Werder-Talent im DeichStube-Interview
„Es ist eine besondere Geschichte“: Woltemade im Interview über seinen sportlichen Aufschwung in der 3. Liga und die Zukunft bei Werder
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Seit seiner Leihe zum SV Elversberg blüht Nick Woltemade richtig auf. Das an den Drittligisten verliehene Talent des SV Werder Bremen ist einer der Leistungsträger des Tabellenführers. Im Interview mit der DeichStube erklärt der 21-Jährige, warum es für ihn im Saarland so gut läuft und was er sich nach seiner Rückkehr zu Werder im Sommer verspricht.
Elversberg - Möglichst viel Spielpraxis sammeln, um in der Entwicklung als junger Fußballprofi voranzukommen - mit diesem Ziel hat sich Nick Woltemade im vergangenen Sommer vom Bundesliga-Aufsteiger SV Werder Bremen an den Drittliga-Neuling SV Elversberg ausleihen lassen. Längst ist klar, dass sein Plan aufgeht. Woltemade ist inzwischen einer der Leistungsträger des Teams, mit dem er komfortabel an der Tabellenspitze steht. Im Gespräch mit der DeichStube hat der 21-Jährige erklärt, warum es für ihn im Saarland so gut läuft, was er sich nach seiner Rückkehr zu Werder im Sommer verspricht - und was sein spezieller Torjubel zu bedeuten hat.
Herr Woltemade, bei der SV Elversberg feiern Sie Tore mit einer ganz speziellen Geste, die Sie mit Ihren Händen formen. Es sieht ein wenig aus wie ein richtiger und ein umgedrehter Heavy-Metal-Gruß. Was verbirgt sich dahinter?
(lacht) Also mit Heavy Metal hat es nichts zu tun. Freunde von mir aus der Schulzeit, die nicht so viel mit Fußball am Hut haben, haben früher zu mir gesagt, dass ich mir mal einen coolen Torjubel überlegen soll. Sie kamen dann irgendwann auf die Idee, dass die Zeichen mit den Händen für „N“ und „W“ stehen könnten, also für meine Initialen. Deshalb grüße ich die Jungs nach Toren damit.
In der laufenden Drittliga-Saison haben Sie bereits sechs Mal getroffen, dazu acht Treffer vorbereitet. Warum läuft es für Sie im Saarland so gut?
Ich fühle mich hier einfach super wohl. Mit der Mannschaft macht es auf und neben dem Platz unglaublich viel Spaß. Der ganze Verein ist sehr familiär. Hier ist alles ein bisschen kleiner. Das ist auch in der Hinsicht ein Vorteil, weil man eigentlich jeden schon nach der ersten Woche kennt. Das Trainerteam arbeitet super mit mir. Gerade in der Anfangszeit haben sie mir sehr geholfen und die nötige Zeit gegeben. Dass wir als Mannschaft weiterhin so gut performen und ich meinen Teil dazu beitragen kann, freut mich natürlich sehr.
Werder Bremens Talent Nick Woltemade: „Die SV Elversberg ist kein typischer Aufsteiger“
Ganz ehrlich: Hatten Sie den Namen SV Elversberg schon einmal gehört, bevor es mit der Leihe im vergangenen Sommer konkret wurde?
Vom Namen her kannte ich Elversberg tatsächlich, aber ich hatte natürlich überhaupt keinen Berührungspunkt dazu. Ich habe mich damit beschäftigt, welcher Verein zu meinem Spielstil und zu meiner Art passen könnte, und da gab es viele Dinge, die für Elversberg gesprochen haben. Dazu kam, dass die Mannschaft zu Saisonbeginn Leverkusen aus dem Pokal geworfen hat und in der 3. Liga direkt oben mit dabei war. Dadurch konnte ich sehen, dass es kein typischer Aufsteiger ist und die Art des Fußballs sehr gut funktioniert. Nach den ersten Gesprächen mit Horst Steffen (Elversbergs Trainer, Anm. d. Red.) und Nils-Ole Book (Elversbergs Sportdirektor, Anm. d. Red.) war ich mir schnell sicher, dass ich es machen möchte.
Zu Beginn haben Sie trotzdem etwas Anlaufzeit gebraucht…
Ich denke, dass das ganz normal ist. Ich bin immer noch ein sehr junger Spieler. Es ist meine erste Herrensaison, in der ich auf viel Spielzeit komme. Ich kam in eine Mannschaft, die gerade eben erst aufgestiegen war, die dann Leverkusen aus dem Pokal geschmissen und von den ersten Saisonspielen fast alle gewonnen hat. Auch an die Intensität des Fußballs musste ich mich erst gewöhnen. Diese Zeit habe ich mir aber gegeben. Der Trainer hat, anders als ich das bisher im Profifußball gewohnt war, von Anfang an sehr viel mit mir gesprochen und mir immer das Gefühl gegeben, dass ich hier genau richtig bin.
Was ist Horst Steffen für ein Typ und welchen Anteil trägt er an Ihrem sportlichen Aufschwung?
(schmunzelt) Ich weiß nicht, ob er das gerne hört, aber er verkörpert schon eine Art Vaterfigur. Er bindet immer die ganze Mannschaft mit ein, sorgt dafür, dass alle Spieler teilhaben. Das habe ich noch nie so erlebt. Jeder freut sich für den anderen, die Stimmung ist immer positiv. Das hat sehr viel damit zu tun, wie der Trainer mit uns umgeht. Er hat ein sehr gutes Gespür dafür, eine Mannschaft zu leiten.
