Thomas Eichin, Ex-Sportchef von Werder Bremen, macht sich Gedanken darüber, wie es mit dem Profi-Fussball in Zeiten der Coronavirus-Krise weitergehen kann.
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Thomas Eichin, Ex-Sportchef von Werder Bremen, macht sich Gedanken darüber, wie es mit dem Profi-Fussball in Zeiten der Coronavirus-Krise weitergehen kann.

Fußball-Bundesliga in Zeiten der Coronavirus-Krise

Ex-Werder-Sportchef Thomas Eichin hofft auf ein Umdenken

Bremen - Erst Profi, dann Manager, nun Berater – Thomas Eichin kennt den Fußball aus fast allen Perspektiven. Und natürlich macht sich der ehemalige Sportchef von Werder Bremen Gedanken, wie es mit dem Profi-Fußball nach dem Coronavirus weitergehen könnte.

Im Gespräch mit der DeichStube nennt Thomas Eichin auch interessante Lösungsansätze. Noch wichtiger ist dem 53-Jährigen aber der generelle Umgang mit der Coronavirus-Krise. Dabei hofft er auf ein Umdenken.

„Wir müssen aus dem, was passiert, unsere Lehren ziehen“, sagt Eichin. Schon lange würde er sich mit solchen Szenarien beschäftigen: „Es ist einfach nicht in Ordnung, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. Wir bekommen jetzt die Quittung für unser Verhalten in der Vergangenheit.“ 

Der ehemalige Manager des SV Werder Bremen verweist auf das Beispiel Fleischindustrie. „Es ist einfach total unsinnig, so viel Fleisch zu produzieren und zu essen. Das ist nicht gut für die Umwelt, und ungesund ist es auch noch.“ Als überzeugter Vegetarier erwartet Thomas Eichin nicht den totalen Verzicht auf Fleisch, „aber es ist doch verrückt, dass Burger für einen Euro verramscht werden – und dafür kommt das Fleisch aus Regionen, die platt gemacht und verseucht werden.“ Ohnehin würden viel zu viele Tiere geschlachtet. Das aktuelle Coronavirus soll sich auf einem Wildtiermarkt in China auf den Menschen übertragen haben. „Mich beschäftigt dieses Thema privat wirklich sehr, weil ich sehe, wie wir da ins Verderben rennen“, sagt Eichin. Und jetzt in der Coronakrise in Deutschland ärgert es ihn, dass sich einige Menschen immer noch nicht an die aufgestellten Regeln halten: „Diese Ignoranz ist unglaublich!“

Werder Bremen: Wie geht es im Profi-Fußball nach dem Coronavirus weiter?

Eichin selbst ist mit seiner Familie fast nur noch zuhause. Seine Arbeit als Geschäftsführer der Spielerberatungsagentur SAM Sports erledigt er im Homeoffice. „Natürlich stehe ich mit unseren Spielern und Trainern telefonisch in Kontakt“, berichtet der Ex-Profi von Borussia Mönchengladbach: „Aber die Vereine lasse ich ganz bewusst in Ruhe. Die haben jetzt erstmal ganz andere Dinge zu regeln.“ 

Die große Frage ist: Wie geht es im Profi-Fußball weiter? Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat bis zum 2. April den Spielbetrieb eingestellt. In den nächsten Tagen wird damit gerechnet, dass die Pause mindestens bis Ende April ausgedehnt wird. Die DFL hofft, die Saison dann mit Geisterspielen noch zu Ende zu bekommen. Durch die Absage der EM wurde das Zeitfenster bis zum 30. Juni geöffnet. Das ist ein ominöses Datum, weil dann viele Verträge auslaufen und zum 1. Juli schon zahlreiche Spielerwechsel vereinbart wurden. Wie zum Beispiel der von Eichins Klienten Felix Agu vom VfL Osnabrück zum SV Werder Bremen.

Werder Bremen: Thomas Eichin überzeugt, dass Profis  wegen Coronavirus auf Gehalt verzichten würden

Viele Virologen halten es allerdings für unrealistisch, dass im Mai zumindest Geisterspiele erlaubt werden und die Saison damit ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden kann. „Da müssen wir den Experten schon vertrauen“, sagt Eichin und fordert: „Wir müssen uns die Zeit nehmen, die es einfach braucht. Und wenn die Saison über den 30. Juni hinaus gespielt werden muss, dann ist das einfach so. Dafür kann man doch Lösungen finden. Hauptsache ist, die Saison wird irgendwann überhaupt zu Ende gespielt. Ein Abbruch wäre total unfair und für mich keine gute Lösung. Dann muss sich eben die nächste Saison anpassen und vielleicht in einem anderen Modus gespielt werden.“ 

Aber wie soll das mit den Verträgen und den bereits vereinbarten Wechseln funktionieren? „Das könnte man alles verschieben, bis die Saison wirklich vorbei ist“, antwortet Thomas Eichin und gesteht: „Ich weiß, dass das noch nicht bis ins letzte Detail durchdacht ist. Aber es ist eine Möglichkeit. Es müssen nur alle bereit sein, so einen Weg gehen zu wollen. Der Fußball darf da auch mal Vorbild sein.“ 

Und Eichin ist überzeugt, dass zumindest die betroffenen Profis zu diesem ungewöhnlichen Schritt bereit wären und dafür auf Geld verzichten würden: „Der Großteil der Spieler ist doch nicht blöd, das sind sehr intelligente Jungs. Die wissen, dass es um die Zukunft des Profi-Fußballs geht. Dementsprechend werden sie sich auch verhalten.“ Das erwartet Eichin auch von den anderen Beteiligten, nimmt sich dabei als Spielerberater selbst in die Pflicht: „Auch wir müssen unseren Beitrag leisten. Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn das wirklich allen bewusst wird, werden wir sinnvolle Lösungen finden.“

Ex-Werder-Bremen-Manager Thomas Eichin: Corona „nicht das letzte Virus“ 

Das gelte auch ganz allgemein für die Coronavirus-Krise. Lösungen der aktuellen Probleme allein reichen Ex-Werder-Bremen-Manager Eichin jedenfalls nicht aus. Er wünscht sich mehr und warnt: „Das wird nicht das letzte Virus gewesen sein. Wir müssen einfach besser mit unserer Umwelt und unserem Planeten umgehen.“ (kni)

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