Nach 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern
Werder Bremen will sich nicht wie ein Verlierer fühlen
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Der SV Werder Bremen verliert 1:2 (0:0) gegen den FC Bayern und ist trotzdem stolz, den Münchnern Paroli geboten zu haben - der Nachbericht der DeichStube.
Bremen – Waren die Zahlen auch noch so gruselig, der SV Werder Bremen wollte sich dafür an diesem Abend einfach nicht schämen. Im Gegenteil: Die Grün-Weißen reagierten mit Stolz und Selbstbewusstsein auf die 1:2-Heimniederlage gegen den Tabellenführer FC Bayern München. Und das nach einer engagierten Leistung durchaus berechtigt – zumindest zum Teil. Mittelfeldmann Leonardo Bittencourt lehnte sich in Sachen Klassenerhalt sogar schon mal so weit wie bislang kein anderer Bremer aus dem Fenster: „Es sind noch drei Spiele, wir haben 35 Punkte. Die Mannschaften auf dem Relegationsplatz und dem ersten Abstiegsplatz haben 28 Punkte. Ich gehe davon aus, dass wir drinbleiben.“
Dieses Thema hätte der SV Werder Bremen schon am Samstagabend erledigt haben können. Denn die seit Wochen angeschlagenen Bayern waren tatsächlich mal besiegbar. „Wir hatten sehr viel von dem, was man braucht, um die Bayern zu schlagen“, meinte Coach Ole Werner. Doch es habe die Effektivität vor dem gegnerischen Tor gefehlt, monierte der Coach. Erst spät hatte Niklas Schmidt mit einem Traumtor (86.) etwas Grün-Weißes auf die Anzeigetafel gezaubert und die Bayern nach deren Treffern von Serge Gnabry (62.) und Leroy Sane (72.) wieder ins Wanken gebracht. So wie zuvor schon Christian Groß mit seiner Megachance in Halbzeit eins. Auch Mitchell Weiser hatte den Bayern mit seinem versuchten Hackentrick im Fünfmeterraum einen spürbaren Nadelstich versetzt.
Werder Bremen verliert gegen den FC Bayern und ist trotzdem stolz
Aus den zu Beginn nur tapfer verteidigenden Gastgebern waren Angreifer geworden, die gegen spielerisch deutlich überlegene Münchner ihre Chance witterten. Doch sie nutzen ihre Gelegenheiten in Abwesenheit von Torjäger Niclas Füllkrug einfach nicht. Der saß mit seiner lädierten Wade oben auf der Pressetribüne und wurde unten auf dem Rasen sträflich vermisst. Wenngleich sich sein Ersatz Romano Schmid, der den Vorzug vor Maximilian Philipp erhalten hatte, nach Kräften mühte, Akzente zu setzen. Aber Füllkrug (1,89 Meter) und Schmid (1,68) sind eben grundverschiedene Spielertypen mit einer ganz unterschiedlichen Wucht.
Die fehlte Werder Bremen oftmals auf dem Weg nach vorne. Hinten sah das etwas anders, da hielten die Bremer lange Zeit sehr kraftvoll dagegen. Niklas Stark und Co. machten fehlendes Tempo gegen das Münchner Starensemble mit viel Leidenschaft wett. Und Jiri Pavlenka zeigte gegen Benjamin Pavard eine Weltklasse-Parade. Trotzdem wurde ein übler Vereinsrekord weiter ausgebaut: Auch im neunten Spiel in Folge kassierte Werder mindestens zwei Gegentore. Und das wieder nach einer „top Verteidigungsleistung“, wie Werner lobte. Diesmal waren die individuellen Fehler nicht ganz so groß wie zuletzt, aber dennoch nicht zu übersehen.
Werder Bremen holt gegen den FC Bayern München einen Negativ-Rekord der Bundesliga
Beim 0:1 agierten Mitchell Weiser, Niklas Stark und Marco Friedl nicht konsequent genug, während Anthony Jung das Abseits aufhob. Und beim 0:2 stieß Stark nicht zielstrebig genug heraus und Jung ließ sich auf der Außenbahn vernaschen. Coach Ole Werner war das freilich nicht entgangen, „aber es ist auch nicht wahnsinnig viel schiefgelaufen“, meinte er bezogen auf den ersten Treffer. Beim zweiten habe sich die rechte Seite etwas zu sehr locken lassen und damit die Kollegen auf links nach einer Münchner Verlagerung in die Bredouille gebracht.
Das Problem der vielen Gegentore ist also geblieben. Wobei vielleicht auch nicht zu erwarten gewesen ist, dass diese Serie ausgerechnet gegen den um die Meisterschaft kämpfenden FC Bayern reist. Zum 27. Mal in Folge gab es nun schon keinen Bremer Bundesligasieg gegen die Münchner. So eine Negativserie hat es in der Bundesliga-Geschichte noch nicht gegeben. Das ist genauso eine Gruselbilanz wie die nun schon zehn Bremer Heimniederlagen in dieser Saison – trotz einer wieder einmal unglaublichen Unterstützung im natürlich mit 42.100 Zuschauern ausverkauften Wohninvest Weserstadion. Nur in der Saison 2019/20 setzte es an der Weser mehr Pleiten - und zwar zwölf. Auch deshalb landete Werder Bremen damals in der Relegation, in der nur knapp gegen Heidenheim die Rettung gelang.
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Werder Bremens Trainer Ole Werner nach Pleite gegen den FC Bayern: „Brauchen noch Punkte“
Theoretisch könnte der SV Werder Bremen auch in dieser Saison noch nachsitzen müssen. „Solange du nicht sicher bist, bist du nicht sicher“, mahnte Werner einmal mehr: „Wir müssen immer damit rechnen, dass wir noch Punkte brauchen.“ Die sollen möglichst schon am nächsten Sonntag bei RB Leipzig eingefahren werden – noch so ein Topteam. Doch vor den Duellen mit diesen Mannschaften ist Werder nicht bange. „RB Leipzig hat sicherlich eine ähnliche Qualität wie die Bayern, aber mit Leidenschaft und Disziplin können wir auch gegen diese Mannschaften punkten“, meinte Ole Werner und richtete sehr positive Worte an sein Team: „Keiner muss heute mit gesenktem Kopf nach Hausen gehen, wir können stolz auf unsere Leistung gegen eine Weltklasse-Mannschaft sein.“ Und das waren die Spieler auch – wie zum Beispiel Schmid: „Wir haben heute gegen Bayern München gespielt und konnten über weite Strecken mithalten. Man muss anerkennen, dass wir sieben Punkte Vorsprung haben und ein großes Selbstbewusstsein.“ Was nach nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen schon etwas speziell klingt. Aber Werder will sich einfach nicht als Verlierer fühlen.
SV Werder Bremen: Pavlenka – Pieper (54. Veljkovic), Stark, Friedl – Weiser, Groß (77. Gruev), Jung (77. Buchanan) – Bittencourt, Stage – Schmid, Ducksch (77. Philipp).