Warum der Matchplan von Werder Bremens Trainer Ole Werner gegen den FC Augsburg nicht aufging, erklärt die Taktik-Analyse.
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Warum der Matchplan von Werder Bremens Trainer Ole Werner gegen den FC Augsburg nicht aufging, erklärt die Taktik-Analyse.

Werder-Niederlage gegen FCA

Zu viele Fehler: Werder verliert in Augsburg das Duell der Manndeckungen - die Taktik-Analyse

Werder Bremen verliert ein umkämpftes wie chancenreiches Duell gegen den FC Augsburg. Beide Teams fanden Lösungen, um die Manndeckungen des Gegners zu knacken. Doch während der FCA seine Chancen nutzte, beging Werder vorne und hinten zu viele Fehler, meint DeichStube-Taktikkolumnist Tobias Escher in seiner Analyse.

Ole Werner hatte seine Mannschaft gewarnt. In der Pressekonferenz vor Werder Bremens Spiel hatte er bereits prognostiziert, was seine Mannschaft beim FC Augsburg erwartet. Der FCA finde über den Kampf ins Spiel, suche das direkte Duell. Sein Team müsse vor allem die zweiten Bälle gewinnen. Ausgerechnet diesen Wunsch des Trainers missachtete Werders Abwehrkette. Zwei lange Bälle genügten den Augsburgern, um eine eigentlich überlegene Bremer Mannschaft zu besiegen.

Vor dem Spiel war Werner gezwungen, seine Startelf umzubauen. Mit Milos Veljkovic und Niklas Stark fehlten gleich zwei Innenverteidiger. Werner hielt trotz der angespannten Personallage am 5-3-2-System fest. Christian Groß musste die entstandene Lücke in der Dreierkette des SV Werder Bremen füllen. Da Mitchell Weiser nach seiner Verletzung noch nicht über 90 Minuten ran sollte, startete erneut Leonardo Bittencourt als Rechtsverteidiger.

Werder Bremen gegen FC Augsburg in der Taktik-Analyse: Manndeckung gegen Manndeckung

Der FC Augsburg wählte ein System, das der Bremer Formation ähnelte. Nominell wirkte es auf den ersten Blick wie ein 4-4-2. Die beiden Außenspieler verhielten sich jedoch gänzlich unterschiedlich: Während Ruben Vargas auf links die beiden Stürmer im Pressing unterstützte, hielt sich Rechtsaußen Arne Maier zurück. Er verfolgte den aufrückenden Bremer Linksverteidiger Anthony Jung. Augsburg verteidigte somit in einem 5-2-3-System. Maier war nicht der einzige Akteur auf dem Feld, der seinen Gegenspieler verfolgte. Beide Teams setzten in Mittelfeld und Angriff auf Manndeckung. Werder Bremens Mittelfeld verfolgte die Gegenspieler gewohnt eng. Wenn Augsburgs Sechser Niklas Dorsch in die Abwehr fiel, klebte Namensvetter Niklas Schmidt an seinen Hacken. So entstanden auf dem ganzen Feld Eins-gegen-Eins-Duelle.

Spiele, in denen beide Teams auf viel Manndeckung setzen, verkommen oft zu einem hektischen Gebolze. Keine der Mannschaften möchte im Eins-gegen-Eins-Duell den Ball verlieren, stattdessen setzen die Mannschaften auf hohe Bälle. Auch der FC Augsburg und Werder Bremen setzten auf diese Methoden. Sie vernachlässigten aber nicht das spielerische Element.

Die Grafik zeigt die etwas seltsame Formation des FC Augsburg gegen Werder Bremen. Sie begannen in einem nominellen 4-4-2. Maier ließ sich jedoch aus dem rechten Mittelfeld immer wieder auf die Rechtsverteidiger-Position zurückfallen, während Vargas auf links half, die Bremer Dreierkette zu stören. So konnte Augsburg früh Druck ausüben.

Taktik-Analyese: Werder Bremen mit Steil-Klatsch-Kombinationen gegen den FC Augsburg

Werder Bremen versuchte, über Steil-Klatsch-Kombinationen die Abwehr des FC Augsburg zu knacken. Hierbei legt ein Spieler den Ball nach hinten ab, um anschließend in die Tiefe zu starten. Dazu rückte Schmidt immer wieder in den rechten Halbraum. Er lockte einen Augsburger Verteidiger heraus. Werder gelang es einige Male, den Raum vor der Augsburger Abwehr zu öffnen und mit schnellen Pässen hinter die Verteidigung zu gelangen.

