Werder-Talente im direkten Duell
Internationale Talentshow mit Werder-Note: Jungprofis Backhaus und Chiarodia spielen mit U19-Nationalteams in Bremen
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Der eine hat gerade sein Startelf-Debüt für Werder Bremen in der Bundesliga gefeiert, der andere gilt als der Torhüter der Zukunft: Am Mittwoch treffen Fabio Chiarodia (Italien) und Mio Backhaus (Deutschland) im direkten Duell mit ihren U19-Nationalteams an der Weser aufeinander.
Bremen – Marco Friedl genügten genau zwei Worte. „Gratuliere Bambi“, schrieb der Kapitän des SV Werder Bremen bei Instagram. Und zwar genau unter ein Foto, auf dem Fabio Chiarodia zu sehen ist. Jenes 17-jährige Abwehrtalent des Vereins, das jüngst beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach zu seinem ersten Startelfeinsatz in der Bundesliga kam – weil Friedl krankheitsbedingt zu Hause geblieben war und Milos Veljkovic auch noch aufgrund einer Verletzung fehlte. Für Chiarodia war es der nächste Meilenstein einer Karriere, die direkt den nächsten Höhepunkt bietet. Unmittelbar vor der Haustür. Auf teils gewohntem Terrain. Denn in den kommenden Tagen steht in Bremen die zweite Qualifikationsphase für die U19-Europameisterschaft an. Chiarodia ist mit Italiens Auswahl dabei, Werders Torhüterhoffnung Mio Backhaus für Deutschland. Direkt am Mittwoch treffen sie ab 12 Uhr auf Platz 11 aufeinander.
„Es ist immer schön, wenn es Nachwuchs-Nationalspieler aus den eigenen Reihen gibt. Für die jetzigen Partien in Bremen ist es natürlich besonders schön, dass es Identifikationsfiguren und Top-Talente aus unserer Mitte gibt“, erklärt Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball und Scouting, im Gespräch mit der DeichStube. „Ich freue mich sehr für die beiden, dass sie dabei sind.“ Fabio Chiarodia und Mio Backhaus dürften ebenfalls ziemlich glücklich sein. Darüber sprechen tun sie allerdings nicht – zumindest nicht öffentlich. Werder Bremen geht mit seinen jungen Spielern stets besonders behutsam um, stellt sie nur ungern mehr ins Rampenlicht als nötig.
Werder Bremen-Talent Fabio Chiarodia mit gutem Bundesliga-Debüt: „Das war ein Top-Auftritt von ihm“
Folglich reden andere, nach dem vergangenen Wochenende insbesondere über Fabio Chiarodia. „Er hat viele Bälle geblockt und war im Spielaufbau mutig. Die Mannschaft steht hinter ihm, das war ein Top-Auftritt von ihm“, lobte beispielsweise Werder-Profi Niklas Stark, der direkt neben dem Youngster verteidigt hatte. Auch Clemens Fritz meint: „Er war sehr aufmerksam und wach. Wir alle hatten ein gutes Gefühl dabei, dass er gespielt hat. Fabio zeigt im Training, wie gut er sich entwickelt.“ Das tut er so gut, dass längst auch von außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen auf den gebürtigen Oldenburger geblickt wird. Aus dem Ausland soll es immer wieder Interessenten geben, bislang hat Werder Bremen aber sämtliche Offerten ausgeschlagen. Chiarodias Vertrag läuft bis zum Jahr 2024, doch eine Ausstiegsklausel könnte theoretisch für einen vorzeitigen Abgang sorgen. Womöglich schon im Sommer? „Wir planen ganz normal mit ihm, wir wollen ihn weiterentwickeln und haben ihm einen klaren Plan aufgezeigt“, entgegnet Fritz auf entsprechende Nachfragen.
