Ex-Werder-Bremen-Profi Wesley (li.) schoss nach seinem Treffer zum 5:3-Endstand gegen Freiburg in der Saison 2011/12 das legendäre Jubelfoto von Marko Arnautovic (re.).
+
Ex-Werder-Bremen-Profi Wesley (li.) schoss nach seinem Treffer zum 5:3-Endstand gegen Freiburg in der Saison 2011/12 das legendäre Jubelfoto von Marko Arnautovic (re.).

Ex-Werder-Spieler will Spielerberater werden

Ein Foto für die Ewigkeit - Ex-Werder-Profi Wesley beendet seine Karriere

Der Brasilianer Wesley wechselte im Sommer 2010 zum SV Werder Bremen, doch richtig glücklich wurde er an der Weser nie. Im März 2012 ging er zurück in seine Heimat, wo er jetzt seine Karriere beendet hat.

Bremen – Er hat definitiv seinen großen Moment im Weserstadion gehabt. Elfeinhalb Jahre ist das inzwischen schon her. Vergessen ist die Szene allerdings nicht. Und wird es vermutlich auch nie sein. Es gibt schließlich ein Foto davon – wobei: streng genommen sogar zwei. Eines zeigt den damaligen Werder-Profi Wesley am 20. August 2011 beim wohl ungewöhnlichsten Torjubel der Bremer Vereinsgeschichte. Das andere hat er dabei selbst aufgenommen. Nachdem der Brasilianer im Heimspiel gegen den SC Freiburg den Treffer zum 5:3-Endstand erzielt hatte, schnappte er sich kurzerhand die Kamera eines Fotografen und setzte Teamkollege Marko Arnautovic vor der feiernden Ostkurve in Szene. „Ich wollte immer schon ein Bild von mir vor unserer Kurve haben“, schwärmte der Österreicher damals. Rückblickend muss jedoch festgehalten werden, dass Wesley darüber hinaus nicht allzu viele Menschen bei Werder Bremen glücklich gemacht hat. Im Gegenteil. Bis heute gilt der Mann, der seine Karriere nun im Alter von 35 Jahren beendet hat, am Osterdeich als einer der größten Transfer-Flops aller Zeiten. Rekonstruktion eines Missverständnisses.

Werder Bremen zahlte im Sommer 2010 eine Ablöse in Höhe von 7,5 Millionen Euro für Wesley

Es war ein Kraftakt. Eines dieser Geschäfte, die sich hinziehen wie Kaugummi, bei denen immer wieder neue Unwägbarkeiten auftauchen. Monatelang hatten Werders Verantwortliche um Sportchef Klaus Allofs daran gewerkelt, diesen 23-jährigen, hochtalentierten Mittelfeldspieler vom FC Santos mit dem klangvollen Namen Wesley Lopes Beltrame nach Norddeutschland zu lotsen. Komplizierte Rechteverhältnisse sowie andere Interessenten standen dem bis zuletzt im Wege. Entsprechend froh waren die Bremer Bosse, als der neue Mann am 24. August 2010, einem Dienstag, erstmals in Kluft des SV Werder Bremen auf dem Trainingsplatz stand. „Mit seiner Vielseitigkeit und Dynamik wird er unser Spiel bereichern“, schwärmte Allofs, während Wesley selbst versprach: „Ich will unseren Anhängern Spaß machen.“ 7,5 Millionen Euro hatte sich der Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer den viel beachteten Deal kosten lassen, womit Wesley damals nach Marko Marin und Carlos Alberto zum drittteuersten Transfer der Vereinsgeschichte wurde.

