Miroslav Klose (l.) und Tim Borowski wechselten einst beide von Werder Bremen zum FC Bayern München. Den Werder-Fans ist das sauer aufgestoßen.
+
Miroslav Klose (l.) und Tim Borowski wechselten einst beide von Werder Bremen zum FC Bayern München. Den Werder-Fans ist das sauer aufgestoßen.

Borowski hat lange auf FCB-Angebot gewartet

„Unter der Gürtellinie“: Ex-Werder-Star Borowski blickt auf seinen und Kloses FC-Bayern-Wechsel zurück

Werder Bremens Ex-Profi Tim Borowski blickt zurück auf die unschönen Begleitumstände des Wechsels von Miroslav Klose zum FC Bayern München - und auf seinen eigenen Transfer zum Rekordmeister, den er eigentlich früher als 2008 erwartet hatte.

Bremen – Transfers der Lieblingsspieler zu fremden Clubs sehen Fußballfans nie gerne. Gerade bei Wechseln zu direkten Konkurrenten fallen die Reaktionen darauf selten wohlwollend aus. Und oft besonders ungemütlich wird es, wenn dieser neue Club auch noch der FC Bayern München ist. Zwei, die diesen Schritt gewagt haben und vom SV Werder Bremen zum Rekordmeister gewechselt sind, sind Tim Borowski und Miroslav Klose. Und Borowski ist bis heute erschüttert, wie sehr Klose rund um den Transfer ins Fadenkreuz der Öffentlichkeit geraten ist.

„Das ging schon über die Grenze hinaus, wie man damals mit Miro umgegangen ist“, sagt Tim Borowski als Gast des „Transfermarkt“-Podcast „Done Deals“. „Ich weiß bis heute nicht, von wem und wie das gestreut worden ist, warum das Thema so unter der Gürtellinie behandelt worden ist.“ Die Personalie Miroslav Klose blieb nämlich nicht nur ein sportliches Thema.

Von Völler bis Füllkrug: Diese Werder-Profis wurden Bundesliga-Torschützenkönig

Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig.
Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig. © IMAGO / Schumann
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister.
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister. © IMAGO / Schumann
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig.
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig. © IMAGO / MIS
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken!
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken! © IMAGO / Uwe Kraft
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg…
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg… © IMAGO / Contrast
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete.
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete. © IMAGO / Kolvenbach
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig.
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig. © IMAGO / ExSpo
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister.
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister. © IMAGO / Sven Simon
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone.
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone. © gumzmedia

Werder Bremen-Ex-Profi Tim Borowski war überrascht über Schmutzkampagne gegen Miroslav Klose

Es war im Frühjahr 2007, als Kloses bevorstehender Wechsel zum ungeliebten Rivalen aus dem Süden für Empörung unter den Werder-Fans sorgte. Ausgerechnet kurz vor dem großen Uefa-Cup-Halbfinale gegen Espanyol Barcelona hatte sich der Nationalspieler mit den Bossen des FC Bayern getroffen – ohne seinen Verein darüber zu informieren. Was geheim bleiben sollte, blieb nicht geheim. Werder Bremen verlor mit 0:3 gegen die Spanier, Miroslav Klose spielte unterirdisch – und war anschließend bei den Fans unten durch. Mehr noch: Durch die Boulevardmedien wurden damals schmutzige Geschichten über Kloses Privatleben gepeitscht, seiner Frau wurde sogar ein Verhältnis mit einem von Kloses Mannschaftskameraden unterstellt.

Tim Borowski geht darauf nicht ein, sagt aber: „Es war viel Unruhe in der Mannschaft, es war viel Unruhe in der Fanszene, aber ich glaube, das wurde auch provoziert über gewisse Kanäle bis hin zu den Medien, die das natürlich gerne aufgenommen haben.“ Und weiter: „Es war keine schöne Situation, weder für die Mannschaft noch vor allem für Miro und seine Familie.“ Borowski sei überrascht gewesen, „wie schmutzig man Kampagnen spielen kann. Das hatte eine neue negative Qualität.“

Werder Bremen-Ex-Star Tim Borowski war „sauer“, dass die Anfrage vom FC Bayern München erst 2008 kam

Nichtsdestotrotz: Tim Borowski folgte Miroslav Klose ein Jahr später, im Sommer 2008, zum FC Bayern München. Seinen Wechsel erklärt er heute so: „Mir ging es darum, immer auf Topniveau bei den besten Vereinen zu spielen. Das war für mich immer Werder Bremen – und dann kam die Anfrage von Bayern München.“ Er hatte hohe Ansprüche an sich und seine Karriere: „Ich wollte einfach diese Stempel haben: Ich will Champions League spielen, ich will erfolgreich sein, ich will Titel sammeln – und nicht jeder Spieler kann von sich behaupten, dass er bei Bayern München gespielt hat. Auch diesen Stempel wollte ich auf meiner Visitenkarte haben. Das war mein persönliches Ziel.“

Tim Borowski hatte damals „diese neue Erfahrung, diese Challenge“ gewollt. Und eigentlich kam sie ihm schon zu spät. „Ehrlich gesagt habe ich zwei Jahre früher schon damit gerechnet“, sagte der einstige deutsche Nationalspieler. „Da war ich tatsächlich auch ein bisschen sauer, dass die Bayern nach der WM 2006 nicht direkt reagiert haben.“ Vielleicht ganz gut, dass die Fans von Werder Bremen das damals nicht gewusst haben. (han)

DIE DEICHSTUBE ALS KOSTENLOSE APP

Die DeichStube gibt es jetzt auch als kostenlose App. Einfach downloaden!

Kommentare