Mittelfeldspieler Thore Jacobsen kannten Sie schon aus gemeinsamen Zeiten bei Werder. Wie sehr hat er Ihnen geholfen?
Ja, genau. Er ist sehr wichtig für mich und hat mir beim Ankommen definitiv geholfen. In Bremen hatten wir gar nicht so viel miteinander zu tun. Hier haben wir dann schnell gemerkt, wie gut es passt. Wir sind jeden Tag zusammen unterwegs und gehen oft nach dem Training gemeinsam etwas essen. Gefühlt sind wir die einzigen Spieler bei uns, die noch keine Kinder haben. Da können wir die freie Zeit gut gemeinsam nutzen (lacht).
Werder Bremens Nick Woltemade über SV Elversberg: „Zahlt sich aus, dass über Jahre an den handelnden Personen festgehalten wurde“
Elversberg führt die Drittliga-Tabelle komfortabel an – als Aufsteiger, dessen Kader sich vor der Saison gar nicht großartig verändert hat. Wie ist das möglich?
Es ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Es zahlt sich einfach aus, dass über Jahre an den handelnden Personen festgehalten wurde. Es ist ein fester Kern zusammengewachsen, die Abläufe stimmen, und keiner lässt locker. Wir schießen oft schon in den ersten 20 Minuten Tore. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir immer bereit sind und Spiele unbedingt gewinnen wollen. Zudem können wir auch Ausfälle von wichtigen Spielern gut kompensieren.
Von bisher 24 Saisonspielen hat die SV Elversberg 18 gewonnen, drei unentschieden gespielt und nur drei verloren. Kann sich die Mannschaft nur noch selbst am Gang in die 2. Liga hindern?
Wenn man nur die Tabelle sieht, ist so etwas natürlich leicht gesagt. Wichtig ist aber, dass wir weiterhin Gas geben und da sind. Dann ist es schwierig, uns aufzuhalten. Natürlich wollen wir ganz oben bleiben. Ich glaube, wir haben längst dafür gesorgt, dass man unsere Saison nicht mehr als glücklichen Lauf betrachtet, sondern die Qualität und harte Arbeit des Vereins sieht.
Ihr Vertrag bei Werder läuft noch über den Sommer hinaus, heißt: Nach der Leihe kehren Sie in einigen Monaten nach Bremen zurück. Wie blicken Sie auf diese Zeit?
Ich werde erstmal weiter versuchen, meine Scorerpunkte für Elversberg zu holen, damit wir mit der Mannschaft weiterhin Erfolg haben. Danach geht es zurück nach Bremen. Jeder weiß, dass mir die Stadt und der Verein sehr am Herzen liegen.
An Ihrem großen Ziel, als gebürtiger Bremer eines Tages für Werder in der Bundesliga zu spielen, hat sich demnach also nichts geändert…
Nein, daran hat sich nichts geändert. In der höchsten Klasse zu spielen, ist das Ziel von jedem Sportler. Wenn man das dann auch noch in seiner Heimatstadt tun kann, ist es etwas ganz Besonderes. Es ist immer noch mein Ziel.
Nick Woltemade über Werder Bremen: „Ich bin sehr froh darüber, wie es gerade für Werder läuft“
Wie sehr schauen Sie aktuell auf Werder?
Ich sehe mir jedes Spiel an und habe immer noch reichlich Kontakt zu den Jungs. Sie machen es als Aufsteiger wirklich gut. Ich bin sehr froh darüber, wie es für Werder gerade läuft.
Wer ist denn während der Leihe Ihr Ansprechpartner bei Werder?
Clemens Fritz (Werders Leiter Profifußball, Anm. d. Red.). Wir telefonieren etwa einmal im Monat und tauschen uns über die aktuelle Situation aus.
Haben Sie mit ihm oder Cheftrainer Ole Werner schon über die neue Saison gesprochen?
Nein, dafür ist es auch noch zu früh. Ich kann nur sagen, dass ich gerne an das anknüpfen würde, was ich jetzt habe. Ich merke einfach, wie wichtig regelmäßige Spielzeit auf dem Platz und das Vertrauen der Verantwortlichen in Elversberg für mich sind. Alles andere ist jetzt noch Zukunftsmusik. Damit beschäftige ich mich noch gar nicht.
Werder Bremens Nick Woltemade über einen Verbleib bei der SV Elversberg: „Da gab es bisher keinen Austausch“
Sie dürften nach der schon jetzt erfolgreichen Leihe aber nur wenig Interesse daran haben, wieder Ihre alte Rolle bei Werder als Ergänzungsspieler einzunehmen, oder?
Genau. Ich war immer davon überzeugt, dass ich es schaffen kann, wenn die sportlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Wie sehr werden Sie von Elversbergs Verantwortlichen bearbeitet, nach einem möglichen Aufstieg in die 2. Liga nicht vielleicht doch noch ein Jahr länger zu bleiben?
(lacht) Da gab es bisher keinen Austausch. Wir fokussieren uns auf den Moment und wollen unsere Ziele erreichen. Darauf konzentriere ich mich. (dco)