Auch Augsburg fand Mittel und Wege, die Abwehr von Werder Bremen auseinanderzuziehen. Die Mittelfeldspieler ließen sich fallen und lockten so das Bremer Mittelfeld nach vorne. Im Anschluss folgte der direkte Ball in die Spitze. Auf halbrechts agierte mit Dion Beljo ein 1,95 Meter großer Hüne, der sich ins Kopfballduell mit Marco Friedl wagte. Auf der gegenüberliegenden Seite sollte Dribbler Ruben Vargas den Ball flach erhalten. Über beide Wege gelang es dem FC Augsburg, in das letzte Drittel zu gelangen. So entstand in der ersten Halbzeit ein offenes, schnelles Spiel. Beide Teams versuchten, mit ihren Mannorientierungen den Gegner auf dem gesamten Feld unter Druck zu setzen. Doch immer wieder fanden die Verteidiger Lösungen, und so wogte das Spiel von Strafraum zu Strafraum.

Werder Bremen-Taktik-Analyse: Das frühe Gegentor begünstigt den FC Augsburg

Dass beide Teams in der ersten Halbzeit zahlreiche Chancen vorzuweisen hatten, lag auch an der schlechten Abstimmung der Abwehrreihen. Kleine und größere Fehler luden den Gegner zu Torchancen ein. Friedl hebte vor dem 0:1 (6.) das Abseits auf, sodass Werder Bremen die Tiefe nicht ordentlich absicherte. Das 1:1 (16.) entstand durch ein Missverständnis in der Augsburger Abwehr. Beide Teams hätten noch weitere Treffer schießen können; gute Offensivpläne trafen in dieser Partie auf schlecht abgestimmte Abwehrketten.

Die zweite Halbzeit verlief weitaus weniger offen. Augsburgs Coach Enrico Maaßen hatte zur Halbzeitpause bereits zweimal gewechselt. Maximilian Bauer stabilisierte die Innenverteidigung, während Julian Baumgartlinger die Bälle vor der Abwehr besser verteilte als Dorsch. Vor allem aber profitierte der FC Augsburg von dem eigenen Treffer zum 2:1, den sie nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff erzielten. Hier spielte der FCA die eigene Taktik perfekt aus: Sie lockten Werder Bremen in die eigene Hälfte, fanden mit einem präzisen langen Ball den ins Mittelfeld zurückgefallenen Ermedin Demirovic und spielten den Angriff schnörkellos zu Ende.

Mitchell Weiser kann es für Werder Bremen nicht alleine richten - die Taktik-Analyse gegen den FC Augsburg

Mit der Führung im Rücken agierten die Hausherren wesentlich passiver. Der FC Augsburg zog sich zunächst in einem 5-2-3- zurück, ehe die Formation mit zunehmender Zeit einem 5-4-1 glich. War der Ballbesitz vor der Pause noch annähernd ausgeglichen, lag Werder Bremens Wert in der zweiten Halbzeit bei nahezu 70 Prozent. Die Bremer mussten das Spiel gegen tiefe Augsburger gestalten.

Das tat Werder nicht einmal schlecht. Mit Geduld verlagerten die Bremer das Spiel. Sie zwangen Augsburg, immer tiefer zu stehen. Werder Bremen fand stets einen freien Spieler im Rückraum. Vor das Tor kam Werder in dieser Phase jedoch selten. Erst die Einwechslung von Mitchell Weiser (68.) belebte das Offensivspiel. Er forderte auf rechts die Bälle und wagte sich ins Dribbling. Doch der Ausgleich sollte Werder nicht mehr gelingen. Verdient gewesen wäre er allemal. Allein in der Schlussviertelstunde gab Werder acht Torschüsse ab und der FC Augsburg nicht einen. Doch die Bremer patzten hinten gegen Augsburgs erwartbare lange Bälle, während sie vorne ihre Chancen nicht nutzten. Die Warnungen des Trainers verhallten ungehört.

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