Vor dem Werder-Spiel in Berlin
„Kohle“ kehrt zurück: Für Werders Co-Trainer Kohlmann wird das Union-Spiel zur Reise in die Vergangenheit
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Für Werder Bremens Co-Trainer Patrick Kohlmann wird das Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin ein ganz besonderes - es wird zur Reise in die Vergangenheit.
Bremen/Berlin – Das erste Tor. Ein Titelgewinn. Die Rettung im Abstiegskampf. Oder das Comeback nach langer Verletzungspause. Für Fußballer gibt es im Laufe einer Karriere mindestens diesen einen Moment, von dem sie später sagen, ihn nie mehr vergessen zu werden. Der von Patrick Kohlmann spielt in Berlin. Im Olympiastadion. Und hat – so viel seit vorweggenommen – mit dem DFB-Pokal rein gar nichts zu tun. Es ist der 5. Februar 2011, ein regnerischer Samstag, als in der Hauptstadt Historisches passiert: Zum ersten Mal überhaupt gewinnt der 1. FC Union Berlin das Stadtderby gegen die (zumindest damals noch) große Hertha. 2:1 heißt es in der 2. Liga am Ende vor 74.244 Zuschauern, davon 20.000 Union-Fans. Und Kohlmann ist mittendrin.
Die vollen 90 Minuten lang ackert, grätscht und flankt der Linksverteidiger – und holt sogar den Freistoß vor dem Siegtreffer von Kapitän Torsten Mattuschka heraus. Spätestens seit diesem Tag genießt auch „Kohle“ in Berlin-Köpenick so etwas wie Legendenstatus, auch wenn er selbst viel zu zurückhaltend ist, um diese Einschätzung zu bestätigen. Am Samstag kehrt der 40-Jährige nun als Co-Trainer des SV Werder Bremen an die Alte Försterei zurück – „voller Vorfreude“, wie er gegenüber der DeichStube betont.
Werder Bremen-Co-Trainer Patrick Kohlmann hatte bei Union Berlin die beste Zeit seiner Spieler-Karriere
„Es ist kein Geheimnis, dass ich bei Union die beste Zeit meiner Karriere hatte“, sagt Patrick Kohlmann, der zwischen 2008 und 2014 insgesamt 175 Pflichtspiele für die Eisernen absolviert – und die besondere Atmosphäre während der Heimspiele bis heute nicht vergessen hat. „Die Fans unterstützen ihre Mannschaft bedingungslos, immer. Es gibt bei Union das ungeschriebene Gesetz, dass vor dem Abpfiff niemand seinen Platz verlässt.“ Was inzwischen auch ziemlich komisch wäre. Schließlich zählt Union Berlin heute zu den absoluten Spitzenclubs der Liga. In der laufenden Saison hat die Mannschaft von Cheftrainer Urs Fischer als einziges Team noch kein Heimspiel verloren.
„Man kann vor dem Weg, den Union hingelegt hat, nur den Hut ziehen“, betont Kohlmann einige Tage vor der Rückkehr mit dem SV Werder Bremen. Und verdeutlicht: „Als ich 2014 gegangen bin war jedenfalls nicht abzusehen, dass sich der Verein neun Jahre später erstmals für die Champions League qualifizieren könnte.“
Werder Bremen-Co-Trainer Patrick Kohlmann hat bis heute engen Kontakt zu Union Berlin
Patrick Kohlmann war im Juli 2008 von Rot-Weiß Erfurt zum damaligen Drittligisten Union Berlin gewechselt. Trainer Uwe Neuhaus, mit dem er einige Jahre zuvor in der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund zusammengearbeitet hatte, hatte sich an ihn erinnert und nahm die Rolle des einstigen Förderers sofort wieder ein. Auf der linken Seite war der Neuzugang vom Start weg gesetzt, absolvierte in seiner ersten Saison 26 Spiele – und feierte mit Union am Ende als Drittliga-Meister im Frühjahr 2009 den Aufstieg. In den Folgejahren setzte sich der Verein in der 2. Liga fest. Nach insgesamt sechs Jahren wurde Kohlmann dann am Ende der Saison 2013/14 feierlich von den Eisernen verabschiedet. Sein Weg führte weiter zu Holstein Kiel, wo er einen gewissen Ole Werner kennenlernte, neben dem er seit Herbst 2021 für Werder Bremen auf der Trainerbank sitzt.
Die Aufstellung von Werder Bremen gegen Union Berlin: Die Startelf im Fokus!
Kontakt zu den alten Weggefährten aus Köpenick pflegt Kohlmann dabei bis heute. „Unions Co-Trainer Sebastian Bönig ist einer meiner besten Freunde“, sagt der Bremer Assistenzcoach. Auch mit den Ex-Profis Michael Parensen und Mattuschka tauscht er sich noch immer regelmäßig aus. Hin und wieder dürfte dabei auch der historische Derbysieg aus dem Februar 2011 zur Sprache kommen, anlässlich dessen zehnten Jahrestags Siegtorschütze Mattuschka 2021 einen 0-Euro-Schein herausgab. Auf der Rückseite: Europäische Sehenswürdigkeiten. Und auf der Vorderseite: Mattuschka bei der Ausführung des entscheidenden Freistoßes. Daneben steht geschrieben: „Stadtmeister“ und „Berlins Nummer eins“. Ein Slogan der längst zum Dauerzustand geworden ist.
Patrick Kohlmann will mit Werder Bremen gegen Union Berlin gewinnen - und hofft auf die BVB-Meisterschaft
„Es ist toll zu sehen, wie der Verein aus seinen Möglichkeiten das Beste gemacht hat“, sagt Patrick Kohlmann, der am Samstag aber trotzdem den Spielverderber an alter Wirkungsstätte geben will. Der Plan des SV Werder Bremen ist es, sich mit einem Sieg aus der Saison zu verabschieden, was bedeuten könnte, dass die Eisernen den sicheren Champions-League-Platz vier noch einbüßen. „Wir wissen um Unions Stärken, wollen aber mutig auftreten“, kündigt Kohlmann an. Im Moment des Abpfiffs, so viel steht fest, werden die Gedanken des Bremer Co-Trainers aber so oder so blitzschnell in Richtung Ruhrgebiet wandern.
Als gebürtiger Dortmunder und Ex-BVB-Spieler drückt er den Schwarz-Gelben im Titelrennen mit dem FC Bayern natürlich die Daumen. „Nach unserem Spiel werde ich mich sofort erkundigen, was Dortmund gemacht hat“, sagt Kohlmann. Zeit, um mit einigen der ehemaligen Union-Kollegen in Erinnerungen zu schwelgen, ist danach ja auch noch genug. (dco)