Von Völler bis Füllkrug: Diese Werder-Profis wurden Bundesliga-Torschützenkönig

Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig.
Rudi Völler – 1982/1983: Die Geburt eines Topstars! Gleich in seiner ersten Saison bei Werder Bremen wurde der Stürmer Torschützenkönig. © IMAGO / Schumann
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister.
In der Saison 1982/83 bekam Rudi Völler für 23 Treffer die berühmte Torjägerkanone. Mit Werder Bremen wurde er hauchdünn nur Vizemeister. © IMAGO / Schumann
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig.
Mario Basler – 1994/1995: Das ist eine Seltenheit! Als Mittelfeldspieler wurde der Profi von Werder Bremen Torschützenkönig. © IMAGO / MIS
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken!
Mario Basler erzielte in der Bundesliga-Saison 1994/95 20 Saisontore für Werder Bremen – darunter drei (!) direkt verwandelte Ecken! © IMAGO / Uwe Kraft
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg…
Ailton – 2003/2004: Krönung der Double-Saison! Der Brasilianer feierte mit Werder Bremen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal-Sieg… © IMAGO / Contrast
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete.
… sondern wurde mit 28 Toren auch Torschützenkönig. Im Bild: Ailtons legendärer Schlenzer gegen den FC Bayern zum 3:1-Sieg, der Werder Bremens Meistertitel 2004 eintütete. © IMAGO / Kolvenbach
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig.
Miroslav Klose – 2005/2006: Und ewig fliegt der Salto! Der Nationalstürmer in Diensten des SV Werder Bremen ballerte sich mit 25 Toren zum Torschützenkönig. © IMAGO / ExSpo
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister.
Dafür bekam Miroslav Klose vom damaligen „kicker“-Chefredakteur Rainer Holzschuh die Torjägerkanone verliehen. Mit Werder Bremen wurde er 2005/06 Vizemeister. © IMAGO / Sven Simon
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone.
Niclas Füllkrug – 2022/2023: Bei Aufsteiger Werder Bremen reichen Niclas Füllkrug 16 Tore zur Torjägerkanone. © gumzmedia

Sein Start war dann auch durchaus verheißungsvoll. Vor allem die Laufstärke des Neuzugangs ließ nach den ersten Spielen auf eine echte Verstärkung hoffen, zu der Wesley aber nie werden sollte. In seinem elften Bundesliga-Einsatz zog sich der Brasilianer während des Auswärtsspiels bei Schalke 04 einen Sehnenanriss zu und viel drei Monate lang aus. Danach kam er nicht mehr in Tritt, geriet auch neben dem Spielfeld mehr und mehr ins Abseits, weil Chefcoach Thomas Schaaf mit der Einstellung des Profis nicht einverstanden war. Mal schickte er Wesley vorzeitig vom Trainingsplatz, später verbannte er ihn für eine Partie aus dem Kader. Zum endgültigen Bruch zwischen Spieler und Trainer kam es dann im November 2011 nach einem Testspiel in Braunschweig, bei dem sich Wesley aufreizend lustlos präsentiert hatte. „Da gibt’s nichts mehr zu erklären“, grummelte der Coach nach dem Abpfiff. In der Folge kam Wesley nur noch zu drei Kurzeinsätzen für Werder Bremen, ehe er im März 2012 in seine Heimat zurückkehrte.

Ex-Werder-Bremen-Profi Wesley will nach seiner aktiven Fußballkarriere Spielerberater werden

Dort spielte er bis zum Ende seiner Karriere für Palmeiras, den FC Sao Paulo, Sport Recife, America FC, Criciuma EC, Avai FC, den Clube de Regatas Brasil und zuletzt für Ponte Preta. Nun möchte der frühere Spieler der SV Werder Bremen Spielerberater werden. Dabei gibt es jemanden, der ihm durchaus eine andere Karriere nach der Karriere zugetraut hätte. Fotograf Björn Hake war es, von dem Wesley einst die Kamera für das Torjubel-Foto bekam. Gegenüber dem Magazin „11 Freunde“ hat er mal erklärt: „Er schaute auf das Display und versuchte, das Gerät perfekt einzustellen, was aber gar nicht nötig war. Seine Fotos wurden dennoch gestochen scharf, und auch der Bildausschnitt mit Arnautovic passte. Wesleys Fotos sind schwer in Ordnung.“ (dco)

DIE DEICHSTUBE ALS KOSTENLOSE APP

Die DeichStube gibt es jetzt auch als kostenlose App. Einfach downloaden!

Kommentare