Und weitere Konstanz kann im Leben des 17-Jährigen ja vielleicht auch nicht schaden. Sein Terminkalender ist nämlich ziemlich voll. Neben dem Profitraining bei Werder Bremen stehen natürlich noch schulische Verpflichtungen an, bald will Fabio Chiarodia das Abitur in der Tasche haben. Da kommt es – so wie im Januar – auch schon mal vor, dass eine Einladung vom italienischen Verband aus nachvollziehbaren Gründen ausgeschlagen wird. Doch normalerweise geht der Innenverteidiger auf Reisen, wenn der Ruf aus Südeuropa kommt. So wie kurz vor Weihnachten, als A-Nationalcoach Roberto Mancini zahlreiche Nachwuchskicker einbestellte, um sie unter die Lupe zu nehmen. Und das jetzige U19-Turnier in Bremen lässt er sich natürlich sowieso nicht entgehen.
Werder Bremen-Talente Fabio Chiarodia und Mio Backhaus treffen mit ihren U19-Nationalmannschaften aufeinander
Ebenso wie Mio Backhaus. Der 18-Jährige könnte Werder Bremens Zukunft zwischen den Pfosten sein, seit der Saison 2018/2019 wirft sich der gebürtige Mönchengladbacher am Osterdeich in die Schüsse seiner Mitspieler. Beim Profitraining ist er Dauergast, wenn Marvin Ducksch oder Niklas Schmidt eine Freistoß-Zusatzschicht einlegen, versucht Backhaus die Stammkräfte gern mit seinen Paraden zu ärgern. Gespielt wird dagegen in der U19-Bundesliga, für Deutschland ist er seit der U15 im Einsatz. Womöglich hütet der Keeper demnächst aber auch für Japan das Tor, A-Nationalcoach Hajime Moriyasu war Anfang Februar sogar höchstpersönlich in Bremen, um sich ein Bild vom Jungprofi zu machen. Backhaus, Sohn einer japanischen Mutter, kann sich das Thema aber in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen. „Es ist nicht so, dass Mio jetzt unmittelbar vor einer Entscheidung steht, für welches Land er spielen möchte“, hat Clemens Fritz erst kürzlich gesagt. „Er kann ganz normal weiterarbeiten – und das wird er auch tun.“
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) genießt das jetzige Turnier in der Hansestadt logischerweise einen hohen Stellenwert. „Wir haben das große Ziel, uns mit der U19 für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Dass wir das Qualiturnier in Deutschland spielen, kann uns dabei sicher helfen“, sagt Nationaltrainer Guido Streichsbier. „Zum Auftakt wollen wir mit möglichst vielen Fans im Rücken Italien schlagen und mit einem guten Gefühl in die weiteren Partien gegen Belgien und Slowenien gehen.“ Ähnlich ambitioniert sind auch Chiarodias Italiener. „Das ist eine harte Gruppe in Deutschland gegen die Gastgeber, die mindestens fünf Spieler in der Mannschaft haben, die in der Bundesliga spielen oder ihr Debüt gegeben haben“, schätzt Coach Alberto Bollini die Ausgangslage ein. „Wir hoffen aber auch, dass diese Erfahrung zur individuellen Entwicklung der Jungs beitragen wird, um sie auf die höchste Wettkampfebene zu bringen – bis hin zur A-Nationalmannschaft, was für uns das ultimative Ziel ist.“ Fabio Chiarodia hätte sicherlich nichts dagegen. (mbü)
Die Partien im Überblick:
Deutschland – Italien (22. März, 12 Uhr), Stadion Platz 11
Belgien – Slowenien (22. März, 16 Uhr), Sportanlage Obervieland
Slowenien – Italien (25. März, 12 Uhr), Sportanlage Obervieland
Deutschland – Belgien (25. März, 16 Uhr), Marko Mock Arena
Slowenien – Deutschland (28. März, 12 Uhr), Stadion Platz 11
Italien – Belgien (28. März, 12 Uhr), Marko Mock Arena
Tickets gibt es im Internet unter https://dfb-tickets.reservix.de/events oder jeweils ab 90 Minuten vor Anpfiff an den Tageskassen. Ein Sitzplatz ist für fünf Euro erhältlich, Stehplatzkarten kosten vier Euro (ermäßigt jeweils drei Euro).