Ole Werner haderte bei der 1:2-Heimniederlage des SV Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim mit den Gegentoren.
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Ole Werner haderte bei der 1:2-Heimniederlage des SV Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim mit den Gegentoren.

Nach Werders 1:2-Heimpleite

Taktik-Analyse: Warum Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim einen Befreiungsschlag verpasste

Viel falsch macht Werder Bremen gegen die TSG Hoffenheim nicht. Zwei von Werder schlecht verteidigte Flanken reichen den Gästen, um als Sieger vom Platz zu gehen. Was Werder bei den Gegentoren falsch gemacht hat und wieso sie erst in der Schlussphase Torgefahr entwickelten, erklärt die Taktikanalyse von Tobias Escher.

Werder Bremen hat seine Fans in dieser Saison nur selten enttäuscht. Nach der 1:2-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim ging jedoch kein Anhänger glücklich aus dem Stadion. Der Abstiegskandidat aus dem Kraichgau begegnete Werder zwar lange Zeit auf Augenhöhe. Am Ende muss sich Werder über eine schlechte Strafraumverteidigung ärgern, ohne die sie zumindest einen Punkt geholt hätten.

Taktik-Analyse: Werder Bremen läuft die TSG Hoffenheim früh im 3-4-3-Pressing an

Nachdem Ole Werner in den vergangenen Wochen personell immer wieder improvisieren musste, konnte er gegen die TSG Hoffenheim aus dem Vollen schöpfen. Im bekannten 5-3-2-System besetzten Niklas Stark, Milos Veljkovic und Marco Friedl die defensive Dreierkette. Christian Groß sicherte davor ab. Werner passte die Mannschaft dabei in zweierlei Hinsicht an den Gegner an. Zum einen veränderte sich die Systematik im Pressing. Romano Schmid rückte durchgehend auf eine Höhe mit den beiden Angreifern. Werder Bremen lief Hoffenheim früh im 3-4-3 an. So übten die Hausherren hohen Druck aus auf die Dreierkette des Gegners. Wie gewohnt stellten sie auf dem ganzen Feld Eins-gegen-Eins-Situationen her.

Zum Anderen agierten die Bremer auch im Spielaufbau etwas anders als zuletzt. Lange Flügelwechsel, vor der Länderspielpause die häufigsten Pässe im Aufbau, sah man gegen Hoffenheim eher selten. Stattdessen versuchte Werder Bremen, den Ball vor die gegnerische Abwehr zu lupfen. Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch ließen sich etwas fallen, um den Ball in Hoffenheims Sechserraum zu erhalten. Hier sah Werder eine Schwachstelle im gegnerischen 5-3-2-System.

Die Grafik zeigt Werders Versuch, in den gegnerischen Sechserraum zu gelangen. Werder Bremen sah hier Schwächen, gegen ein körperlich unterlegenes Hoffenheimer Mittelfeld. Die Abwehr spielte Chipbälle in diesen Raum, die umliegenden Spieler versuchten, sie zu erobern.

Werder Bremen braucht gegen die TSG Hoffenheim lange, um offensiv gefährlich zu werden - es fehlt die Präzision

Auf dem Papier ergab Werder Bremens Spielidee durchaus Sinn. Die TSG Hoffenheim verfügt über drei starke Aufbauspieler in der Innenverteidigung; Kevin Vogt etwa kennen Werder-Fans noch aus seiner kurzen Bremer Zeit. Das frühe Anlaufen sollte sie aus dem Konzept bringen. Im Mittelfeld sind die Hoffenheimer hingegen körperlich weniger robust und zudem äußerst offensiv eingestellt. Andrej Kramaric rückt als zweiter Achter häufig nach vorne. Die Defensivarbeit ist nicht ihre Stärke, weshalb Pässe in den Raum vor der Abwehr erfolgsversprechend schienen.

Dennoch kam Werder Bremen in der ersten Halbzeit offensiv kaum zum Zug. Das lag an einem Gegner, der präziser und aggressiver verteidigte als in den Wochen zuvor. Hoffenheim verfügte über eine hohe Kompaktheit, gerade die letzte Linie arbeitete gegen den Ball gut mit. Chancen wie jene von Ducksch (32.), als Werder das Spiel schnell von einer Seite zur anderen verlagerte, sahen die Fans im Weserstadion nur selten. Auch die TSG Hoffenheim benötigte lange, ehe sie offensive Gefahr entwickelten. Sie waren in der ersten Halbzeit auf Stabilität geeicht. Die Außenverteidiger rückten nicht wie gewohnt weit nach vorne, sondern boten sich eher tief an. Da Werder gegen sie im Pressing nicht ins letzte Risiko ging, konnte die TSG den Ball laufen lassen. Zu Chancen kam sie im ersten Durchgang nicht.

Taktik-Analyse: Werder Bremen dreht gegen die TSG Hoffenheim erst nach dem Rückstand auf

Nach der Pause genügten den Gästen zwei Flanken, um sich eine komfortable Führung zu erarbeiten. Die Hoffenheimer Außenverteidiger agierten nun merklich offensiver. Angelinho und Pavel Kaderábek besetzten die Flügel im letzten Drittel, auch wenn der Ball sich auf der gegenüberliegenden Seite befand. Beide Treffer der TSG Hoffenheim fielen nach demselben Muster: Der Ball kam von einem Flügel auf die andere Seite, sodass der Hoffenheimer Außenverteidiger frei zum Flanken kam. Zwei Hoffenheimer Angreifer starteten in Richtung erster Pfosten. So zogen sie die Aufmerksamkeit der Bremer Verteidiger auf sich. Der Ball flog über den ersten Pfosten hinweg, am zweiten Pfosten stand ein Hoffenheimer frei. Die Außenverteidiger des SV Werder Bremen waren nicht konsequent genug mitgegangen.

Erst durch die zwei Gegentore schaltete Werder Bremen mehrere Gänge hoch. Werner wechselte offensiv und tauschte im Verlaufe der Partie die komplette Mittelfeldzentrale aus. Am Ende agierte Jens Stage als Sechser, Maximilian Philipp und Leonardo Bittencourt besetzten die Achterpositionen offensiv und drückten das Hoffenheimer Mittelfeld nach hinten. Das machte sich bezahlt: Werder konnte nun die eigene Spielidee – Chipbälle in den Zehnerraum – wesentlich konsequenter umsetzen.

Werder Bremen verliert gegen die TSG Hoffenheim: Ein Mitchell Weiser macht keinen Frühling

Gleichzeitig wagten sich die Bremer vermehrt in Eins-gegen-Eins-Situationen. Acht der insgesamt zwölf erfolgreichen Dribblings gelangen den Bremern nach der 65. Minute. Einen großen Beitrag dazu leistete Mitchell Weiser. Ihn hielt als Rechtsverteidiger nichts mehr hinten. Mit seinen Aktionen spielte er die gegnerische Abwehr schwindelig.

In der Schlussviertelstunde hatte Werder Bremen siebzig Prozent Ballbesitz, gab fünf Torschüsse ab, traf einmal das Tor und einmal den Pfosten. Doch das Aufbäumen kam zu spät. Die Hoffenheimer zitterten sich in einem total passiven 5-3-2 zum Sieg. Dass Werder diese Partie verlor, lag einzig an ihrer schwachen Strafraumverteidigung. die TSG Hoffenheim musste offensiv nicht viel zeigen, um drei Punkte aus dem Bremer Weserstadion zu entführen.

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