigen Motto: „Never change a winning team!“ Der Erfolg gibt ihm Recht: Auch im vierten Spiel unter Werners Ägide blieb Werder Bremen siegreich.
Werder Bremen gegen Fortuna Düsseldorf: Ansturm auf kompakte Viererketten
Werder Bremen begann die Partie gegen Fortuna Düsseldorf wie die vorangegangen: Ole Werner schickte seine Mannschaft in einem 5-3-2 auf das Feld. Offensiv rückten die Außenverteidiger weit vor. Besonders Rechtsverteidiger Felix Agu unterstützte die Offensivspieler. So entstand bei Ballbesitz ein 3-1-4-2-System. Der gegnerische Trainer Christian Preußer ist nicht so leicht zu durchschauen. Nach einer durchwachsenen Hinrunde sucht der im Sommer verpflichtete Trainer noch immer nach seiner besten Elf. Gegen Werder überraschte er mit einer Viererkette. Bei Ballbesitz stellte sich die Mannschaft in einem 4-3-3 auf.
Zumeist waren jedoch nicht die Düsseldorfer, sondern die Bremer im Ballbesitz. Die Fortuna begann das Spiel recht passiv. Aus ihrem 4-3-3 wurde bei gegnerischem Ballbesitz ein tiefes 4-4-1-1. Die beiden Viererkette stellten sich kompakt hinter der Mittellinie auf, es sollten keine Räume zwischen den Ketten entstehen. Düsseldorfs Strategie: Sie wollten den Bremern den Ball überlassen und selbst auf Konter setzen.
Werder Bremens verzweifelter Versuch, hinter die Ketten zu gelangen
Lange Zeit bissen sich die Grün-Weißen an der gegnerischen Defensive die Zähne aus. Werder Bremen eröffnete das Spiel ruhig aus der eigenen Hälfte. Die Dreierkette in der Abwehr ließ den Ball laufen. Unterstützung erhielten sie von Christian Groß, der sich immer wieder fallen ließ. Vor der eigenen Abwehr hatten die Bremer praktisch immer Überzahl, sodass sie das Spiel relativ problemlos an die Mittellinie tragen konnten.
Ab hier wurde es jedoch eng. Fortuna Düsseldorf verteidigte mit den beiden Abwehrketten äußerst kompakt. Sie schoben weit ins Zentrum, um dieses für Werder zu schließen. Erst wenn die Bremer den Ball nach Außen spielten, liefen die Düsseldorfer Außenstürmer den Gegner aktiv an. Agu und Anthony Jung wurden häufig unter Druck gesetzt. Düsseldorf löste sofort das Pressing aus, sobald die Bremer Außenverteidiger den Ball bekamen.
Werder Bremen gegen Fortuna Düsseldorf: Unruhiges Spiel auf beiden Seiten
Werder versuchte, das Pressing des Gegners zu nutzen, um direkt hinter die gegnerische Abwehrkette zu gelangen. Agu und Jung spielten den Ball entweder direkt hinter die Abwehrkette auf Niclas Füllkrug oder Marvin Ducksch. Alternativ suchten sie den Weg über die Flügel. Leonardo Bittencourt und Romano Schmid wichen häufiger auf die Seiten aus als in den vergangenen Partien. Ins letzte Drittel kam Werder zwar selten, auch weil die Stürmer die Bälle schnell verloren. Immerhin holte Werder Bremen aber Freistöße und Ecken heraus und kam so zu Chancen.
Möglichkeiten hatten die Düsseldorfer hingegen kaum. Ihr Versuch, Werder über die Außen auszukontern, lief fast immer schief. Sie wollten den Ball direkt nach der Eroberung auf ihre Außenstürmer spielen. Das gelang selten: Zum Einen waren die Bremer aufmerksam im Gegenpressing. Zum Anderen verloren die Außenstürmer, wenn sie doch einmal den Ball bekamen, fast immer ihre direkten Duelle. Zehn Dribblings versuchten Khaled Narey und Kristoffer Peterson, beide kamen jeweils nur einmal an ihrem Bremer Gegenspieler vorbei. Da auch Werder Bremen nicht allzu häufig an den kompakten Ketten der Gäste vorbeikam, spielte sich die Partie hauptsächlich im Mittelfeld ab. Ein richtiger Spielfluss wollte nicht aufkommen. Das lag in erster Linie an den zahlreichen kleinen Fouls, die beide Teams begingen.
Platzverweis für Fortuna Düsseldorf - Überzahl verschafft Werder Bremen die nötigen Räume
In der 58. Minute drehte sich die Partie zugunsten von Werder Bremen: Peterson verpasste gegen Agu den richtigen Moment, ins Pressing zu gehen. Er wusste sich nur mit einem rüden Foul zu helfen, für das es zurecht die Rote Karte gab. Fortuna Düsseldorf musste fortan in Unterzahl agieren. Sie zogen sich in einem 4-4-1 an den eigenen Strafraum zurück. Das erleichterte Werder das Spiel. Die Bremer konnten sich nun ohne Gegenwehr in die gegnerische Hälfte kombinieren. Den Angreifern gelang es nun häufiger, gegnerische Verteidiger aus ihrer Position zu ziehen und Lücken zu reißen. Besonders auf der rechten Seite gelang dies; Düsseldorfs Linksverteidiger Nicolas Gavory rückte einige Male zu weit heraus.
Der Treffer zum 1:0 (66.) durch Niclas Füllkrug entpuppte sich als Dosenöffner. Fortuna Düsseldorf musste nun wieder etwas weiter vorrücken. Preußer wechselte offensiv. Die Rheinländer verteidigten nun zumeist nur noch mit einer Dreierkette. Das war ein gefundenes Fressen für die Bremer Angreifer: Werder Bremen konterte sich zu einem klaren 3:0-Sieg, auch weil Ducksch und Füllkrug harmonierten. Zwei Treffer waren Co-Produktionen der beiden Stürmer. Werder machte genau dort weiter, wo sie vor dem Jahreswechsel aufgehört haben: Werners Elf überzeugte mit Kombinationsfreude und einer guten defensiven Absicherung. Möchte man negative Punkte suchen, ließe sich anmerken, dass Werder beim Stand von 0:0 häufig zu einseitig über die Flügel angriff. Vielleicht macht Ole Werner seine Prognose ja in der kommenden Woche wahr und schickt gegen Paderborn erstmals eine veränderte Startelf auf das Feld.