Zwei Siege zum Rückrundenstart
Endlich auch mal wieder sonntags: Werders traumhafter Sieg in Stuttgart beendet Fluch und vergrößert Vorsprung
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Der SV Werder Bremen hat mit 2:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart gewonnen und dabei nicht nur eine schlimme Sonntagsserie gebrochen, sondern auch echte Big Points im Bundesliga-Abstiegskampf eingefahren. Ein kommentierter Spielbericht.
Stuttgart – Die Profis des SV Werder Bremen waren noch gar nicht richtig in der Kabine angekommen, da rollte bereits die Belohnung in die Umkleide. Auf einem kleinen Wägelchen wurden etliche Pizzakartons zu den Siegern gebracht – und Stürmer Niclas Füllkrug freute sich nach dem 2:0 (0:0)-Auswärtserfolg der Grün-Weißen beim VfB Stuttgart so richtig auf die italienischen Teigfladen. „Wichtig sind jetzt Kohlenhydrate nach dem Spiel“, sagte er und grinste breit. Getroffen hatte der Torjäger dieses Mal zwar nicht, aber das machte auch nichts. Denn Jens Stage und Marvin Ducksch waren mit zwei „Sonntagsschüssen“, wie sie VfB-Trainer Bruno Labbadia hinterher nannte, in die Bresche gesprungen. Und wenn nicht an einem Sonntag, wann denn dann? Zumal die Bremer damit einen lange währenden Fluch durchbrachen.
Man muss schon etwas in der Historie zurückschauen, um zu sehen, wann Werder Bremen letztmals am siebten Tag der Woche in der Bundesliga jubeln durfte. Am 1. Dezember 2019 war es, als der VfL Wolfsburg mit 3:2 bezwungen wurde, danach folgten zehn Partien, die jeweils ohne dreifachen Punktgewinn endeten. Doch das ist Vergangenheit. Was zählt, ist die Gegenwart. Und die kann sich mehr als sehen lassen aus Sicht der Hanseaten. Auf satte 27 Zähler ist das Punktekonto dank des Triumphes im Schwabenland inzwischen angewachsen, elf Punkte beträgt der Vorsprung schon auf den Relegationsplatz. Nicht schlecht für einen Aufsteiger. Doch so, wie sie bei Werder nicht durchgedreht sind, als es die 1:7-Klatsche in Köln gab, so sehr bleiben alle Beteiligten auch jetzt bei sich.
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Werder Bremen bricht Sonntagsfluch und nach dem Sieg beim VfB Stuttgart elf Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz
„Wir haben über weite Strecken vieles richtig gemacht, aber es gab auch Phasen, in denen nicht alles gut war“, bilanzierte etwa Trainer Ole Werner sachlich und nüchtern. Und in der Tat dauerte es ein wenig, ehe die Bremer so richtig in die Partie gekommen waren. Zunächst begannen nämlich die Gastgeber forsch und hatten nach Fehlern von Niklas Stark (6.) und Torhüter Jiri Pavlenka (9.) gute Chancen zur Führung. Doch die Schwaben schlugen nicht zu, und Werder Bremen arbeitete sich stetig in ein Spiel herein, das in den ersten 45 Minuten durchaus temporeich daherkam. Nach einer Viertelstunde hatte Leonardo Bittencourt, der den gesperrten Mitchell Weiser gut auf der rechten Außenbahn vertrat, die erste Chance, scheiterte aber an Keeper Florian Müller. Werder war nun leicht überlegen und hatte durch Marvin Ducksch die nächste gute Gelegenheit zur Führung, doch sein Freistoß rauschte knapp am Kasten vorbei (42.). Zwar wurden auch Stuttgarts Luca Pfeiffer und Chris Führich vor der Pause noch einmal gefährlich, ein knapper Vorsprung der Gäste wäre dennoch absolut verdient gewesen.
Nach dem Seitenwechsel dauerte es einen Moment, ehe Verpasstes nachgeholt wurde. Nach einer knappen Stunde landete der Ball in der Spitze, wo Füllkrug eigentlich ablegen wollte – musste er aber gar nicht, weil VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos genau in den Lauf des erneut auffälligen Jens Stage klärte. Und der Däne überlegte nicht lange und setzte das Spielgerät sehenswert, ein wenig glücklich und deshalb unhaltbar in den Winkel (59.). Der grün-weiße Anhang jubelte, Stage brüllte seine ganze Freude über seinen ersten Bundesligatreffer in den Abendhimmel.
Werder Bremens Kapitän Marco Friedl holt sich in Stuttgart die fünfte Gelbe Karte ab
Das Stuttgarter Publikum wurde allmählich unruhig. Zumal das eigene Team trotz nun wieder erhöhter Schlagzahl kaum noch für Gefahr sorgte. Werder Bremens Hintermannschaft klärte dagegen unter Druck konsequent und verbissen. Allerdings nicht immer nach Regelwerk, weshalb Kapitän Marco Friedl die fünfte Gelbe Karte sah und so in der kommenden Woche beim Auftritt gegen Borussia Dortmund fehlen wird. Doch das sollte die letzte schlechte Nachricht des Abends gewesen sein, denn kurz darauf kam noch der große Ducksch-Moment. Der Angreifer, dem insgesamt nicht viel gelungen war, erzielte mit einem fabelhaften Schlenzer in seiner ihm eigenen Manier das 2:0 (77.). Vor dem Gästeblock bestand kurz die Gefahr, dass der Torschütze vor Freude so richtig durchdrehen könnte, doch er wurde von seinen Mitspielern wieder eingefangen.
Der Treffer blieb nicht ohne Wirkung. Vom VfB Stuttgart kam nichts mehr, Werder Bremen dagegen hielt nach längerer Zeit mal wieder die Null und belohnte sich obendrein mit dem Sprung auf Tabellenplatz acht. „Das war insgesamt ein sehr gutes Auswärtsspiel von uns“, lobte Ole Werner. „Wir haben schon gegen Union Berlin und den VfL Wolfsburg in Anbetracht der Qualitäten der Gegner wenig zugelassen. Die Mannschaft hat in drei von vier Spielen in diesem Jahr defensiv wirklich einen guten Job gemacht.“ Und deswegen, das war beim späteren Gang in den Mannschaftsbus nicht zu übersehen, schmeckte die gelieferte Pizza dieses Mal auch besonders gut. (mbü)