Die größte Bremer Chance: In der Nachspielzeit kratzt Kölns Konstantin Rausch einen Kopfball von Thomas Delaney von der Torlinie. Insgesamt bot Werder allerdings zu wenig, um einen Sieg am Ende auch verdient zu haben.
Köln - Wieder kein Tor geschossen, wieder nicht gewonnen – und das beim völlig verunsicherten Tabellenletzten. Doch Werder-Coach Alexander Nouri bekam nach dem am Ende dramatischen 0:0 beim 1. FC Köln erneut eine Jobgarantie.
Auf die Frage, ob Nouri beim nächsten Bundesligaspiel am Sonntag gegen den FC Augsburg auf der Bank sitzen wird, gab es von Frank Baumann ein klares „Ja“. Doch dann sprach der Sportchef selbst eine sehr unangenehme Statistik an, warnte vor deren Folgen und setzte damit Nouri durchaus unter Druck.
„Wir haben jetzt saisonübergreifend zwölf Bundesliga-Spiele hintereinander nicht mehr gewonnen. Das macht etwas mit einer Mannschaft, mit einem Trainer und mit dem Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer“, sagte Baumann in den Katakomben des RheinEnergie-Stadions. „Da hat man nicht mehr die Sicherheit und das Vertrauen in alle Abläufe. Aber wir sind davon überzeugt, die Qualität der Mannschaft wieder auf den Platz zu bekommen.“
Baumann: „Wir haben nicht ewig Zeit“
Dafür ist vor allem der Trainer verantwortlich. Und Baumann merkte an, dass selbst bei Werder die Geduld endlich ist. „Wir haben nicht ewig Zeit, wir brauchen schnell einen Dreier, um nicht den Anschluss ans Mittelfeld zu verlieren“, forderte der 41-Jährige nach neun sieglosen Spielen und nur fünf Punkten in der laufenden Saison.
Werder hatte im Vorfeld der Partie viel getan, um endlich ein Erfolgserlebnis zu feiern. Die Mannschaft war einen Tag eher nach Köln gereist, und Nouri wechselte für das Kellerduell tatsächlich sein System, stellte von Dreier- auf Viererkette um. Davor agierten zwei Sechser, drei Mittelfeldspieler und ein Stürmer. „Wir können in diesem System besser über die Außen spielen“, erklärte Maximilian Eggestein und fügte mit einem Seufzer an: „Okay, heute war das nicht so.“
Einzelkritik: Pavlenka sicher, Bartels ganz schwach
Bei Werder lief von Beginn an nicht viel zusammen. Beim Pressing in der gegnerischen Hälfte fehlte wieder der nötige Druck. Der eigene Spielaufbau wurde sofort mit Fehlpässen selbst zerstört – und hinten hat Werder Kölns Sehrou Guirassy einfach gewähren gelassen. Vielleicht sind die Bremer aber auch einfach nur Hellseher und wussten, dass der bullige Stürmer kein Tor schießen kann, nicht mal aus einem Meter Entfernung wie in der 86. Minute.
Schon vor der Pause hatte der 21-Jährige vier sehr gute Möglichkeiten liegen gelassen. Spätestens da wusste jeder, warum für ihn eigentlich Claudio Pizarro trotz enormen Trainingsrückstands in der Startelf stehen sollte. Doch der 39-jährige Ex-Bremer hatte sich beim Aufwärmen verletzt. Das brachte die Partie schon ein wenig um die besondere Note. Immerhin wurde es in den letzen zwanzig Minuten richtig spannend. „Ein Wahnsinn“, meinte Maximilian Eggestein: „Beide Mannschaften haben mit offenem Visier gespielt, es ging hin und her.“
Erst Hoffenheim, dann Augsburg
Die 50.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena waren begeistert und schockiert zugleich – egal, für wen sie mitfieberten. Für Köln vergab natürlich Guirassy zwei Hundertprozentige. Thomas Delaneys eigentlich schon sicheres 1:0 für Werder in der Nachspielzeit durch einen Kopfball verhinderte Konstantin Rausch mit einer artistischen Einlage auf der Torlinie. Wenig später zielte Ludwig Augustinsson vorbei.
Dann war Schluss – und Kapitän Zlatko Junuzovic stellte richtig fest: „Jeder hat heute gesehen, warum beide Mannschaften so weit unten stehen. Der Ball will einfach nicht rein.“ Bei Werder sind es jetzt schon 394 unendlich lange Minuten. Das hat längst nicht mehr nur mit Glück oder Pech zu tun. Es fehlt in der Offensive die Qualität. „Es gab viel zu viele einfache Fehler“, monierte Baumann.
Die müssen dringend abgestellt werden. Schon am Mittwoch geht es im Weserstadion mit dem DFB-Pokalspiel gegen 1899 Hoffenheim weiter. „Vielleicht können wir ja überraschen“, quetschte sich Junuzovic ein bisschen Optimismus aus den Rippen, gestand dann aber sogleich: „Das Heimspiel am Sonntag gegen Augsburg ist wichtiger.“ Dazu passt, dass Nouri an eine Rotation im Team denkt: „Es wird sicherlich den einen oder anderen Wechsel geben.“ Mit einem Wechsel auf der Trainerbank beschäftigt er sich dagegen nicht: „Ich habe heute eine Mannschaft gesehen, die füreinander gefightet hat ohne Ende. Das ist die Basis. Ich gehe mit voller Energie in die nächsten Aufgaben.“ Noch lässt ihn der Verein das auch.